Text: pressedienst-fahrrad
Ganz wichtig: Anschließen und nicht nur abschließen. Ein Rad, das nicht an einen festen Gegenstand gekettet ist, lässt sich einfach wegtragen und das Schloss später in Ruhe andernorts knacken. „Im Idealfall sollte das Schloss den Rahmen und das Vorderrad an einem festen Gegenstand absichern. Am besten bringt man es möglichst weit oben am Rahmen an. Das erschwert dem Dieb die Arbeit“, rät Torsten Mendel vom Sicherheitsexperten Abus.
Aus Punkt eins resultiert natürlich: Ein Schloss ist immer nur so gut wie sein Konterpart. „Ein morscher Zaun oder ein dünnes Stäbchen sind schneller geknackt als das Schloss. Idealerweise finden Radler Anlehnparker vor“, bekräftigt Fidel Delibalta vom Stadtmöblierer WSM. Verbreitet sind große Bügel mit einer oben angebrachten Schließöse, deren Verwendung verhindert, dass zum Beispiel der Boden als Widerlager für einen Bolzenschneider genutzt werden kann.
Lange Jahre galt: Etwa ein Zehntel des Fahrradpreises solle das Schloss kosten. Bei Preisen für E‑Bikes von mittlerweile 3.000 Euro aufwärts allerdings schwer zu realisieren. Das Preisgefüge bei Schlössern beläuft sich zwischen 20 bis ca. 200 Euro. Bei Schlössern mit besonderen Funktionen wie Alarmanlage oder smartem Schloss können die Preise höher sein. Deshalb ist es wichtig, auf Qualität zu achten. Die teureren Modelle verfügen neben schwer zu durchtrennendem Material auch über hochwertige Schließzylinder, die selbst Schloss-Picking-Methoden standhalten. „Und ein gutes Schloss hat einfach auch abschreckende Wirkung, denn es kann eben bedeuten, dass sich die Diebe ein leichteres Opfer suchen“, sagt Daniel Gareus vom Markenvertreiber Cosmic Sports.
Wer sein hochwertiges, neues Rad noch besser schützen will, der setzt auf zwei Schlösser. Wichtig dabei: Zwei in Bauform und Schließsystem unterschiedliche Schlösser zu verwenden. Denn oftmals haben Raddiebe sich auf eine bestimmte Schlossart spezialisiert. Und sie gehen gern den Weg geringeren Widerstands …
Unterschiedliche Schlösser oder die Absicherung des gesamten Familienfuhrparks können eine anstrengende Sammlung an Fahrradschlüsseln verursachen. „Abhilfe schafft hier die Gruppenschließung, durch die sich mehrere Schlösser mit demselben Schlüssel öffnen lassen“, weiß Markus Riese von Riese & Müller, wo man die Gleichschließung für E‑Bike-Akkus und Faltschlösser anbietet. „Nachschlüssel oder neue Schlösser kann man einfach per Key-Card beim Hersteller ordern.“
Hat man eine Wahl, sollte ein Fahrrad immer an belebten, hellen Stellen angeschlossen sein – und nicht in einer dunklen Gasse. Denn dies wäre eine Einladung, sich in aller Ruhe mit dem Rad zu befassen. Der Rat im Umkehrschluss lautet natürlich: Aufmerksamkeit und Zivilcourage zeigen. Also einschreiten, wenn man einen Diebstahl beobachtet.
„Hat man das Rad mit einem guten Schloss angeschlossen, sind trotzdem oft die Komponenten einfach demontierbar: Räder und Sattelstütze sind mit Schnellspanner oder Steckachsen gesichert, Bremsen, Schaltung oder Lenker mit handelsüblichen Inbusschrauben“, erklärt Torsten Mendel. Er rät darum zu Schlossschlaufen, die schnell durch Laufräder oder Sättel gezogen werden und auch andere Räder oder Kinderanhänger mit absichern können.
Ein Rad mit einem GPS-Sender auszustatten ist eine angesagte Variante, die bei einem Diebstahl das Auffinden des Rades erleichtert. Viel wichtiger aber ist, dem Diebstahl selbst vorzubeugen. Und dagegen helfen nur Stahl und eine gute Schließung. Bei den digitalen Möglichkeiten sollte man hingegen auch vorsichtig sein und möglichst nicht alles Preis geben. Radsportler, die ihre Fahrten minutiös aufzeichnen und im Netz teilen, sollten Einstellungen wählen, die Dieben nicht verraten, wo exakt sie ihr teures Rad immer abstellen.
