Matthias Borchers
· 17.01.2025
Es ist ein Dilemma. Einerseits ist Hobbyradsport eine vergleichsweise ressourcenschonende Sportart und darf somit als einigermaßen nachhaltig angesehen werden. Der Renner wird mit Muskelkraft betrieben, eine Verbrennung findet nur im Körper statt, und auch die Treibstoffzufuhr dafür kann man ökologisch mehr oder weniger unbedenklich gestalten. Andererseits kann man rund um das umweltfreundliche Hobby Rennradfahren eine Menge an Ausrüstungsgegenständen und Zubehör anhäufen, bei dem es mit der Ökobilanz dann nicht mehr ganz so berauschend aussieht.
Dazu gehören beispielsweise Wetterklamotten mit Membranen, deren chemische Bestandteile giftig sind und sich in der Umwelt als sogenannte „ewige Chemikalien“ ablagern. Und natürlich auch elektronische Gadgets, die in Form von Radcomputern und GPS-Geräten längst zu unverzichtbaren Begleitern im Radsport geworden sind. Was es schon lange gibt, geht irgendwann auch mal kaputt – und dann stellt sich die Frage, die auf Aspekte wie Nachhaltigkeit, Ökobilanz und last, but not least auch Kosten direkte Auswirkungen hat: reparieren oder wegwerfen (und neu kaufen)? Aktuelles Beispiel: ein GPS-Computer Wahoo Elemnt Roam aus dem Jahr 2019. Der viel genutzte Datensammler einer Kollegin – ein Nachfolgemodell ist seit 2022 auf dem Markt – zeigt nach fünf Jahren technische Schwächen, sein Display präsentiert die Daten nicht mehr in der gewohnten Brillanz. Um das Gerät vor einem Schicksal als Elektronikschrott zu bewahren und einem damit verbundenen Neukauf zu entgehen, wagten wir einen Reparaturversuch, wie bereits bei einem Garmin Edge 810.
Nach kurzer Online-Recherche entdecken wir ein passendes Ersatzdisplay für nur 35 Euro, und eine Anleitung macht Mut, den Reparaturversuch zu wagen. Und um es vorwegzunehmen: Unser Rettungsversuch war erfolgreich. Wir müssen allerdings einräumen, dass der Elektronikpatient durch unsere „Laien“-OP ein paar bleibende Narben davongetragen hat. Feststellen mussten wir außerdem, dass der Akkutausch beim Wahoo – im Gegensatz zum Garmin – nichts für Hobbyschrauber ist, da muss ein Spezialist ran. Allerdings: Auch auf Nachfrage bietet keiner der gängigen Hersteller wie Garmin, Wahoo oder Sigma einen eigenen Reparaturservice an, es werden lediglich Rabatte beim Neukauf eingeräumt, quasi eine Abwrackprämie. Das könnte man im Sinne der Nachhaltigkeit sicher besser machen.
Der Wahoo Elemnt Roam (etwa 350 Euro) kam erstmals 2019 auf den Markt, seit dieser Zeit war unser Gerät pausenlos im Einsatz. Der Roam funktioniert noch einwandfrei, jedoch hat sich die Display-Schutzscheibe vom Gehäuse gelöst und auf dem Display ist in der linken unteren Ecke eine kreisförmige Fehlstelle zu erkennen.
Man benötigt verschiedene kleine Montierhebel aus Kunststoff und Metall, einen Saugnapf, Pinzetten sowie einen 5er-Torx-Schraubendreher. Zum Säubern der alten Klebestellen hat sich ein sogenannter Scaler (an zweiter Stelle von rechts) bewährt, der sonst für die Zahnreinigung verwendet wird. Eine beleuchtete Lupe, eine Sortierbox und ein spezieller Kleber für Elektronikbauteile runden das Sortiment ab.
