Matthias Borchers
· 17.11.2022
Fahrradlicht im TOUR-Test: fünf Sets mit Scheinwerfern um 100 Lux plus zwei High-End-Leuchten von Lupine und Supernova mit Aufblendlicht und Fernbedienung.
Das flexible Ansteck-Frontlicht für Fahrräder hat die 100-Lux-Marke geknackt. Damit erreichen die günstigen Lampen ab 100 Euro auf dem Papier annähernd das Niveau von deutlich teureren Top-Scheinwerfern. Auch unser Praxistest zeigt, dass ihre Leuchtkraft den Scheinwerfern von Lupine und Supernova nahekommt, jedenfalls dem Abblendlicht. Die Rücklichter unterscheiden sich teils extrem bei der Leuchtdauer; die Modelle von Lezyne, Lupine, Sigma und Trelock haben sogar integriertes Bremslicht an Bord.
Um das Leuchtbild und die Leuchtstärke von Scheinwerfern vergleichen und beurteilen zu können, braucht man vor allem: völlige Dunkelheit. Aber die ist im auch nachts hell erleuchteten München selten, was nicht nur Umweltschützer beklagen. Insofern wäre eine Test-Location ideal, die sonst nur in Psycho-Thrillern eingesetzt wird: ein unbeleuchteter Tunnel, möglichst ohne Verkehr. Doch unser Bedarf ist wohl einigermaßen speziell: Alle Röhren dieser Art in der Umgebung präsentierten sich - wohl aus gutem Grund - neonröhrenhell.
Beim letzten Tunnel, den wir in Augenschein nahmen, klaffte zwischen unserer Erinnerung und aktuellem Bauzustand eine Lücke, während der irgendein Amt beschlossen hatte, den Durchbruch mit schweren Eisengittern zu verschließen und lediglich für Feuerwehr und Forst zugänglich zu machen. Am Ende nahmen wir dann vorlieb mit einer Sackgasse samt Parkplatz im Forstenrieder Park. Schön dunkel, kein Verkehr außer kreuzender Igel und Wildschweine. Und Regen gab’s in der Test-Nacht auch nicht.
Fünf Frontlichter, ordnungsgemäß zugelassen nach der StVZO, haben wir auf einen im Montageständer geklemmten Rennlenker montiert und exakt gleich ausgerichtet, um die mit Pylonen markierte 30 Meter lange Teststrecke fotogerecht auszuleuchten. Zum Vergleich haben wir diesen fünf günstigen Modellen von Busch & Müller, Cateye, Lezyne, Sigma und Trelock zu Set-Preisen zwischen 110 Euro (Sigma) und 172 Euro (Cateye) zwei deutlich teurere Top-Scheinwerfer plus Akku gegenübergestellt, um herauszufinden, ob und wie deutlich sich diese in der Leistung unterscheiden: dem SL Nano AF von Lupine für 326 Euro mit einer maximalen Beleuchtungsstärke von 130 Lux und dem M99 Mini Pro von Supernova (579 Euro); für dessen Fernlicht im Powermodus gibt der Hersteller 275 Lux an, im Abblendmodus 150 Lux. Auch die Strahlkraft der Rücklichter haben wir an derselben Stelle im Forstenrieder Park bewertet.
Völlig abwegig ist diese Gegenüberstellung nicht, denn bei der Power, also der deklarierten Beleuchtungsstärke in Lux, spielen die fünf Kandidaten mit etwa 100 Lux zumindest vom Nennwert in einer ähnlichen Liga wie die Strahler von Lupine und Supernova, zumindest wenn Letzterer mit Abblendlicht im Standardmodus leuchtet. Aufgeblendet feuern der SL Nano AF und der M99 Mini Pro jedoch so viel mehr Licht in den Forstenrieder Park, dass man auch in 200 Metern Entfernung im Lichtstrahl noch bequem Zeitung lesen könnte.
In der Praxis bedeutet das, dass alle getesteten Scheinwerfer genügend Licht auf die Straße werfen, damit Radfahrer selbst in mondloser Dunkelheit sicher ihren Weg durch die Nacht finden - und Hindernisse wie Äste, Steine oder Frostlöcher auf der Straße rechtzeitig erkennen können.