„Ich wollte doch nur eben schnell…“- wer hat den dauernden Ausruf des Beklauten noch nicht gehört? Gelegenheit macht Diebe, weiß der Volksmund und wer aber nicht unbedingt den kleinen Kick braucht, ob das ungesicherte Rad noch da steht, wo man es gelassen hat, ist am besten damit beraten, einfach konsequent immer zum Schloss zu greifen. Auch wenn das An- und Losschließen manchmal länger dauert, als das Brötchenkaufen beim Bäcker.
Ist das Rad tatsächlich gestohlen, wenden sich Radler an ihre Versicherung. Leider oft erst dann. Regelmäßig sollte man prüfen, ob neue Räder – etwa teurere E Bikes – noch von der Police abgedeckt sind, oder ob sich eine eigene Velo-Versicherung anbietet. Folgende Dinge sollte man immer sicher aufbewahren: Fahrradpass, insofern vorhanden, Kaufvertrag mit Rahmennummer und etwaigen weiteren Belegen – und auch Fotos vom Rad. Notfalls könne man sich auch im Fachhandel ein Gutachten über den Wert eines Rads ausstellen lassen.
„Man hat das Gefühl, dass ständig Fahrräder geklaut werden. Dabei sind die gemeldeten Diebstähle in den letzten Jahren zurückgegangen. Das liegt sicherlich an hochwertigeren Schlössern, aber auch dem steigenden Bewusstsein in der Bevölkerung, das hochwertige Rad auch sicher zu parken.“ - Thomas Geisler, Redakteur
Etwa 260.000 Fahrräddiebstähle wurden 2023 polizeilich erfasst – 2014 waren es noch knapp 340.000. Denn mit der Anzahl an hochwertigen Rädern, speziell E-Bikes, wuchs auch die Verbreitung guter Schlösser. Welche Schlösser es gibt und wofür sie sich eignen, darüber gibt der pressedienst-fahrrad einen Überblick.
Dieses kleinste aller Schlösser verhindert vor allem die schnelle Mitnahme eines Rads – denn Gelegenheit macht bekanntlich Diebe. Da es einen Schnippmechanismus hat, lässt sich damit das Rad auch z. B. im Zug gegen Umfallen sichern.
Wenn das Fahrrad selbst durch ein stärkeres Schloss geschützt wird, nützt das Minischloss prima zum Anschließen von Taschen und Helmen oder als „Hüttenschloss“ bei Mountainbike-Touren.
Man kennt es vom traditionellen Hollandrad: Für den kurzen Sprung zum Bäcker dreht man den Bügel durchs das Rad und zieht den Schlüssel ab. Vorteil: Das Schloss ist fest am Rad montiert, man kann es also nicht vergessen. Nachteil: Es ist nur eine Wegfahrsperre und hilft nicht gegen Wegtragen – richtig sicher ist das Rad nur, wenn es nicht nur abgeschlossen, sondern auch angeschlossen wird.
Dafür gibt es sie auch mit optionaler Anschlusskette oder ‑kabel. (siehe Punkt 7). Das Rahmenschloss erlebt eine Renaissance am Lastenrad und auch an vielen E-Bikes, die meist zu schwer sind, um einfach mal eben weggetragen zu werden.
Diese Art Schlösser ist die wohl am weitesten verbreitete – und darum auch bei Dieben recht beliebt. Im Inneren haben sie geflochtene Stahldrähte und außen eine Gummihülle. Dem Angriff mit roher Gewalt, etwa einem Bolzenschneider, halten sie nicht lange stand. Darum sind sie eher für günstige Räder, kurze Parkdauer und/oder überwachte Parkplätze zu empfehlen.
Sehr platzsparend lassen sich diese im Zollstockprinzip aufgebauten Schlösser am Rad unterbringen – z. B. an den für Flaschenhalter gedachten Gewinde-Ösen. Es gibt sie in verschiedenen Qualitäten und Gewichtsklassen. Beliebt macht sie vor allem, dass die stabilen Streben sich durch die Gelenke flexibel benutzen lassen. Bei den besseren Faltschlössern finden sich schon die sehr sicheren Scheibenschließzylinder, die nicht gepickt oder mit Schlagschlüsseln geöffnet werden können. Es gilt: Wenn es sicher sein soll, dann wird es schwer.