Das passende Teil findet man in diversen Onlineshops für rund 35 Euro plus Versandkosten. Bei der Bestellung muss man darauf achten, nicht versehentlich nur die Schutzscheibe ohne Display zu ordern. Die Displayeinheit lässt sich kaum zerstörungsfrei von der Schutzscheibe trennen
Der Elemnt Roam besteht aus einem unterem und einem oberen Gehäuseteil inklusive Display mit Schutzglas. Die Teile sind miteinander verklebt. Zum Trennen der Gehäusehälften und des Displays muss der Kleber weich gemacht werden. Dazu erwärmt man am besten das ganze Gerät rundherum mit einem Heißluftgebläse auf 50 bis 60 Grad. Anschließend kann man das Gehäuse entlang des Fügespalts mit dem Metallspachtel vorsichtig aufhebeln. Dieser Vorgang benötigt Geduld und Gefühl; ist der Kleber noch zu zäh, kann das Gehäuse beschädigt werden. Das konnten wir vermeiden, aber es trug deutliche Kratzspuren davon. Mit dem materialschonenden Kunststoffhebel bekamen wir das Gerät nicht auf.
Die geöffneten Gehäusehälften lassen sie sich wie ein Buch aufschlagen. Dazu nimmt man den Wahoo in beide Hände und klappt die Oberseite nach links, die Unterseite nach rechts. Das ist deshalb wichtig, weil die Flexkabel zwischen Akku und Platine lediglich eine begrenzte Länge haben. Zur Orientierung für die Wiedermontage haben wir das obere Kabel mit einem weißen Punkt markiert. Getrennt werden die Kabel, indem sie mit dem Plastik-Montierhebel von unten nach oben ausgehebelt werden; anschließend lassen sich die Gehäusehälften ganz trennen.
Um an das defekte Display zu gelangen, muss die Platine entfernt werden. Dazu die vier 5er-Torxschrauben lösen und in die Sortierbox ablegen. Nun ist die Platine auf der linken Seite noch mit zwei Flexkabeln mit dem Display verbunden.
Da die beiden Flexkabel unterschiedlich breit und eindeutig positioniert sind, besteht keine Verwechslungsgefahr; eine Sicherung gibt es nicht. Zum Lösen stützt man die Kabel mit einem Kunststoffhebel auf der Kabelbogen-Innenseite und zieht sie mit leichtem Zug an der Platine aus den Kontaktschuhen heraus. Nun kann die Platine an die Seite gelegt werden.
An der Oberseite und der rechten Gehäuseseite sind nun zwei Silikon-Leuchtbänder erkennbar (Status-Anzeigen). Sie sind lediglich formschlüssig eingelegt und können mit einer Pinzette vorsichtig entnommen und in der Sortierbox abgelegt werden. Eine Markierung ist nicht notwendig, beide Teile passen jeweils nur in einer Position.
In diesem Zustand darf das Gehäuse nur mit größter Sorgfalt bewegt werden, da die drei seitlichen Tasten und Teile der drei unteren Tasten herausfallen und leicht verloren gehen können. Bei den seitlichen Tasten empfiehlt es sich, ihre Lage und Position zu markieren. Achtung: In den drei unteren Gummitasten befinden sich mittig jeweils stecknadelkopfgroße Plastikkolben für die Druckübertragung zum Platinen-Kontakt. Diese mit der Pinzette entnehmen und in der Sortierbox verwahren.
In einem Zwischenschritt haben wir durch erneutes Erwärmen das geklebte Display vom oberen Gehäuseteil getrennt. Nun müssen alle Klebeflächen gesäubert werden, was etwa eine halbe Stunde gedauert hat. Benutzt haben wir dazu einen scharfen Scaler, der bis in die Ecken und Klebefugen reicht (etwa 0,5 Millimeter breit), um alle hartnäckigen Klebereste zu entfernen. Für ein materialschonendes Finish eignet sich ein kleiner handelsüblicher Farbpinsel. Zum Einkleben des Ersatzdisplays haben wir einen sogenannten Display-Kleber für Smartphones mit der Modellbezeichnung T-8000 benutzt, erhältlich ab fünf Euro in großen Onlineshops oder im Modellbaufachhandel. Dank einer sehr feinen Metallöffnung lässt sich der Kleber fein dosiert rundherum auftragen, sodass die feinen Aussparungen für die beiden LED-Leuchtbänder nicht versehentlich zugeklebt werden. Nachdem der Kleber etwa zwei Minuten abgelüftet hat, kann das Display mit Schutzscheibe mit etwas Druck eingeklebt werden.