Übrigens: Richtig ausgerichtet, blendet kein LED-Spot den Gegenverkehr. Schon von Amts wegen muss der Scheinwerferreflektor eine knackscharfe und blendfreie Hell-Dunkel-Kante erzeugen, die lediglich dann ihren Sinn verliert, wenn der Scheinwerfer zu hoch eingestellt andere Verkehrsteilnehmer rücksichtslos blendet.
Wechselt man bei Lupine oder Supernova zum Fernlicht, ist das ein Effekt wie Flutlicht. Beide Scheinwerfer werfen einen hellen und homogen Lichttunnel in die Nacht, der das stärkste Licht der fünf günstigen Kandidaten in den Schatten stellt und ausreichend hell wäre, um damit bei 50 km/h schnelle Abfahrten sicher zu meistern.
Die Ausdauer der Front- und Rücklichter haben wir bei mehreren Leuchtmarathons ermittelt, bei rund 10 Grad nächtlicher Außentemperatur. Zusätzlich haben wir die Leuchten eingewickelt in nasse und kühlende Küchenhandtücher, weil ihre Elektronik die Leistung drosselt, sobald die Scheinwerfer zu heiß werden. Ohne zusätzliche Kühlung passierte uns das bei den Scheinwerfern von Cateye und Lezyne, deren Licht bereits nach Minuten erlosch. Während der Fahrt mit dem Rad kühlt der Fahrtwind die Lichter; wird’s den Akkus dennoch zu warm, regelt die Elektronik die Leistung des Scheinwerfers als Schutz vor Defekten stufenweise herunter.
Große Unterschiede gibt es bei der Anzeige der verbleibenden Leuchtdauer. Vorbildlich, übersichtlich und präzise funktionieren hier Sigma und Trelock. Ersterer informiert nicht nur akkurat mit einem Fünf-Balken-Display; am Ende der Akku-Laufzeit bleiben auch noch genug Elektronen übrig für eine gute Stunde Notlicht. Noch präziser funktioniert das Infocenter bei Trelock, bei dem sich der Reststrom minutengenau ablesen lässt. Dafür fällt der Notstrom knapper aus, lediglich 15 Minuten Reserve bleiben für den Heimweg übrig. Beim Cateye muss die Ausfahrt genau getimt sein, nach exakt zwei Stunden voller Power mahnt der schlecht platzierte Indikator des GVolt 100 zum sofortigen Nachladen.
Bei den Montagemöglichkeiten sind die Hersteller auch 2022 immer noch sehr konservativ und legen ihren Lichtern Halter bei, die sich exklusiv um runde Rohre klammern; für Aerolenker oder integrierte Cockpits ist keiner der serienmäßig beigefügten Halter geeignet. Wer einen damit ausgestatteten Renner pilotiert, muss sich daher im Zubehörsortiment der Hersteller schlau machen und wird bei unserem Testfeld lediglich bei Busch & Müller, Lupine und Supernova fündig. Alle anderen Lichter passen nur an runde und nicht zu dicke Rohre.
Weitgehend unproblematisch lassen sich die Rücklichter an verschiedenen Sattelstützen montieren. Dies funktioniert mit den serienmäßigen Gummiringen bei runden oder aerodynamisch optimierten Stützen gleichermaßen, sofern die Gummis lang genug sind für dickere Stützen. Von Lupine gibt es sogar einen smarten Magnethalter fürs Sattelgestell, mit dem sich die rote Leuchte schick befestigen lässt - sofern man kein Satteltäschchen montiert hat.
Fazit: Aktuelle Anstecklichter bieten ordentliches Licht zu noch erschwinglichen Preisen. Die Rücklichter sind bei Einsatz und Montage durchweg recht unkompliziert, Busch & Müller und Trelock überzeugen mit langer Leuchtdauer. Bei den Frontlichtern loben wir die Modelle von Busch & Müller, Sigma und Trelock etwas mehr als Cateye und Lezyne; der Cateye-Strahler kann wegen seines drehbaren Reflektors aber zum Beispiel auch unter dem Lenker montiert werden. Die vergleichsweise schwere Lezyne-Lampe leuchtet zwar lange, muss zum Laden jedoch ewig an die Steckdose. Das interne Duell der Power-Leuchten gewinnt knapp Lupine vor Supernova. Der SL Nano ist kompakter, der Akku informiert besser über den Ladestand, sein Lichtteppich ist etwas homogener und heller, und günstiger ist er auch noch.
