Ob man mit dem 45Nrth Ragnarök der Winter-Spezialisten aus dem hohen Norden tatsächlich die Götterdämmerung übersteht? Fraglich. Aber zumindest kalte Wintertage sollten mit den wasserdichten und leicht gefütterten Winterschuhen kein Problem sein. Ihre Komfort-Range reicht laut Hersteller bis -4 Grad Celsius.
Beim Verschluss setzt 45Nrth klassisch auf eine Kombi aus breiter Neopren-Klettlasche und einem Boa-Drehverschluss. Toll, dass dabei das hochwertigere LI2-Rädchen zum Einsatz kommt, das in beide Richtungen anpassbar ist.
Die Sohle verfügt über ein relativ grobes Profil und ist sogar mit winzigen Glas-Splittern angereicht, um auf glatten Untergründen mehr Grip zu generieren. Wer den Ragnarök auf Flat-Pedalen fahren möchte, kann beim Service eine entsprechende Verschlussplatte für den Cleat-Bereich ordern.
An sich findet man recht leicht in den Schuh hinein, sobald der Boa-Verschluss ausreichend weit geöffnet ist. Leider laufen die Boa-Kabel ziemlich störrisch und hakelig und lassen sich nur schwer öffnen. Eine kleine Lasche für die Finger als Anziehhilfe würde zudem den Einstieg erleichtern.
Die Weite lässt sich über den Boa-Verschluss dagegen sehr fein regulieren. Zwei breite Laschen bringen dabei ordentlich Zug auf den Fuß. Die Klettlasche bietet einen ausreichend weiten Verstellbereich.
Größe und Passform des Ragnarök fallen normal aus. Gerade im Spann und Zehenbereich ist der Schuh aber eher flach geschnitten und nicht allzu breit. Wer zusätzlich dicke Socken in dem Schuh tragen möchte, wird eher zu einer Nummer größer greifen müssen.
Optisch macht der 45Nrth Ragnarök den Eindruck, als könnte ihm selbst ein Blizzard nichts anhaben. Das robuste Obermaterial blockt Wasser und Dreck ab wie ein Hockeyspieler seinen Gegner beim Bodycheck. Zudem verschwindet der hohe Schaft weit unter der langen Regen- oder Winterhose und hilft so, Nässe und Kälte abzuschirmen.
Nach längerer Fahrt bei starkem Regen gelangte dann aber doch noch etwas Wasser ins Innere des Schuhs. Es scheint, als wäre eine Nahtstelle an der Zunge das Problem. Bei hohem Druck arbeitet sich hier das Wasser nach innen. Auf Dauer ist der Ragnarök also nicht vollständig wasserdicht.
Auch der Kälteschutz konnte uns nicht voll überzeugen. Der Temperaturverlust in der Kühlkammer war deutlich. Bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts kann es durchaus kalt werden im Ragnarök. Im Vergleich landen die 45Nrth Winterschuhe damit auf einem der hinteren Plätze. Lange Fahrten bei deutlich unter null Grad? Da muss man mit dem schon unempfindliche Füße haben.
Im Gelände punktet der 45Nrth vor allem mit sehr guter Kraftübertragung. Der Schuh ist – auch aufgrund des robusten Obermaterials – sehr steif. So kann man sich mit Schmackes durch Schnee und Eis wühlen. Auch wenn man mal vom Pedal absteigen muss, ist man mit dem Ragnarök auf der sicheren Seite. Die breite Sohle bietet hervorragenden Stand und zudem ordentlich Grip.
Schattenseite der soliden Bauweise ist allerdings der Komfort. Beim Treten bewegt sich der Schuh kaum mit, die breiten Laschen knebeln den Spann und unter dem Fußgewölbe drückt eine Pelotte ungewohnt stark in den Fuß – das muss man mögen. Die Ferse kann beim Schieben zudem schon mal etwas im Schuh rutschen. Im Gegensatz zum restlichen Fuß findet sie keinen optimalen Halt.
Wuchtig, schwer und robust wie ein Wikingerschild kommt der 45Nrth Ragnarök daher. Die beiden Laschen des Boa-Verschlusses bringen ordentlich Zug auf die Füße, die Sohle ist sehr steif, so tritt man flott durch die Winterlandschaft. Das breite Profil erzeugt Grip und einen sicheren Stand auf dem Pedal wie im Gelände. Ultimativ warm sind die 45Nrth Winterschuhe aber nicht, zudem drang bei starkem Regen Wasser an den Nähten ein. Durch die robuste Konstruktion flext der Schuh kaum beim Treten oder Laufen – er ist daher kein Komfortwunder.