Zur Vorbereitung können nun die drei seitlichen Drucktasten wieder in die untere Gehäusehälfte (Akkuseite) eingesetzt werden. Die richtige Lage der Drucktasten lässt sich vor der Endmontage prüfen, indem die lose Platine in diesem Zustand über Kopf eingelegt wird; dabei müssen die seitlichen Drucktasten im Gehäuse die Druckschalter auf der Platine beim Betätigen mittig treffen, spürbar am Druckpunkt. Die Lage des Einschaltknopfes ist erkennbar an einem kleinen Steg, weshalb dieser lediglich in einer Lage passt. Bevor die Platine anschließend in die obere Gehäusehälfte mit den vier Torxschrauben montiert wird, müssen zuvor die drei kleinen Plastikkolben wieder in die drei Drucktasten unterhalb des Displays eingesetzt werden.
Befinden sich alle sechs Druckschalter funktionsbereit in ihrer korrekten Lage, kann die Platine seitlich von rechts in Position geschoben und mit den beiden Flexkabeln des neuen Displays verbunden werden. Diese Geduldsprobe erfordert eine ruhige Hand, da die Schlitze der zwei Kabelanschlüsse auf der Platine sehr eng sind und genau getroffen werden müssen. Erst wenn die schwarz gefärbten Kabelschuhe komplett in den Anschlüssen verschwunden sind, ist die Verbindung korrekt. Sind beide Anschlüsse drin, kann die Platine mit den vier Torxschrauben mit dem Gehäuse verschraubt werden.
Die beiden Flexkabel der Stromversorgung vom Akku zur Platine werden von oben auf die Kontakte auf der Platine gedrückt, ein feines Einrasten ist dabei spürbar. In diesem Zustand können die beiden Gehäusehälften aufeinandergelegt werden für eine erste Funktionsprüfung. Es wenn die erfolgreich war und alle Tasten funktionieren, dürfen die beiden Gehäusehälften wieder fest miteinander verklebt werden, sonst war alle Arbeit zuvor umsonst.
Im Vergleich zum Garmin Edge 810 ist der Wahoo weniger reparaturfreundlich. Das Öffnen des geklebten Gehäuses erfordert wesentlich mehr Aufwand; der Kleber muss zum Lösen erwärmt werden, das Gerät sollte aber andererseits nicht wärmer als 60 Grad werden, sonst leidet möglicherweise der Akku. Ebenfalls fummelig und zeitaufwendig ist die Reinigung der Klebeflächen. Stichwort Akku: Da der Original-Stromspeicher fest mit der Lade-Elektronik verlötet ist, haben wir uns einen Akkutausch mangels Erfahrung nicht zugetraut. Das Neuverlöten ist unserer Meinung nach eine Arbeit für Spezialisten.
In der heutigen Zeit, in der Nachhaltigkeit immer wichtiger und DIY (Do it yourself) immer populärer werden, stellt sich die Frage, wie reparaturfähig elektronische Geräte sind. Das haben wir am Beispiel der beiden defekten GPS-Geräte Garmin Edge 810 aus dem Jahr 2013 und Wahoo Elemnt Roam von 2019 ausprobiert.
Dabei zeigte sich, dass der mehr als zehn Jahre alte Garmin gegenüber seinem etwas jüngeren Mitbewerber deutlich servicefreundlicher ist: Sein Gehäuse ist verschraubt und mit einer klassischen Gummidichtung versehen, was den Zugang zu den inneren Komponenten erleichtert und gleichzeitig den Schutz vor Wasser und Staub gewährleistet. Der Akku kann dank Standard-Steckverbindungen einfach getauscht werden, was die Lebensdauer des Geräts verlängert und Elektroschrott reduziert. Im Gegensatz dazu ist der Wahoo Elemnt Roam verklebt. Um das Gerät zu öffnen, muss es erhitzt werden, was aufwendig und riskant ist, da es dabei leicht beschädigt werden kann.
Gleichzeitig erfordert ein Akkutausch fortgeschrittene Kenntnisse im Umgang mit empfindlichen Elektronikbauteilen, inklusive Löten. Im Ergebnis erschwert die kostensparende Klebebauweise Reparaturen und ist ein Handicap für die Langlebigkeit. Leider sind auch neuere Garmin-Geräte geklebt statt geschraubt und nicht mehr so reparaturfreundlich.