Bewertet haben wir Scheinwerfer und Rücklichter der Akku-Beleuchtung nach fünf Kriterien, deren Ergebnisse gehen in unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtnote ein.
Leuchtprofil (30 Prozent)
Das Leuchtprofil setzt sich zusammen aus Helligkeit und Ausleuchtung der Mess-Strecke. Dabei wurden die Scheinwerfer so ausgerichtet, dass deren Hell-Dunkel-Grenze die Pylonenoberkante in 30 Metern Entfernung trifft. Bewertet wird, wie homogen der Lichtteppich den Nah- und Fernbereich sowie den Fahrbahnrand ausleuchtet. Bei Lupine und Supernova haben wir das Lichtbild bei Fernlicht fotografiert und bewertet.
Leuchtdauer (25 Prozent)
Vor den drei Messungen wurden alle Scheinwerfer und Rücklichter zweimal komplett entladen. Gemessen haben wir die Akkustandzeit bei maximaler Leistung. Damit die Scheinwerfer ihre Leistung wegen Überhitzung nicht automatisch drosseln, fanden die Messungen bei etwa zehn Grad Nachttemperatur und zusätzlicher Kühlung statt. Die Angabe der Leuchtdauer bezieht sich hier auf die Maximalstufe, Scheinwerfer mit starkem Reservelicht werden besser bewertet.
Handling (15 Prozent)
Bei Akku-Scheinwerfern sollten Schalter mit definiertem Druckpunkt leicht zu bedienen, der Schalter am Rücklicht auch ohne Hinsehen leicht zu finden sein. Bewertet wird außerdem die Qualität und Genauigkeit der Ladestandsanzeige.
Verarbeitung (15 Prozent)
Beurteilt werden Materialgüte, Formteilungsspuren, die Qualität der Dichtungen sowie die Wasserdichtigkeit. Alu-Gehäuse von Scheinwerfern bewerten wir wegen der besseren Wärmeableitung besser als solche aus Plastik.
Halter (15 Prozent)
Bewertet werden die Montagemöglichkeiten sowie der feste Halt an Lenker, Vorbau und Sattelstütze. Bisher bieten lediglich Busch & Müller, Lupine und Supernova praktische Halter für die Montage an modernen Aero-Lenkern an.
Leuchtprofil (30 %) Note 2,0
Leuchtdauer (25 %) Note 2,5
Handling (15 %) Note 1,0
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 3,0
Leuchtprofil (30 %) Note 2,3
Leuchtdauer (25 %) Note 1,0
Handling (15 %) Note 1,7
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 2,0
Fazit: Gut verarbeitet, präzise Ladestandsanzeige, Halter mit Bajonettsicherung ist etwas fummelig und baut hoch; dagegen ist der neue Halter für die Montage an Auslegern von Aerolenkern filigran und praktisch.
Leuchtprofil (30 %) Note 2,4
Leuchtdauer (25 %) Note 3,5
Handling (15 %) Note 2,7
Verarbeitung (15 %) Note 2,5
Halter (15 %) Note 2,3
Leuchtprofil (30 %) Note 2,0
Leuchtdauer (25 %) Note 2,0
Handling (15 %) Note 2,7
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 1,7
Fazit: Der Scheinwerfer kann auf und unter dem Lenker montiert werden; wird bei Volllast sehr heiß, regelt ohne ausreichende Kühlung sofort runter; zwei Stunden Leuchtdauer sind knapp bemessen.
