Matthias Borchers
· 23.09.2023
Die klassische Regenjacke vereint einen für die Rennradhaltung angepassten Schnitt, lässt Regentropfen dauerhaft abperlen und transportiert den Schweiß in Form von Wasserdampf von der Haut weg nach außen.
Wer eine robuste und langlebige Regenjacke sucht, für den ist eine 3-Lagen-Jacke die beste Wahl. So eine Jacke besteht aus einem 3-Lagen-Laminat, bei dem sich die wasserdichte und dampfdurchlässige Membran zwischen der wasserabweisenden Außenhaut und dem Futter als Schutzschicht befindet. Die Membran kann mikroporös (z. B. Gore-Tex) oder porenfrei (z. B. SympaTex) sein. Bei mikroporösen Membranen sind winzige Löcher für die Durchlässigkeit verantwortlich. Bei porenfreien Membranen sorgt eine spezielle Molekülstruktur für den Wasserdampftransport.
Weitere Optionen sind Regenjacken mit 2- oder 2,5 Lagen. Bei 2-lagigen Jacken besteht die Schicht aus einem Oberstoff und einer Membran, die zusammengeklebt sind. Der Futterstoff – falls vorhanden – ist nicht fest mit der Schicht verbunden, sondern nur in die Jacke eingehängt. Das kann zu Reibung an der Membran führen und sie mit der Zeit beschädigen. Eine 2,5-lagige Jacke ist eine leichte und stabile Alternative, die auch die Membran an der Innenseite schützt. Hier wird aber keine vollständige Schicht aufgetragen, sondern nur eine dünne Schutzschicht. Die Hersteller verwenden dafür z. B. wabenförmige Muster oder Karbonschichten. Die 2,5-lagigen Jacken sind daher widerstandsfähiger als 2-lagige Jacken, aber auch leichter und atmungsaktiver als die robusten 3-lagigen Jacken.
Damit die teure Regenjacke lange hält und wasserabweisend und dampfdurchlässig bleibt, empfiehlt sich ein gewissenhaftes Pflegeprogramm. Dazu zählen die materialgerechte Wäsche, sowie eine regemäßige Auffrischung der so genannten Ausrüstung mit vom Hersteller empfohlen Wasch- und Imprägniermitteln. Tipps und Hinweise gibt es auf den Internetseiten der Hersteller im Servicebereich oder hier bei uns.
Die DWR-Imprägnierung der Regenkleidung wird durch das Waschen in der Maschine nach und nach abgetragen. Besonders schädlich ist es, wenn man die Regenjacke mit der normalen Wäsche wäscht, Waschpulver benutzt und sie am Ende noch bei 1400 Umdrehungen schleudern lässt. Dabei kann die Membran knicken und reißen, oder Waschpulverreste schmirgeln die empfindliche Außenhaut kaputt. Aber auch ohne Waschen verliert die Regenjacke ihre Funktion, weil Staub und Schweiß die Poren verstopfen.
So macht man es richtig: Bei häufigem Gebrauch kann man die Regenbekleidung fünf bis sechs Mal im Jahr in eine nicht zu volle Waschmaschine geben. Alle Reißverschlüsse zu machen, Kordelzüge lockern, dann mit 30 ml Flüssigwaschmittel bei 30 oder 40 Grad, je nach Membranart, waschen. Kein Schleudern und keinen Weichspüler benutzen! Der Weichspüler bleibt in den Poren hängen, und die Atmungsaktivität ist für immer weg. Danach in den Trockner (30 Minuten, max. 60 Grad) oder einfach aufhängen und dann mit dem Bügeleisen (niedrige Temperatur) die Imprägnierung wieder aktivieren. Auch wichtig: Vor dem Waschen unbedingt Waschmittelreste aus dem Fach entfernen. Spezielle Sportwaschmittel, wie Nikwax Tech Wash (300 ml, 9,95 Euro), sind umweltfreundlich und erhalten die DWR-Imprägnierung.
