Matthias Borchers
· 25.12.2020
Wer im Winter Rennrad fährt, muss sich gegen Kälte und Nässe schützen - eine lange Radhose hilft. Wir haben 15 lange Radhosen für Herbst und Winter ausführlich getestet.
Lange Radhosen für Herbst und Winter sind im Ideallfall wahre Alleskönner: Sie halten Nässe und Fahrtwind draußen, die Körperwärme drinnen und transportieren zugleich Schweiß so schnell wie möglich ab, damit man auch am steil ansteigenden Sonnenhang mit dem Rennrad nicht wegen Überhitzung aufgeben muss.
Die günstigste lange Radhose unseres Testfeldes von insgesamt 15 Winter-Bibtights-Modellen stammt von Rose und kostet 110 Euro, für die teuerste Winterhose vom italienischen Edelschneider Q36.5 müssen Radfahrer 290 Euro hinblättern. Das ganze Testfeld im Überblick mit den jeweiligen Hersteller-Preisen zeigt die Tabelle. Die Test-Details und Bewertungen der einzelnen Radhosen-Modelle finden Sie unten.
Auch in ihren Eigenschaften weisen die getesteten langen Radhosen große Unterschiede auf. Die Modelle von Alé und Santini sind sehr elastisch und mit knapp 300 Gramm sehr leicht. Statt einer Membran haben sie eine Imprägnierung auf der Außenhaut, an der das Wasser abperlen soll. Etwa 150 Gramm mehr bringen die schwersten Winter-Radhosen - von Pearl Izumi, Biorace oder Vaude auf die Waage; beide sind mit einer winddichten und wasserabweisenden Membran ausgestattet und fühlen sich dadurch deutlich steifer an.
Grundsätzlich bieten schwerere, lange Radhosen den besten Kälte- und Nässeschutz: An der kompletten Front bis zum Bund sowie am Po, wo das Spritzwasser vom Hinterreifen auftrifft, liegt zwischen Futter und Außenhaut eine Schicht Membranmaterial. Dampfdurchlässiger sind dagegen die Trägerhosen-Modelle ohne Membran. Tipp zum Finden der passenden, langen Radhose: Wer auch im Winter intensiv mit dem Rennrad trainiert, sollte daher ein leichteres Modell ohne “Isolierschicht” wählen, wer leicht friert und eher gemütlich unterwegs ist, eine dickere lange Radhose.
Die Sitzpolster der Radhosen unterscheiden sich in Breite und Dicke nicht wesentlich von denen in kurzen Sommerhosen. Meist sind die Pads vorn lediglich länger geschnitten, um besser vor Wind und Kälte zu schützen. Mit einer effektiven Breite von elfeinhalb Zentimetern ist das Craft-Polster sehr schmal, knapp fünf Zentimeter breiter sind die Pads bei Biehler und Vaude. Natürlich fließen auch sinnvolle Details, wie Reflexmaterial, vorgeformte Kniepartien oder leicht bedienbare und nicht störende Reißverschlüsse oben am Latz oder unten am Knöchel, in unsere Bewertungen ein.
Tipp: Anprobieren vor dem Hosenkauf
In Sachen Passform und Schnitt wiederum können unsere Beschreibungen nur Anhaltspunkte bieten; ob die Hose beim Pedalieren wirklich gut und bequem sitzt, hängt stark von Körperbau und individuellen Vorlieben ab. Probieren Sie die Radhosen daher immer in Ruhe an – am besten direkt im Fachgeschäft –, bevor Sie mit dem neuen Teil ins Herbst- und Wintertraining losrollen.
