Fizik One2OneMit Satteldruckmessung zum Custom-Sattel aus dem 3D-Drucker

Sandra Schuberth

 · 19.06.2024

Bild 1
Foto: Fizik
Mit One-to-One geht Fizik den Schritt zum individuellen Fahrradsattel. Aus Druckmessung und weiteren Daten kreieren Algorithmen eine Druckvorlage für den 3D-Drucker. Nach Drucken, backen, kleben ist er fertig, der individuelle Sattel.

Für die Individualisierung von Sätteln nutzt Fizik keine statischen Daten. Statt dessen müssen Leute selbst aktiv werden, wenn sie einen individuell gedruckten Sattel wollen - eigentlich ist es nur das Polster, das individuell gedruckt wird. Grundlage ist nämlich eine Satteldruckmessung während der Fahrt

Vor einigen Wochen schon waren wir bei Fizik in Vicenza (Italien) zu Besuch, um den Prozess der Entstehung eines individuellen Sattels selbst zu erleben.

Der Weg zum individuellen Sattel

In der Bildergalerie oben sind die Schritte zum individuellen Sattel bildlich dargestellt. In Kürze sieht der Prozess wie folgt aus:

  1. Erfassung von Daten in der One-to-One App
  2. Druckmessung auf dem eigenen Sattel in drei Lenkerpositionen (Hoods, Drops, Top)
  3. Die App analysiert, welche Sattelform die passende ist
  4. Montage des passenden Sattels auf das Rad
  5. erneute Druckmessung in drei Lenkerpositionen
  6. Sattel bestellen

Danach ist Geduld gefragt. Sobald der Sattel angekommen ist, entweder beim Händler oder an einer Wunschadresse, kann entweder eine erneute Druckmessung erfolgen oder der Sattel wird direkt montiert. Dann kann die Fahrt losgehen.

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Wichtig! Essentiell ist, dass das Rad entweder gut eingestellt ist oder die Druckmessung im Rahmen eines Bikefittings stattfindet. Denn wenn die Sitzposition auf dem Rad nicht passt, dann wird auch ein Sattel die Situation nicht besser machen.

Warum individuelle Sättel?

“Ein Satteldesign für ‘die Masse’ kann eine ungefähre Lösung für sehr spezifische Probleme bieten. Aber ein maßgeschneiderter Ansatz, der auf den Einzelnen abgestimmt ist, geht direkt auf die individuellen Komfort- und Leistungsbedürfnisse jedes Fahrers ein.” schreibt Fizik.

  • Der Sattel ist der wichtigste Kontaktpunkt zwischen Mensch und Rad.
  • Die Passform des Sattels kann eine entscheidende Rolle im Gesamterlebnis, Komfort und der Leistung beim Fahren spielen.
  • Im schlimmsten Fall können Personen das Radfahren aufgrund von Satteldruck aufgeben.
  • Eine gute Passform hängt von vielen Faktoren ab: vom Menschen, von der Geometrie des Fahrrads, vom vorgesehenen Einsatz, von der Form des Sattels, der Position und mehr.
  • Jede Radfahrerin, jeder Radfahrer ist einzigartig. Fahrerfahrung, Empfindlichkeit, Verletzungsgeschichte, Körperform, Fahrziele und mehr beeinflussen, wie wir auf dem Sattel sitzen.

Status Quo

Traditionelle Sättel bestehen aus Schaumstoffpolsterung mit einer bestimmten Dichte über die gesamte Sitzfläche. Verschiedene Größen passen zu unterschiedlichen Sitzbeinbreiten, und verschiedene Formen eignen sich für spezifische Fahrhaltungen (aufrechter vs. sportlicher oder aggressiver), Fahrdisziplinen (Gravel, MTB, Ausdauer, TT, etc.) oder bieten spezifische funktionale Vorteile (Kanäle, Aussparungen, etc.). Zudem sind Sättel mit Einlagen aus verschiedenen Materialien erhältlich, die funktionalen Komfort an bestimmten Stellen bieten sollen.

3D-Druck

In den vergangenen Jahren kamen mehr und mehr 3D-gedruckte Sättel auf den Markt, wie die Adaptive 3D-Linie von Fizik. Die 3D-Drucktechnologie ermöglicht es, viel schneller neue Sättel zu entwickeln, denn Einschränkungen oder Begrenzungen traditioneller Produktionsmethoden und Materialien entfallen. Vorteil außerdem: es können Sättel mit mehreren funktionalen Zonen entworfen und hergestellt werden, die progressiv und nahtlos im selben Polster miteinander verbunden sind.