Leuchtprofil (30 %) Note 1,9
Leuchtdauer (25 %) Note 2,5
Handling (15 %) Note 3,0
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 3,0
Leuchtprofil (30 %) Note 1,0
Leuchtdauer (25 %) Note 3,0
Handling (15 %) Note 2,7
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 1,3
Fazit: Sehr lange Ladezeit; der Scheinwerfer wird heiß und benötigt ausreichend Kühlung, Indikator an der Rückseite schlecht sichtbar; sehr helles, rundum sichtbares Rücklicht, aber recht kurze Leuchtdauer.
Leuchtprofil (30 %) Note 2,2
Leuchtdauer (25 %) Note 2,5
Handling (15 %) Note 1,5
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 2,0
Leuchtprofil (30 %) Note 2,0
Leuchtdauer (25 %) Note 1,0
Handling (15 %) Note 1,3
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 2,3
Fazit: Scheinwerfer und Rücklicht mit informativen und präzisen Indikatoren; Kombischaltung für beide Lichter, mit Bremslicht; gute Lichtreserve, Haltegummi schon für Lenker mit 30 mm Durchmesser sehr kurz.
Leuchtprofil (30 %) Note 2,0
Leuchtdauer (25 %) Note 3,0
Handling (15 %) Note 1,0
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 2,3
Leuchtprofil (30 %) Note 2,0
Leuchtdauer (25 %) Note 1,5
Handling (15 %) Note 2,0
Verarbeitung (15 %) Note 2,0
Halter (15 %) Note 2,7
Fazit: Bestes Display, informativ, sehr einfache Bedienung; klobiger, wenig flexibler Halter; das Leuchtprofil ist homogen, könnte vorm Vorderrad jedoch heller sein; Rücklichthalter passt nicht ideal an Aerostützen.
Leuchtprofil (30 %) Note 1,0
Leuchtdauer (25 %) Note 2,0
Handling (15 %) Note 1,3
Verarbeitung (15 %) Note 1,0
Halter (15 %) Note 1,7
Leuchtprofil (30 %) Note 1,5
Leuchtdauer (25 %) Note 1,0
Handling (15 %) Note 1,7
Verarbeitung (15 %) Note 1,0
Halter (15 %) Note 1,7
Fazit: Bestes Leuchtprofil bei Fernlicht; Ladestandsindikator am Akku muss durch Drücken aktiviert werden, komfortable, kabellose Fernbedienung; robustes Rücklicht mit langer Leuchtdauer.
Leuchtprofil (30 %) Note 1,1
Leuchtdauer (25 %) Note 2,5
Handling (15 %) Note 1,7
Verarbeitung (15 %) Note 1,0
Halter (15 %) Note 1,7
Kein Rücklicht für Rennrad
Fazit: Relativ großer Scheinwerfer, lange Leuchtdauer im Standardmodus; präzise, aber schlecht erkennbare Ladestandsanzeige am externen Akku, top in der Bedienung, Leuchtmodi per App einstellbar
Der Standard war praktisch, kommt aber aus der Mode: Immer mehr neue Rennräder haben keine Lenker mit rundem Rohrquerschnitt mehr, sondern mit flächigen, aerodynamisch optimierten Partien. Um daran Radcomputer und Scheinwerfer zu befestigen, benötigt man einen Ausleger und angepasste Adapter.
Von Busch & Müller haben wir einen ersten Prototypen bekommen, mit dem sich der Ixon Rock an sogenannte Faceplates schrauben lässt. Dafür müssen die Lochkreise und Gewindedimensionen passen, was zuvor geprüft werden sollte. Das Teil wird “IXON-Adapter” heißen und soll ab Herbst 2022 erhältlich sein.
Beim Extender von Supernova sitzt der GoPro-Halter mittig, als Adapter dient der GoPro- Mount in Langversion. Auf diese Weise lässt sich der Scheinwerfer gut montieren und ausrichten und mittels Kabel-Fernbedienung auch problemlos bedienen.
“UTF Multimount” heißt Topeaks Standardhalter für Aerolenker mit zwei längs angeordneten Gewinden unterm Vorbau, der GoPro-Adapter ist inklusive. Mit Spezialadpater lässt sich der Nano-Scheinwerfer weit vorne montieren und mit zwei Schrauben leicht ausrichten. Topeaks Halter würde sich ebenfalls gut für die Montage des IXON-Scheinwerfers eignen.
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