DWR steht für “Durable Water Repellency”, also dauerhafte Wasserabweisung. Die DWR ist der äußere Schutzwall gegen Nässe und verhindert, dass sich der Oberstoff mit Wasser vollsaugt. Wirklich von langer Dauer ist die Funktion meist leider nicht. Dann perlen Regentropfen nicht mehr ab, sondern bilden einen geschlossenen Film auf der äußeren Textilschicht. Die Folge: Die Klamotte fühlt sich nicht nur klamm an, sie verliert auch ihre Dampfdurchlässigkeit.
Immer mehr Hersteller verwenden inzwischen Alternativen zu PFC, die aus Silikonen oder Polymeren bestehen und deutlich umweltfreundlicher sind. Auch wenn diese Produkte oft noch nicht so wirksam sind wie PFC-haltige, verzichten einige Hersteller wie Nikwax oder Fibertec bewusst auf PFC in ihren Imprägniermitteln. Bei den Membranen selbst gibt es auch PFC-freie Produkte, zum Beispiel von Sympatex. Vaude verwendet für die eigene Ceplex-Membran Polyurethan oder Polyester statt PFC. Gore Wear– der wohl bekannteste Hersteller von wasserdichten Membranen – hat sich das Ziel gesetzt, bis 2023 alle PFC aus seinen Produkten und Produktionsprozessen zu entfernen.
Ihre Fahrradjacke saugt Wassertropfen gierig auf, statt sie wie ein Lotusblatt abperlen zu lassen? Dann helfen Imprägniersprays. Das Fibertec Textile Guard Eco (500 ml, 16,95 Euro) z. B. ist 100 % PFC-frei und vollständig biologisch abbaubar. Idealerweise wird es auf die frisch gewaschene und noch feuchte Textilie von außen aufgesprüht und mit einem Schwamm in den Stoff eingerieben. Dabei sollten Sie die Klamotte flach auf einem Tisch ausbreiten. Für eine normale Regenjacke reichen etwa 120 ml. Nachdem das Spray einmassiert wurde, wird die Imprägnierung im Trockner aktiviert. Alternativ klappt das auch mit dem Bügeleisen. Lässt die Imprägnierung im Lauf der Zeit oder nach einer Wäsche wieder nach, sollte die DWR (Durable Water Repellency) im Trockner erneut aktiviert werden. Erst, wenn auch nach der Wärmebehandlung Wasser nicht mehr abperlt, sollten Sie erneut imprägnieren.
PFAS gelten als umwelt- und gesundheitsschädlich, und trotzdem kommen die Chemikalien in Outdoor-Kleidung zum Einsatz. Die EU will die Stoffgruppe verbieten. Was steckt dahinter?
Noch immer verwenden Hersteller PFAS (per- und poly-fluorierte Alkylsubstanzen) für wasserdichte Outdoor-Bekleidung. Die Fluorchemikalien sind wasser-, schmutz- und fettabweisend, stehen aber im Verdacht, sich negativ auf das Hormon- und das Immunsystem auszuwirken und Krebs zu verursachen. PFAS sind künstliche Stoffe, die so in der Natur nicht vorkommen. Weil sich die Verbindungen in Gewässern und Böden anreichern und in der Natur nicht abgebaut werden, bezeichnet man sie auch als “Ewigkeitschemikalien”.
Bisher wurden im Zulassungsprozess der EU (REACH) nur einzelne Substanzen reguliert, die nachweislich negative Auswirkungen haben. Fünf europäische Länder, darunter auch Deutschland und die Niederlande, wollen die Produktion, Verwendung und den Import der Stoffgruppe EU-weit verbieten lassen. Dazu gehören mehr als 10.000 Substanzen. Laut Umweltbundesamt ist mit möglichen Beschränkungen aber frühestens 2025 zu rechnen.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es laut Umweltbundesamt wenig Möglichkeiten zu erkennen, ob Produkte PFAS enthalten und diese zu vermeiden. Bei Bekleidung wie Outdoor-Jacken sind entsprechende Produkte in der Regel mit Siegeln wie GOTS oder Blauer Engel für Textilien gekennzeichnet. Einige Hersteller weisen auch auf den Etiketten auf PTFE- und/oder PFC-freie Materialien hin. Auch im Bereich der Imprägnierungen gibt es inzwischen als PFC-frei aus-gewiesene Mittel. Anstelle PFAS-basierter Sprays kann man auch auf natürliche Fette oder Wachse zurückgreifen.