RennradInnovation dank OnlyFans?

Kristian Bauer

 · 10.02.2025

Mit-Gründerin Sabrina Fischer
Foto: Flite GmbH
Zwei Gründer aus Bayern wollen einen Rennradlenker mit integrierter Elektronik auf den Markt bringen. Das Geld für die Entwicklung haben sie über Erotik-Inhalte auf OnlyFans erwirtschaftet. Von den Einnahmen aus dem heißen Content wurde 2024 eine viertel Million Euro in Flitedeck investiert.

Hintergrund: Rennradinnovation durch OnlyFans

Seit dem letzten Wochenende ist “Flitedeck” in einer Pre-Order-Aktion vorbestellbar. Die beiden Erfinder und Unternehmensgründer, Sabrina Fischer und Matthias Huber aus Bad Tölz bei München, versprechen einen Rennradlenker der alle Funktionen eines Radcomputers integriert und zusätzlich ein Licht besitzt. Vorbild ist das Cockpit im Auto, das von der Navigation über die Anzeige der Daten alle Funktionen vereint. Derzeit läuft die erste Bestellphase in einem Crowdfunding. Sollte genügend Geld zusammenkommen planen die beiden StartUp-Gründer eine Serienproduktion. Noch gibt es aber nur Prototypen. Fischer und Huber haben beide einen Bachelor of Engineering (Studienabschluss Ingenieurswissenschaft). Beide bringen Erfahrung aus dem Motorsport mit – insbesondere mit Elektrorennwagen. 2020 haben sie die Milky Way Media GmbH und 2024 die Flite GmbH gegründet. Das Patent für den Lenker besteht schon seit 2021. Zur Anschubfinanzierung wurden auf ungewöhnliche Art Einnahmen generiert. Sabrina hat vor vier Jahren unter dem Namen cycling.sina eine große Community auf Instagram aufgebaut. Durch den Erfolg beflügelt weitete sie das Angebot auf OnlyFans aus, da dort freizügigere Inhalte erlaubt sind und viel Geld einspielen.

Interview Flite-Mitgründerin Sabrina Fischer

TOUR: Wie ist der Status bei dem Lenker derzeit?

Sabrina Fischer: Wir sind an einem seriennahen Prototyp dran. Der wird finalisiert und wir haben schon den ersten Working Prototype hinter uns mit den ersten Tests. Das heißt, wir haben schon das Thema Stabilität und User Interface in der ersten Distanz durchgetestet.

TOUR: Gerade ist die Pre-Order-Phase gestartet. Was ist der Gedanke dahinter?

Sabrina Fischer: Wir haben das Projekt vier Jahre vorbereitet und selbst finanziert. Die Pre-Order-Kampagne haben wir gestartet, um noch mal zu sehen: wird das Produkt wirklich gebraucht, von unserer Zielgruppe? Will man das wirklich haben? Da schauen wir weiter und können dann einfach in die nächste Phase starten, um es dann auch auf den Markt zu bringen.

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TOUR: Habt Ihr Euch einen Punkt gesetzt wo Ihr sagt Ihr lasst es, weil die Nachfrage zu klein ist?

Sabrina Fischer: Wir brauchen jetzt 500 Bestellungen, das kann man offen so sagen. Mit 500 Bestellungen können wir die komplette Serienentwicklung durchziehen bis zur Auslieferung. Theoretisch könnten wir es auch weiter selbst finanzieren, aber wir wollen natürlich auch schauen, wird das am Markt wirklich gebraucht.

TOUR: Die größte Hürde ist bestimmt die Software. Firmen wie Wahoo oder Garmin haben Jahre gebraucht, um gute Software zu entwickeln ...

Sabrina Fischer: Wir haben superstarke Partner an der Hand gehabt, die da Bock drauf hatten, die gesagt haben, wie es funktionieren kann. Aber mit dem Wissen wollen wir und können wir selbst ein Team aufbauen mit Spezialisten. Wir wissen, dass eben genau das ein Schwachpunkt darstellt, wenn du da externe Partner in der Hand hast, weil du musst einfach zusammensitzen und schnell agieren können.

TOUR: Was ist dein beruflicher Hintergrund – was bedeutet Bachelor of Engineering?

Sabrina Fischer: Man kann das mit Maschinenbauingenieur übersetzen oder in meinem Fall Fahrzeugtechnikingenieur. Die Studiengänge unterscheiden sich nur noch bei Spezialisierungen, wenn es beispielsweise um Leichtbaudesign geht, im Automobiltechnikbereich. Im Studium habe ich ehrenamtlich in einem Verein mitgearbeitet, der elektrische Rennfahrzeuge entwickelt.

TOUR: Ihr habt erst eine GmbH für Social Media gegründet und dann erst die Flite GmbH für den Rennradlenker. Wann kam OnlyFans ins Spiel?