Das war Fizik aber noch nicht genug. Die 3D-Druck-Technologie ermöglicht es, jedes Polster individuell zu gestalten. Die Idee war also, warum nicht die Polster ganz nach den Anforderungen jeder einzelnen Radfahrerin bzw. jedes einzelnen Radfahrers drucken? Mehrere Jahre Entwicklungsarbeit stecken im Projekt One-to-One, an deren Ende der fertige Prozess von Satteldruckmessung bis zum individuellen Sattel steht.

Zusammenarbeit mit gebioMized

Die Zusammenarbeit von Fizik mit gebioMized ist klar erkennbar - beide Marken sind auf dem Überzug für die Druckmessung zu finden.Foto: Nick RotterDie Zusammenarbeit von Fizik mit gebioMized ist klar erkennbar - beide Marken sind auf dem Überzug für die Druckmessung zu finden.

Für das Konzept individuell angepasster 3D-gedruckter Sättel hat sich Fizik gebioMized als Entwicklungspartner geschnappt. Diese Kooperation ist keineswegs neu, denn beide Unternehmen haben schon in zahlreichen professionellen Sportprojekten zusammengearbeitet, insbesondere als Sattel- und Bikefittingpartner für verschiedene Radsportteams. Aus dieser gemeinsamen Geschichte entstand eine solide Grundlage aus Vertrauen und Professionalität.

Schon 2002 hat gebioMized an der Patent-Entwicklung zur Individualisierung von Sätteln auf Basis von Druckmessung mitgewirkt. Und jetzt bringt Fizik diesen Ansatz mit Project One-to-One auf den Markt.

Wem gebioMized bisher nichts sagt, eine kurze Erklärung: Das Unternehmen ist dasjenige, welches die Satteldruckmessung im Radsport entwickelt hat. Dank der Druckmessung können Bikefitter verstehen, was an den Kontaktpunkten – Sattel, Pedal und Lenker – zwischen Fahrerin und Fahrrad passiert.

Software

Die Software hinter der Druckmessung wurde von gebioMized in Münster entwickelt und wird mittlerweile von über 800 Bikefitting-Laboren weltweit erfolgreich genutzt. So kann gebioMized bei Neuentwicklungen auf zehntausende Datensätze zurückgreifen: “Unsere Datenbank mit Satteldruckdaten ist vermutlich die größte der Welt. Dieses Wissen hat das Projekt One-to-One enorm vorangebracht”, sagt Daniel Schade, CEO von gebioMized.

Für die Partnerschaft mit Fizik im Rahmen von One-to-One hat gebioMized neben der Entwicklung spezieller Satteldruck-Hardware auch an der Entstehung einer neuen App mitgewirkt. Die App ist nun für Einzelhändler und Fahrradmonteure verfügbar. Wo genau ihr One-to-One Händler findet, erfahrt ihr auf der Fizik-Webseite.

One-to-One

Giovanni Fogal, Brand Manager bei Fizik schwärmt: “Mit One-to-One erreichen wir heute, was jeder Sattelhersteller immer wollte: Wir bieten individuelle Unterstützung für jeden Radfahrer.”

Mein Aliante One-to-One

Am zweiten Tag bei Fizik war es so weit und wir haben unsere One-to-One-Sättel bekommen. Als erstes haben wir sie einem “Drucktest” unterzogen und jede Stelle des Sattels abgedrückt. Bei einem Berufskollegen sind noch deutlichere Unterschiede zu spüren als in meinem Sattel. Der Drucktest offenbart unterschiedliche Zonen und teilweise sind einzelne Punkte deutlich weicher als der Rest. Aber das ist nebensächlich. Viel wichtiger ist ja: Wie sitzt es sich auf dem neuen Sattel?

Fizik One-to-OneFoto: Nick Rotter

Ich sitze sehr gut auf dem neuen Sattel, die neue Form ist ungewohnt aber angenehm. Die Druckmessung am zweiten Tag zeigt deutlich, dass da, wo am Tag zuvor Druckspitzen waren, nun keine mehr sind. Ungewohnt ist für mich, dass der Sattel weniger “rutschig” ist als andere - aber vergleichbar mit anderen 3D-gedruckten Sätteln. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es auch auf die Hose ankommt.

Druckmessung links mit dem alten Sattel, rechts mit dem neuen Fizik-Sattel mit One-to-One-SattelpolsterFoto: Nick RotterDruckmessung links mit dem alten Sattel, rechts mit dem neuen Fizik-Sattel mit One-to-One-Sattelpolster

Was kostet ein Fizik One-to-One Sattel?

Zwischen 459 und 499 Euro kostet ein maßgeschneiderter Sattel von Fizik. Das ist vergleichbar mit den Sätteln von Posedla aus Tschechien, bei denen Sitzabdruck die Grundlage für einen individuell gedruckten Sattel dient.

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