Offener Brief gegen geplante Regeln der UCI für Laufräder

Kristian Bauer

 · 17.07.2025

Offener Brief gegen geplante Regeln der UCI für LaufräderFoto: TOUR Online
Swiss Side
Die UCI plant 2026 strenge Regeln für die Lenkerbreite, die Übersetzung und die Felgenhöhe einzuführen. Die Änderungen sollen für mehr Sicherheit sorgen. Im Peloton und bei den Herstellern sorgen die Pläne für Proteste. Der Aero-Experte Swiss Side hat sich in einem Offenen Brief gegen die geplanten Änderungen ausgesprochen.

Am 1. Januar 2026 soll die Felgenhöhe bei Laufrädern maximal 65 mm betragen. Das hat der Weltradsportverband UCI in seinen neuen Regularien festgeschrieben. Zudem gibt es neue Regeln für die Lenkerbreite und die Übersetzung. Sowohl von Herstellern, als auch Teamverantwortlichen und Fahrern wurde viel Kritik an den geplanten Änderungen geäußert. Die UCI behauptet, dass die Änderungen für mehr Sicherheit bei den Rennen sorgen. Viele Beobachter bezweifeln, dass dies zutrifft. Der Aero-Experte Swiss Side wendet sich in seinem offenen Brief (am 16. Juli 2025) ausdrücklich gegen die von der UCI geplante Begrenzung der Felgenhöhe auf 65 mm für die Saison 2026 und fordert stattdessen einen evidenzbasierten, branchen­weiten Dialog. Die zentralen Argumente lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Swiss Side widerspricht UCI-Argumenten

Seit über zehn Jahren führt das Unternehmen strukturierte Windkanal­tests und On‑Road‑Messungen durch, bei denen der sogenannte „Steering Moment“ (Lenkmoment) als objektives Maß für Stabilität und Vorhersagbarkeit in Seitenwind­bedingungen etabliert ist .

Messdaten zeigen laut Swiss Side, dass die Felgenhöhe (Rim Depth) deutlich weniger Einfluss auf das Steering Moment hat als

  • Reifenbreite,
  • Profilgestaltung,
  • Rahmen‑Lenkgeometrie (Lenkachsenwinkel und Nachlauf).

Eine höhere Felge biete zudem mechanische Vorteile (höhere Trägheit) und ermöglicht eine feinere Abstimmung aerodynamischer und hand­lingbezogener Eigenschaften. Ein schlechtes Design könne dagegen trotz geringer Höhe zu instabilem Verhalten führen .

Windkanal­beispiel: 50 mm vs. 60 mm vs. 68 mm

Bei identischer Bereifung (28 mm, 45 km/h) ergaben sich laut Swiss Side folgende gewichtete Lenkkräfte:

  • 0,45 Nm für die 68 mm „HADRON3 Ultimate“ von Swiss Side
  • 0,60 Nm für ein 60 mm‑Modell (“Wheel C”)
  • 0,51 Nm für ein 50 mm‑Modell (“Wheel D”)

Trotz größter Höhe zeige das 68 mm‑Modell die geringste Lenkkräfte und damit die beste Stabilität.

Offener Brief UCIFoto: Screenshot Swiss Side BriefOffener Brief UCI

Wissenschaftliche Grundlage vs. UCI Entscheidung

Swiss Side fordert, dass Regeländerungen auf soliden, objektiven Messungen basieren. Die UCI‑Vorgabe von maximal 65 mm Felgenhöhe sei „ineffektiv“ und könne die Sicherheit sogar verschlechtern, da sie nicht die relevanten Parameter adressiere .

Wirtschaftliche und zeitliche Aspekte

Nicht zuletzt kritisiert Swiss Side, dass die UCI mit ihrer Entscheidung wirtschaftliche Schäden verursacht. Die Entwicklung eines High‑End‑Radsportlaufrads dauert rund 2,5 Jahre und kostet laut Swiss Side sechsstellige Euro‑Beträge und amortisiert sich erst über einen vierjährigen Produktlebenszyklus. Eine Vorlaufzeit von nur sechs Monaten bis zum Inkrafttreten (ab 1. 1. 2026) sei unzureichend, zumal Swiss Side zwei Wochen nach Bekanntgabe bereits sein neues 68 mm‑Modell vorgestellt hatte. Unerwartete, kurzfristige Regulierungen schädigen Hersteller, Händler, Teams und Konsumenten gleichermaßen. Produkte verlieren an Wert, Investitionen können nicht mehr genutzt werden, und das Vertrauen in transparente, langfristige Planung leidet .

Forderungen an die UCI

Swiss Side fordert die Verschiebung der 65 mm‑Begrenzung auf frühestens 2027 oder eine Neuausrichtung der Regel. Zudem die Einbindung aller relevanten Industrie­akteure und Experten in den Regel­setzungsprozess, um echte Sicherheitsverbesserungen zu erzielen. Swiss Side appelliert somit an die UCI, ihre Entscheidung auf eine solide, datengetriebene Basis zu stellen und die Interessen der gesamten Radsport­branche sowie der End­verbraucher stärker zu berücksichtigen.

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