Auch viele Frauen bevorzugen auf dem Rennrad lange Trägerhosen - gerade wenn es kalt wird. Sie sitzen nicht nur besser als Bundhosen, sondern schützen auch den empfindlichen Nierenbereich. Pinkelpausen allerdings machen sie für Frauen komplizierter - vor allem im Winter. Bei manchen langen Radhosen muss sich Frau erst mal bis aufs Unterhemd ausziehen, um die Hose herunter zubekommen. Um diese Prozedur zu erleichtern, haben sich Hersteller wie Alé oder Craft etwas einfallen lassen: Beim Modell Future BE-HOT von Alé lässt sich der geschlossene Träger, der um den Hals liegt, einfach über den Kopf ziehen. In gebeugter Haltung lässt sich die Hose sogar hinten runter ziehen, wenn der Träger an Ort und Stelle bleibt. Etwas mehr “blindes Fingerspitzengefühl” verlangt das Modell Ideal Pro Wind Bib Tights von Craft: Hier wird der Träger hinten mit einem Hakenverschluss geöffnet, sodass sich die Hose auch einfach nach unten streifen lässt.
TOUR-Bewertung
Testfazit: Diese lange Radhose hat einen flachen Bund; nicht winddicht und mittelwarm; Wasser perlt gut an; leichte und dampfdurchlässige Hose, in der man wenig schwitzt; leichtes An- und Ausziehen; sitzt super
TOUR-Bewertung
Testfazit: Lange Radhose mit geringem Wetterschutz, aber warm; Polster trägt sehr auf; Konstruktion mit vielen und spürbaren Nähten; das Material ist wenig elastisch, Anziehen daher etwas umständlich
TOUR-Bewertung
Testfazit: Sehr guter Wetterschutz; mitteldickes Polster; Material nicht so elastisch; An- und Ausziehen mühsam; kaum spürbare Nähte; Fußstege ziehen die Hose gut in Form
TOUR-Bewertung
Testfazit: Viele Ausstattungsdetails; guter Wetterschutz, mittelwarm; Polster ist spürbar; Hose fällt klein aus, besser eine Nummer größer kaufen; mühsam anzuziehen
TOUR-Bewertung
Testfazit: Die lange Radhose von Craft kann in Schnitt und Passform nicht überzeugen; überm Bund und an den Unterschenkeln liegt der elastische Stoff in Falten an; auch in den Kniekehlen stören Falten
TOUR-Bewertung
Testfazit: Die lange Radhose von Endura wärmt gut und schützt gut vor Nässe und Wind; fühlt sich ein wenig wie Neopren an; das Sitzpolster gibt’s in drei Größen; Passform und Schnitt können beim Pedalieren überzeugen
TOUR-Bewertung
Testfazit: Die lange Radhose von Gore Wear ist die leichteste Membran-Hose, wärmt kaum, dünnes Tragegefühl; Polster unauffällig; Träger fehlt Spannkraft um die Hose in Form zu halten; keine störenden Falten im Kniebereich
TOUR-Bewertung
Testfazit: Vorn platzierte Membrane schützen wirkungsvoll vor Wind und Nässe; hinten kaum Spritzwasserschutz; insgesamt hoher Tragekomfort der langen Radhose von Löffler und sie ist sehr dampfdurchlässig
TOUR-Bewertung
Testfazit: Bein-RV seitlich gut platziert; lange Radhose mit top Wetterschutz, warm; Polster leicht spürbar; trägt sich trotz viel Stoff sehr gut, wirft kaum Falten; gute Träger; keine Nähte spürbar
TOUR-Bewertung
Testfazit: Testsieger - und die teuerste lange Radhose im Test; transportiert den Schweiß gut; Polster passt gut; die Hose sitzt wie eine zweite Haut; straffe, nahtlose Träger; leichtes An- und Ausziehen
TOUR-Bewertung
Testfazit: Lange Radhose von Rapha mit sehr gutem Wetterschutz, wärmt gut; Polster relativ breit; Nähte und Materialfalten minimal spürbar; sehr straffe Träger, straffer Bund; Anziehen dauert etwas
TOUR-Bewertung
Testfazit: Minimaler Schutz vor Wind und Nässe; Polster hinten viel zu hoch platziert, sitzt oberhalb der Sitzknochen; Passform und Schnitt nehmen die Rennradhaltung kaum vorweg; günstig
