Der finnische Sportuhrenhersteller Suunto blickt auf eine lange Erfahrung zurück. Die eigene App ist inzwischen ausgereift und die Uhren überzeugen durch eine konkurrenzlos lange Akkulaufzeit. Im Laufsport ist Suunto deshalb weit verbreitet. Marktführer Garmin profitiert vor allem von seinen ausgereiften Navigationsfunktionen. Mit seinen neuem Modell Race bietet Suunto aber ein attraktives Konkurrenzprodukt.
Würde man diesen Test mit einem Unboxing-Video beginnen, hätte Suunto schon die ersten Punkte gesammelt. Das Design der Verpackung ist ebenso funktional wie ansprechend. Nach dem Öffnen der Außenverpackung fällt der Blick auf eine dreigeteilte Innenverpackung. Enthalten sind neben der Uhr ein USB-Ladekabel und das Armband. Letzteres lässt sich sehr einfach befestigen und entsprechend tauschen.
Die Anpassung der Uhr und die Verbindung mit Strava funktionieren reibungslos. Die Grundsportarten sind vorinstalliert und können einfach ausgewählt werden. Die Personalisierung der Darstellung für eine Sportart ist aber etwas umständlich. Etwas Geduld braucht man beim Download der Offline-Karten. Hier setzt Suunto auf die OpenStreetMap.Karten. Großer Vorteil: man kann jede Region der Welt herunterladen und auch Karten-Updates kosten nichts. Der Nachteil liegt auf der Hand: OSM-Karten werden von der Community aktualisiert und haben nicht die Qualität einer professionell erstellten topographischen Karte. In der Praxis wird das kaum zu Problemen führen – die Detailtreue reichte im Test auch in abgeschiedenen Bergregionen aus. Man könnte die reduzierte Darstellung sogar als Vorteil sehen: beim kurzen Blick auf die Uhr beim Radfahren oder Laufen erfasst man sehr schnell den weiteren Verlauf des Tracks. Ein Nachteil ist, dass die Karten nicht routingfähig sind – eine Neuplanung einer Tour unterwegs über die Karte der Uhr ist nicht möglich. Man müsste den Umweg z.B. über Komoot gehen. Wer den vorgeplanten Track nicht verlässt, hat aber keine Probleme.
Der 1,43 Zoll große Touchscreen gehört zu den klaren Stärken der Suunto Race: Die Darstellung auf dem Amoled-Display ist gestochen scharf, die Farben sind kräftig und auch bei Sonnenlicht ist alles gut ablesbar. Dank Saphirkristall verspricht der Hersteller einen guten Schutz gegen Beschädigung – das haben wir verständlicherweise nicht getestet.
Die lange Akkulaufzeit war schon bei anderen Suunto-Uhren ein Kaufargument. Wer lange im Sattel sitzt oder beim Trailrunning über Ultra-Distanzen unterwegs ist, wird dies auch bei der Suunto Race zu schätzen wissen. Im Test wurde die Uhr tagelang nicht geladen – ein objektiver Wert ist schwer zu ermitteln, da er stark vom Nutzungsverhalten abhängt (Beleuchtung/Navigation/Temperatur). Der Hersteller gibt an, dass die Batterie der Uhr bei maximaler Genauigkeit der Aufzeichnung und allen Funktionen 40 Stunden reicht. Bei reduzierter Genauigkeit und ohne Herzfrequenzmessung sollen es fünf Tage sein und ohne Sport sogar 26 Tage.
Die App ist einfach aufgebaut und es lassen sich schnell Tracks zur Navigation auf die Uhr laden. Die Reduktion auf drei Bedienelemente sorgt für eine einfache Steuerung der Uhr. Auch wenn man die Bedienungsanleitung nicht liest, hat man schnell verstanden, wie man durch die Optionen navigiert. Das ist deutlich einfacher als bei Konkurrenzprodukten mit fünf Bedienelementen. Ein Pluspunkt der Suunto Race ist die Bedienung über eine digitale „Krone“. Bei mechanischen Uhren diente dieses Rädchen zum Einstellen der Uhrzeit. Das kleine Rädchen der Suunto Race steuert durchs Menü und lässt sich auch mit Handschuhen gut bedienen. Durch Drehen wählt man aus, durch Drücken bestätigt man Befehle. Besonders praktisch unterwegs: man kann per Rädchen in die Karte rein- und rauszoomen. Das ist deutlich einfacher als bei Konkurrenzmodellen. Gerade beim Sport in Bewegung ist die Bedienung einfacher zu kontrollieren als über Touchscreen.
Ganz schön viel Lob für die Suunto Race – perfekt ist sie aber nicht. Kleine Kritikpunkte liegen bei den Sensoren. Wer eine präzise Herzfrequenzmessung wünscht, sollte sich noch einen Pulsgurt zulegen. Die Messung am Handgelenk funktionierte nicht immer genau. Kleine Schwächen zeigten sich bei der GPS-Genauigkeit (bei unveränderten Standard-Einstellungen). Hier lag die Uhr in seltenen Fällen ein, zwei Meter daneben. Das fällt auf, wenn der aufgezeichnete Track knapp neben der Straße liegt oder bei mehreren Runden auf dem gleichen Weg plötzlich ein leichter Versatz aufgezeichnet wird. Die Vergleichsaufzeichnung mit einer Garmin Fenix 7 Pro Solar zeigte sich hier etwas präziser. Im Normalfall wird das aber kaum stören. Bei den aufgezeichneten Daten wie Höhe und Entfernung zeigte die Suunto Race keine relevanten Abweichungen.
Die neue Sportuhr Suunto Race ist dank Kartendarstellung und attraktivem Preis eine ernsthafte Konkurrenz für den Marktführer Garmin. Dank kostenlosen OSM-Karten, beeindruckendem Display, langer Akkulaufzeit und einfacher Bedienung ist die Uhr ein Begleiter bei vielen Sportarten. Für 449 Euro bekommt man in der Stahlversion (83 g) ein attraktives Paket. Die Sportuhr ist z.B. bei Amazon oder Bergfreunde erhältlich. Wer es besonders leicht liebt, bekommt für 549 Euro die Titanversion mit nur 69 g Gewicht. Auf dem Markt der Uhren mit Kartendarstellung und Navigation ist das ein fairer Preis. Möglich wurde das durch die Produktion in China – andere Uhren des Herstellers werden in Finnland mit erneuerbarer Energie hergestellt. Die Uhr hat beim Test überzeugt – wer präzise Herzfrequenzmessung wünscht, sollte sich aber noch einen Pulsgurt kaufen.