Sattelstützen-Testprozedere in TOUR 6/2011

Unbekannt

 · 28.06.2011

Sattelstützen-Testprozedere in TOUR 6/2011Foto: Dr. Michael Heidelbach

In TOUR 6/2011 haben wir zwölf aktuelle Sattelstützen getestet. Das genaue Verfahren erklären wir hier...

Der TOUR-Sattelstützentest basiert auf drei Belastungsarten, die eine Sattelstütze während des Einsatzes durchlebt bzw. durchleben kann. Die Vorbelastung durch die Montage und mehrfaches Einstellen, die Ermüdung durch immer wieder kehrende Belastungen im Betrieb durch den Fahrer und die Fahrbahn, sowie die mögliche Überlastung durch einen heftigen Stoß, z.B. beim Durchfahren eines sehr tiefen Schlaglochs.

1. Aufbringung von definierten Vorbelastungen:

a.) Am Schaft der Sattelstütze:

  • Schraube der Sattelklemmschelle zehnmal mit 5 Nm Drehmoment andrehen
  • Schraube der Sattelklemmschelle einmal mit 7 Nm Drehmoment andrehen

b.) Schraube(n) des Sattelstützenkopfes:

  • Verschraubung zehnmal mit dem angegebenen maximalen Drehmoment andrehen
  • Verschraubung einmal mit dem 1,5-fachen des angegebenen maximalen Drehmoments (nach EN-Norm) andrehen
  DrehmomentbelastungFoto: Dr. Michael Heidelbach
Drehmomentbelastung

2. Dynamische Prüfung:

Die Sattelstütze wird nach der Beschreibung in der Bedienungsanleitung aufgespannt. Die Sitzhöhe wird dabei bei allen Stützen gleich gelassen. Die Krafteinleitung erfolgt jeweils 70 mm vor bzw. hinter dem Mittelpunkt der Sattelstützenklemmung auf einen Satteldummy.

  Hinweis: Der Winkel wurde abweichend von der Zeichnung und abweichend von der DIN EN Norm 14781 auf 5 Grad eingestellt, da dies einen guten Durchschnittswert der Sattelgestellneigung darstellt.Foto: Frank Leyrer
Hinweis: Der Winkel wurde abweichend von der Zeichnung und abweichend von der DIN EN Norm 14781 auf 5 Grad eingestellt, da dies einen guten Durchschnittswert der Sattelgestellneigung darstellt.

Es erfolgt eine dynamische Prüfung nach der folgenden Tabelle:

Block

Lastwechsel

Frequenz [Hz]

Kraft [N]

Kraftaufbringung

1.

1300

5

1200

hinten

2.

100

4

1200

vorn

3.

300

3

1350

hinten

4.

100

4

1200

vorn

5.

100

2

1500

hinten

6.

100

4

1200

vorn

Die Prüfungen liefen dabei solange durch, bis der Prüfling versagte oder insgesamt 150.000 Lastwechsel erreicht wurden.

Während den Prüfungen wurde bei allen zehn Lastwechseln der Kraft-Weg-Verlauf dokumentiert.

Eine dynamische Prüfung dauerte knapp zwölf Stunden.

Bemerkung: Die DIN EN Normen sehen 100.000 Lastwechsel mit Belastung von 1.200 N vor und hinter dem Sattel vor. Weiterhin ist eine Prüfung im 90 Grad Winkel von vorne vorgesehen. Den Sinn der letztgenannten Prüfung konnte TOUR anhand der eigenen Realdatenmessungen nicht nachvollziehen. Daher wurde auf diese Prüfung verzichtet. 100.000 Lastwechsel im vorderen Sattelbereich entsprechen ebenfalls nicht den Ergebnissen der Realdatenerfassungen. Die gewählten Prüfkräfte und die Lastzyklen decken daher die real gelegentlich auftretenden Belastungen im vorderen Bereich mit ab. Im letzten TOUR-Test 2005 wurden 100.00 Lastwechsel mit 1.200 N, mit der Kraftaufbringung hinten, geprüft.

  ErmüdungsprüfungFoto: Dr. Michael Heidelbach
Ermüdungsprüfung

3. Ermittlung des Überlastverhaltens bzw. der Resttragfähigkeit nach der Prüfung:

Die Sattelstütze wird abschließend mit maximal 3.000 N belastet um zu prüfen, ob die Stütze gar nicht, plötzlich oder “plastisch”, d.h. gutmütig versagt.

  ÜberlastungsprüfungFoto: Dr. Michael Heidelbach
Überlastungsprüfung

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