Matthias Borchers
· 12.02.2021
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Eine gute Regenjacke sollte vor allem wasserdicht und dampfdurchlässig sein. Nur dann bleibt man auf dem Rennrad bei Regen trocken und warm. Wir haben 20 Regenjacken für Frauen und Männer getestet.
Fragt man Radsportler, was ekliger ist – vom Regen durchnässt zu werden oder im eigenen Saft zu schmoren – erntet man als Antwort ein klares Unentschieden. Deshalb sollte die ideale Rennrad-Regenjacke vor beidem bewahren, indem sie Regentropfen dauerhaft abperlen und möglichst viel Schweißdampf von der Haut nach außen entweichen lässt, damit man auch trocken bleibt, wenn es gerade mal auf der Rennrad-Tour nicht regnet.
Teil eins der Aufgabe, der äußere Nässeschutz, ist aus technischer Sicht keine Herausforderung, Beispiel Plastiktüte: Die ist absolut dicht – aber von beiden Seiten. In einer Jacke aus solchem Material bliebe der Regen zwar aus-, der Schweiß aber eingesperrt, und man fühlte sich nach wenigen Pedaltritten wie in einem Bratschlauch.
Damit der Dampf weg von der Haut gelangen kann, muss das Material teildurchlässig sein. Die großen Regentropfen-Wassermoleküle dürfen nicht passieren, die kleineren Wasserdampf-Moleküle hingegen sollen. Diese Aufgabe übernimmt in einer Regenjacke die Membran, die sich bei den meisten Jacken zwischen der wasserabweisenden Außenhaut und dem innenliegenden Futter befindet. Die Einheit für die Dampfdurchlässigkeit, oft auch als Atmungsaktivität bezeichnet, lautet: Gramm pro Quadratmeter pro 24 Stunden (g/m2/24h). Die Bandbreite der Werte reicht dabei je nach Hersteller von 3.000 bis zum etwa Zehnfachen. Das entspräche in der Praxis bis zu 30 Liter Schweiß in 24 Stunden oder 1,25 Liter pro Stunde. Dass ein Radler so viel schwitzt, ist nicht unrealistisch, wobei die Hersteller-Angaben lediglich für die Membrane unter Laborbedingungen gelten. Wie die meist dreilagigen Laminate der Jacken in der Praxis funktionieren, darüber sagen diese Werte wenig aus.
Die Grundregel lautet: Je wasserdichter das Material einer Regenjacke, desto größer der Widerstand, Dampf passieren zu lassen. Abgesehen davon entweicht umso mehr Dampf, je größer das Temperaturgefälle zwischen innen und außen ist. Nimmt man die Körpertemperatur von 37 Grad als Basis, dringt bei 15 Grad Außentemperatur mehr Dampf durch die Membran der Regenjacke als beispielsweise bei 20 Grad. Kurz: Je wärmer es ist, desto schlechter funktioniert der Schweißtransport von Regenjacken.
Die Beschaffenheit der äußeren Jackenschicht beeinflusst die Dampfdurchlässigkeit ebenfalls. Saugt die Außenhaut Feuchtigkeit auf, bremst das den Dampfdurchgang. Deshalb sollte die Regenjacke möglichst wasserabweisend sein, damit auftreffende Tropfen schnellstens abperlen. Das erreichen die Hersteller durch Imprägnieren mit einer sogenannten DWR-Beschichtung (Durable Water Repellent). Diese Beschichtung hält jedoch nicht dauerhaft; sie sollte in regelmäßigen Abständen nach Anleitung gereinigt und mit Imprägniermitteln aufgefrischt wer den, damit die Jacke wasserabweisend und dampfdurchlässig bleibt.
Standard bei Regenjacken ist nach wie vor die mehrlagige Machart, bei der die Membran von Textil umgeben ist. Gorewear hingegen geht seit 2016 als Vorreiter einen eigenen Weg. Deren Shakedry-Modell besteht lediglich aus der wasserdichten, dampfdurchlässigen Membran. Das macht sie zum einen sehr leicht; und da sie komplett auf Textil verzichtet, soll sie besser vor Regen schützen und mehr Dampf durchlassen als die Laminat-Konkurrenz. In früheren Tests überzeugte die einlagige Herrenjacke „One Gore-Tex Active Bike Jacket“ mit Bestnoten. Mittlerweile gibt es auch ein Damenmodell mit angepasstem Schnitt; alle Jacken dieser Bauart heißen jetzt „Shakedry“, und es gibt sie in verschiedenen Ausführungen.
Unser Regenjacken-Test zeigt, dass die teuersten Modelle nicht immer die besten sind. Überraschend gut: das sehr günstige Modell der Decathlon-Marke Van Rysel. Die viel teureren Jacken von Assos enttäuschen beim Regenschutz. Die „Shakedry“-Jacken von Gorewear behaupten sich unangefochten an der Spitze.
Körpernah geschnitten, flattert kaum, hinten relativ kurz; der flache Kragen liegt eng an. Auf der Haut fühlt sich der Stoff leicht schwitzig an. Sehr leicht, kleines Packmaß. Günstigste Herren-Regenjacke im Test und wiegt 135 Gramm.
Erstmals gehört zu unseren Testverfahren eine selbst entwickelte Prüfung zur Bewertung der Dampfdurchlässigkeit. Der Aufbau funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der bekannte MVTR-Test (Moisture Vapor Transmission Rate), bei dem ermittelt wird, welche Menge Wasserdampf in einer bestimmten Zeit durch eine bestimmte Fläche Material dringen kann. Wir verwenden zwei handballgroße Halbkugeln und spannen dazwischen luftdicht das Jackenmaterial. In der einen Halbkugel befindet sich eine immer gleiche Menge exakt temperierten Wassers, in der anderen ein Material, das die durch die Jacke transportierte Feuchtigkeit bindet. Um den Prozess zu beschleunigen, wird die obere Halbkugel gekühlt. Mit einer Feinwaage lässt sich die Menge des transportierten Wassers und damit die Leistungsfähigkeit der Membran ermitteln.
Die Wasserdichtigkeit wurde mit dem Suter-Test ermittelt (siehe DIN-EN-ISO 20811). Dabei haben wir die Jacke im Bereich einer Nahtstelle zwei Minuten lang unter einen Druck von 0,3 Bar (3000 Millimeter Wassersäule) gesetzt. Tritt Wasser durch Material oder Naht, gibt es Punktabzug. Ähnlich wie beim Spray-Test (DIN-EN-ISO 4920) wird das Abperlverhalten ermittelt.
Neu im Vergleich zu vorangegangenen Regenjacken-Tests bei TOUR ist auch, dass wir Passform und Schnitt der Jacken nicht mehr mit Noten bewerten; die individuellen Vorlieben und anatomischen Unterschiede von Radler zu Radler sind dafür schlicht zu groß. Stattdessen beschreiben wir Schnitt und Passform ausführlicher im Fazit in der Tabelle, sodass jeder Radsportler und jede Radsportlerin den passenden Schnitt identifizieren kann. Die Bedeutung des Reflexmaterials halten wir für so wichtig, dass wir es als eigenes Bewertungskriterium aufgenommen haben.
Den kompletten Test mit allen Informationen zu Gewicht, Ausstattung und detaillierter Benotung der 20 Rennrad-Regenjacken finden Sie unten als Download für 1,99 Euro.
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