Sabrina Fischer: Die Idee war einen Einkommensstrom zu generieren mit dem Gedanken, es dann später für die Flite GmbH zu verwenden, damit wir diesen Traum aufbauen können. Wir wollten schon immer unabhängig sein und keinen Investor da irgendwie drinnen haben. Im Social Media Bereich haben wir uns alles selbst beigebracht. Wie man Adds schaltet und so weiter. Dann haben wir aber festgestellt, das geht uns zu langsam und es gibt auch andere Möglichkeiten wie OnlyFans. Bei mir auf meinem Instagram Account gab es diese Nachfrage nach mehr Spicy Content. Ich habe in diesen Rennrad- oder Influencer Account, von meinem Leben berichtet. Da kam von der Zielgruppe, hauptsächlich Männer, immer wieder die Frage, ob ich denn nicht mehr Spicy Bilder hätte. Ich habe mir gedacht: keine Ahnung, da gibt es OnlyFans, lass uns das mal genauer anschauen. Wie machen das denn die? Wir haben uns erfolgreiche Creatorinnen angesehen und gesagt, wir probieren es einfach aus. Und seitdem geht es konstant bergauf. Damit können wir unser Projekt Flitedeck finanzieren.

TOUR: Du hast über 200.000 Follower auf Instagram. Kann man sagen, dass du dort gemerkt hast, nackte Haut funktioniert gut?

Sabrina Fischer: Es hat mit dem Bedarf dort angefangen, mit Kommentaren, dass ich gerne mal mehr sexy Bilder zeigen kann und es kamen nicht nur von Männern, auch von Frauen. Du hast so einen schönen Körper, zeig doch mal bisschen mehr. Dann habe ich das selber hinterfragt - will ich das überhaupt? Ich habe damit kein Problem und dann hab ich es einfach ausprobiert. Die Reaktion war so positiv, dass ich einfach weitergemacht hab. Klar, wenn es den Markt gibt, dann sagt man natürlich nicht, ich mach das jetzt nicht. Auf OnlyFans zeige ich Fotos und Videos mit sehr explizitem Inhalt.

TOUR: Du hörst sicher oft den Vorwurf, dass du ein Frauenbild förderst, dass nicht mehr zeitgemäß ist – kommt das eher von Frauen oder Männern?

Sabrina Fischer: Ich würde behaupten, dass es mehr von Männern kommt, faszinierenderweise. In meiner Community habe ich extrem wenig Hate, so nenne ich das mal. Das hat sich gut eingependelt. Ich schaue da inzwischen drüber hinweg, weil es mir echt egal ist. Ich denke einfach oft, dass Männer deswegen gerne kritisieren, weil sie sehen die Frau spielt mit ihrer Weiblichkeit und nutzt die maximal aus. Ich glaube, dass viele Männer das nicht so toll finden, dass jetzt eine Frau einen Benefit hat im Business. Normalerweise ist die Frau eher benachteiligt. Da ist ein Business Modell entstanden über die letzten Jahre, wo einfach die Frau selbstbestimmt sehr erfolgreich sein kann durch ihre Weiblichkeit. Ich denke, dass das oft Missgunst ist, wenn es um Frauen geht. Ich habe einige Freundinnen, die sind auch im Radsport relativ groß und die stehen voll hinter mir.

TOUR: Kannst du einschätzen wie viele User auf OnlyFans aus der Radfahrer-Ecke kommen?

Sabrina Fischer: Ich würde sagen 80 Prozent. Die Fans kommen nur über meinen Instagram Account. Ich habe zwar noch einen X-Account, aber den pflege ich gerade nicht. Da ist auch nur Cycling Related Content, und da kommen die genau deswegen, weil sie sagen das gibt es sonst nicht.

OnlyFans als Anschubfinanzierung

TOUR: Kannst du verraten wie viel Geld OnlyFans einbringt?

Sabrina Fischer: Letztes Jahr, 2024, haben wir alleine eine Viertel Million Euro, die wir auf OnlyFans eingenommen haben, in Flitedeck investiert. (Anm. d. Red.: Die Einnahmen insgesamt lagen laut Sabrina deutlich höher. In der ersten Fassung haben wir das Zitat nicht eindeutig widergegeben)

TOUR: Das ist erstaunlich viel Geld …

Sabrina Fischer: Das haben wir uns letztens auch gesagt und wir haben auch gedacht, wir hätten ein deutlich komfortableres Leben, wenn wir nur das machen würden und nicht Flitedeck. Dann würden wir irgendwo sein wo die Sonne immer scheint, die Hälfte der Zeit am Strand liegen und die andere Hälfte Fahrrad fahren. Aber wahrscheinlich hätten wir OnlyFans gar nicht gestartet, denn lustigerweise war es der Ansporn für Flitedeck.

Hinweis:
Crowdfunding-Finanzierungen sind immer mit einem hohen Risiko verbunden. Zeitverzögerungen bei der Entwicklung oder auch ein Scheitern des Projekts sind keine Seltenheit. TOUR spricht grundsätzlich keine Empfehlung für den Kauf von Produkten aus, die sich noch in der Entwicklung befinden und nicht von uns getestet wurden.

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