Dieses Schloss ist der ungebrochene Klassiker, quasi der Inbegriff des sicheren Schlosses. Am besten hat es statt eines Rundstahlbügels einen aus Vierkantmaterial, so muss man beide Flanken des Bügels zersägen, weil der Bügel sich nicht aus dem Schloss herausdrehen lässt. Tipp: Wählen Sie das Schloss groß genug, damit der Rahmen an ein Straßenschild o. ä. angeschlossen werden kann. Neueste Versionen des Bügelschlosses verwenden eine Wolframcarbid-Legierung, die selbst Trennschleifern Einhalt gebietet.
>> Kosten: Ca. 10 % des Fahrradpreises sollten in Sicherheit (Schloss, GPS-Tracker, Versicherung) investiert werden.
Diese dicksten aller Fahrradschlösser halten auch schwerstem Gerät stand. Panzerkabel bestehen aus vielen kleinen geflochtenen Stahlseilen, die wiederum zu einem dicken Strang geflochten und robust mit Stahlsegmenten gekapselt sind. Panzerketten sind aus extra gehärtetem Stahl, der bis zu 14 Millimeter dick sein kann. Selbst große Bolzenschneider kommen hier kaum durch und auch ein Trennschleifer braucht so lange, dass Diebe eher einen Bogen machen. Einziger Nachteil ist freilich ihr Gewicht.
Als cleveres Zubehör zu jeder o. g. Schlossart gibt es diese ummantelten Stahlseilschlaufen in unterschiedlichen Längen. Mit ihnen lassen sich z. B. das Vorderrad, der Sattel oder Taschen schnell mit nur einem Schloss sichern. Aber auch der Kinderanhänger oder ein gesamter Familienausflug vor dem Lokal oder auf dem Autodach sind so gegen Langfinger gesichert.
Immer mehr Schlösser bieten smarte Funktionen. Manche verfügen über ein Alarmsystem, das durch Bewegungssensoren auslöst und das zwischen einem kleinen Rempler am Radständer und einem Diebstahlversuch unterscheiden kann. Andere Schlösser lassen sich per Smartphone-App öffnen und schließen.
Hat das Rad trotz aller Sicherungsvorkehrungen einen unfreiwilligen Besitzerwechsel erlebt, können die immer verbreiteteren Ortungsgeräte helfen. Meist funktionieren sie über GPS-Module und müssen fest am Rad verbaut sein (Stromquelle E‑Bike-Akku), andere funken über proprietäre Netze wie etwa Apples Airtags und müssen aufgeladen werden. In jedem Falle sollte nach Bemerken des Diebstahls eine Anzeige bei der Polizei erstattet und nicht selbst „ermittelt“ werden. Manche Radhersteller oder Versicherungen bieten die Wiederbeschaffung gestohlener Bikes als Service an.
Wenn der Akku eines E‑Bikes entnehmbar ist, dann ist er in aller Regel mit einem Schlüssel gesichert. Mitunter lässt sich das E‑Bike so konfigurieren, dass die Schlösser von Akku, Rahmenschloss und evtl. abschließbaren Fächern an Lastenrädern mit demselben Schlüssel zu bedienen sind. Bei Schlossherstellern lassen sich für manche Zylinder weitere Schlösser und Schlüssel nachordern – so können durchaus ganze Familien- oder Firmenfuhrparke mit denselben Schlüsseln ab- und aufgesperrt werden.
“Natürlich muss man Schlösser passend zum Parkplatz wählen: An belebter Stelle und im Licht steht das Velo besser als dunkel hinterm Haus – dort muss man dem Schloss schon sehr vertrauen. Wartet das Rad den ganzen Tag am Bahnhof, verdient es möglicherweise zwei unterschiedliche Schlösser. Denn erstens haben alle Diebe ein Lieblingsschloss und zweitens nehmen sie sich im Schnitt nur drei Minuten Zeit. Beim Anschließen sollte das Schloss möglichst weit vom Boden entfernt sein, damit dieser nicht als Widerlager für Hebel dienen kann. Gute Anlehn-Parkbügel haben deshalb im oberen Bereich eine Stahl-Öse oder eine Querstange. Wird der Schließzylinder möglichst unzugänglich positioniert, sind Zugang und Sicht erschwert, was das „intelligente Knacken“ der Schließung mit kleinen Werkzeugen verzögert.” - H. David Koßmann, Redakteur