TOUR-Bewertung
Testfazit: Die lange Radhose von Santini ist eher für sonnige und milde Tage; Polster unauffällig; Hose sitzt wie angegossen, kein Material faltet sich, keine Naht stört; Träger sitzen gut, lassen sich jedoch schwer ausrichten
TOUR-Bewertung
Testfazit: Das Material ist so unelastisch, die Beinabschlüsse sind so eng, dass das Anziehen ewig dauert - steckt man drin, ist alles gut; etwas viel Polster; Passform und Schnitt sind tadellos
TOUR-Bewertung
Testfazit: Tolles Stoffgefühl, aber nicht besonders warm; passt am Oberschenkel, ist über der Hüfte und an den Unterschenkeln jedoch zu weit, hält selbst dünnes SQ-Lab-Polster nicht in Position
Die Gesamtnote der langen Radhosen setzt sich aus vier Teilnoten zusammen, die wir in teils aufwendigen Labortests ermitteln. Alle Modelle sind zudem von Rennradfahrern Probe gefahren. Ihre Erfahrungsberichte schlagen sich vor allem in der Teilnote zu Passform und Tragekomfort nieder. So bewerten wir:
Sitzpolster (30 %)
Anders als bei leichten Sommer-Radhosen, bei denen das Polster aufgrund des dünnen und sehr elastischen Materials schlechter in Position bleibt, wird es bei den dickeren und festeren Allwetterhosen in der Regel besser fixiert. Voluminöse Polster, können Sitzkomfort und das Tretgefühl negativ beeinflussen. Entsprechend bekamen tendenziell flache und flexible Polster bessere Noten als dick gepolsterte “Windeln”. Zur Orientierung haben wir bei jedem Sitzpolster die effektive Dämpfungsfläche gemessen und in der Tabelle aufgeführt, damit jeder - passend zu seinem individuellen Sitzknochenabstand - eine erste Einschätzung für die Auswahl bekommt.
Passform/Tragekomfort (30 %)
Im vergleichenden Praxistest haben wir Passform und Tragekomfort aller Radhosen-Modelle in Größe L verglichen und bewertet. Hier gehen die Erfahrungen unserer Testfahrer in Sachen Stoffgefühl auf der Haut und Wärmeempfinden bei steigenden Temperaturen in die Note ein. Neben dem allgemeinen Sitz der Hose - wirft sie Falten, wie komfortabel lässt sie sich an- und ausziehen? - sind auch der Sitz des Polsters und der Hosenträger relevant. Auch Form und Elastizität im Kniebereich und an den Beinabschlüssen sind wichtige Details, die in die Bewertung eingehen.
Ausstattung (20 %)
In die Ausstattungs-Note der Radhosen fließen Details ein wie Machart und Verlauf der Träger und Beinabschlüsse sowie das Vorhandensein und die Platzierung von Reflexmaterial. Vorhandene Reißverschlüsse am Latz oder am Beinabschluss müssen leicht laufen und dürfen nicht drücken. Das Gleiche gilt für Nähte, vor allem am Sitzpolster.
Wetterschutz (20 %)
Mit dem sogenannten Spray-Test (DIN-EN-ISO 4920) wird das Abperlverhalten der zuvor gewaschenen Radhosen ermittelt. Optimal ist, wenn Wassertropfen von der Oberfläche abperlen; schlecht ist, wenn sich der Stoff sofort vollsaugt - dadurch kühlt man während der Fahrt schneller aus. Das Isolationsvermögen haben wir im Praxistest bei einer Umgebungstemperatur von fünf bis zehn Grad ermittelt. Aufgrund der Verwendung ähnlicher Materialien lässt sich pauschal urteilen, dass leichte Sets um 300 Gramm deutlich weniger wärmen als schwere Modelle, die 100 Gramm mehr auf die Waage bringen; diese isolieren sogar noch bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt ausreichend gut.
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