Dieser Artikel wurde erstmalig am 10. Mai 2024 veröffentlicht. Wir haben jetzt unsere Testerfahrungen mit dem SQlab ClipOn-Sattel unter dem Abschnitt SQlab ClipOn: Die “Sattel-Revolution” im TOUR-Test ergänzt.
Bei SQlab heißt es, der Fahrradsattel zum Anklippen sei eine “bahnbrechenden Innovation”. Das ClipOn-System, das der deutsche Hersteller kürzlich vorgestellt hat, soll jedem Radfahrer den passenden Sattel bieten und vor allem die individuelle Anpassung erleichtern. Wie gut ist das System?
SQlab hat mit dem ClipOn-System eine ergonomische Lösung entwickelt, die allen Radfahrern zugutekommt. Das System besteht aus einer Basis (Sattelschale) und verschiedenen Polstern (Covern), die durch ein einfaches “Klipp-System” ausgetauscht werden können. Dies ermöglicht eine unkomplizierte Anpassung der Polster je nach Einsatzbereich oder Breite, was sowohl Fahrradherstellern und Fachhändlern als auch Endkunden zahlreiche Vorteile bietet. SQlabs übergeordnetes Ziel ist es, jedem Radfahrer von Anfang an den passenden Sattel zur Verfügung zu stellen, um Probleme zu vermeiden und den Fahrkomfort zu verbessern.
Das Konzept geht auf das Jahr 2002 zurück, als SQlab die Sitzknochenvermessung und das Sattelbreitensystem einführte. Diese Ideen sind heute ein zentraler Bestandteil der Markenphilosophie. Dass ein Sattel genauso gut passen muss wie ein Paar Schuhe, um Druck und Probleme zu vermeiden und den Fahrkomfort zu maximieren, erkannte SQlab und wurde dadurch zu einem innovativen Ansatz inspiriert. Um das Sattelbreitensystem noch attraktiver und benutzerfreundlicher zu gestalten, nutzt das ClipOn-System spezielle Technologie. Dadurch wird die Idee des optimal passenden Fahrradsattels weiterentwickelt.
Das ClipOn-System von SQlab nutzt die bewährte Methode der Sitzknochenvermessung und bietet flexible Sattelformen für Männer und Frauen. Mit einem einfachen “Klipp-System” lassen sich verschiedene Breiten problemlos auf einer einzigen Sattelschale (Base) montieren.
Die Vorteile des neuen ClipOn-Systems sind vielfältig. Fahrradhersteller profitieren von einer umweltbewussten Auswahl der Komponenten, reduzierten Lagerbeständen und verkürzten Lieferzeiten. Dank des Systems wird die Montage für Fachhändler vereinfacht, sie vermeiden minderwertige “Wegwerf”-Sättel und steigern die Kundenzufriedenheit. Endkunden genießen nicht nur optimale Ergonomie beim Kauf, sondern können auch problemlos verschiedene Modelle testen und bei Bedarf einzelne Teile austauschen.
SQlab ClipOn vereine Innovation, Nachhaltigkeit und individuelle Anpassungsmöglichkeiten in einem System, das nicht nur den Fahrkomfort verbessert, sondern auch die Effizienz und Nachhaltigkeit des Fahrradfahrens fördern soll, so der Hersteller.
Das SQlab ClipOn Sattel-System und ebenso die Preise sind seit Juli 2024 verfügbar. Wir konnten das System bereits testen.
Der Clip-Sattel von SQlab erwies sich beim ersten Test als innovatives System mit einfacher Handhabung. Allerdings wird lediglich das Polster “angeklippt” und nicht der gesamte Sattel – die Basis muss zuvor wie bei einem herkömmlichen Sattel verschraubt werden. Über den üblichen Mechanismus mit zwei Streben, die in die Vorrichtung auf der Sattelstütze geschoben und festgeschraubt werden, geschieht dies. Das Sattelpolster wird anschließend auf die Hartschalen-Basis aufgezogen.
Das geht mitunter etwas schwer, lässt sich aber mit etwas Geschick relativ schnell anbringen. Schönes Gimmick: Der Hebel, den man zur Hilfe nehmen kann, hat die Form eines Sattels... Wenn der Gummirand damit dann an allen Seiten auf der Basis festgeklippt wurde, sitzt der Sattel fest und sicher. Wir waren von der Qualität und dem guten Grip des Sattelpolsters überzeugt.
Ein großer Vorteil ist auch die Sitzknochenvermessung von SQlab, die sicherstellt, dass man die richtige Sattelbreite erhält und somit empfindliche Bereiche besser entlastet werden. Obwohl der Sattel zunächst etwas hart erscheinen mag, macht sich dies beim Fahren positiv bemerkbar. Zusätzlich sorgen Bereiche mit Gewebestruktur auf dem Sattelpolster für mehr Komfort und Grip.
In der Praxis stellt sich die Frage, welchen Vorteil ein solches System gegenüber einem herkömmlichen Sattel hat, bei dem Basis und Polster nicht getrennt werden können. Das ClipOn-System von SQlab gibt es zum Start in drei Varianten für verschiedene Einsatzbereiche: 611 für Rennrad/Gravel, 6OX für MTB/E-MTB und 610 für Tour/Travel. Alle Polster bestehen aus Infinergy-Schaumstoff. Wir haben die Variante 611 auf einem Cube-Gravelbike getestet und sind überwiegend auf der Straße gefahren. Wer im unwegsamen Gelände unterwegs ist – beispielsweise auf dem MTB –, sollte eher zur 6OX-Variante greifen. Hier ist das Polster etwas dicker und die Sitzposition eine andere.
Je nach Einsatzbereich kann man theoretisch das Polster austauschen und somit mit einem “neuen” Sattel in neues Terrain aufbrechen. In der Praxis ist dies jedoch eher unwahrscheinlich. Bei SQlab wird uns erklärt, dass das ClipOn-System auch dem Händler entsprechende Vorteile bieten soll.
Im Fokus des neuen Systems steht besonders die Nachhaltigkeit. Es soll jedem Radfahrer bereits beim Kauf eines neuen Fahrrades den passenden Sattel bieten und dadurch die Menge an “Wegwerfprodukten” reduzieren – beispielsweise, wenn der serienmäßige Sattel nicht passt.
Eine Anwendung ist jedoch auch bei Lastenrädern oder generell bei allen Fahrrädern denkbar, die von mehreren Personen genutzt werden. Mama und Papa können ein Cargobike für den Kindertransport nutzen und das Satteloberteil schnell entsprechend ihrer individuellen Sattelbreite oder -vorliebe wechseln. Allerdings ist hier die Zielgruppe ebenfalls begrenzt.
Ob sich das ClipOn System von SQlab in der Fahrradwelt etablieren wird, bleibt abzuwarten. Die Vision von SQlab ist es, jedem Radfahrer den passenden Sattel auf einer einzigen Sattel-Schale anzubieten. Durch diese Innovation soll die Menge an “Sattel-Abfall” reduziert werden, was einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten würde. Diese Idee stellt eine Neuheit in der Fahrradwelt dar - auch wenn sie keine vollständige Revolution ist. Zunächst müssten zahlreiche Hersteller auf dieses System umsteigen und ihre Bikes ab Werk mit SQlab ausstatten, um dies zu erreichen.