Die besten Fahrrad-Regenjacken im Test schaffen den Dreiklang aus Wetterschutz, Tragekomfort und geringem Gewicht; die Funktions- und Qualitätsunterschiede über das Testfeld hinweg sind aber erheblich. Gore Wear steht zusammen mit Le Col ganz oben auf dem Podest, die Plätze dahinter nehmen die drei italienischen Marken Castelli, Alé und Santini ein. Die Preise variieren erheblich: Zum Preis der leichten Regenjacke von POC könnte man eine fünfköpfige Familie mit der Jacke von Gobik ausstatten.
Regenjacken müssen viel leisten – und das unter Bedingungen, die für Material und Schnitt eine echte Herausforderung darstellen. Sie sollen Wind und Wetter abhalten, dabei dampfdurchlässig bleiben, sich der sportlichen Haltung auf dem Rad anpassen und möglichst wenig wiegen. Für unseren aktuellen Vergleichstest haben wir Herren und (zehn) Damenmodelle von 13 Herstellern verglichen. Getestet wurde nach vier praxisnahen Kriterien: Wetterschutz (Suter-Test und Sprühtest), Passform und Tragekomfort, Gewicht und Packmaß sowie Ausstattung und Funktion.
Die gute Nachricht vorweg: Die meisten Jacken schneiden gut ab, einige sogar hervorragend. Ganz oben auf dem Siegertreppchen steht die Regenjacke von Gore Wear neben der von Le Col, die sich mit einem hauchdünnen Vorsprung gegen die Konkurrenz von Alé, Castelli und Santini durchsetzen konnten. In dieser Spitzengruppe liegen die TOUR-Noten zwischen 1,4 und 1,7 – also nur drei Zehntel auseinander. Die Unterschiede sind entsprechend gering, doch die Summe der Eigenschaften machten den Unterschied.
Was diese vier Modelle eint: Sie halten lange trocken, auch bei Dauerregen und Spritzwasser. Sie sind gut auf die Rennradhaltung zugeschnitten, ohne zu spannen oder zu flattern. Sie sind leicht und lassen sich auf kompaktes Maß zusammen falten – ideal für die Trikottasche. Und sie weisen pfiffige Details auf wie reflektierende Elemente, komfortable Kragen, gut abschließende Ärmelbündchen und ein ausreichend langes Rückenteil, das beim Pedalieren nicht nach oben rutscht und den Po freigibt.
Nicht ganz so überzeugend waren die Modelle von Agu, Gobik und Sportful. Diese drei Überzieher zeigten Schwächen – jeweils in unterschiedlichen Disziplinen. Die Jacke von Agu gehört zwar zu den Leichtesten im Test und lässt sich extrem klein verpacken, doch bei der Passform und der Leichtgängigkeit des Reißverschlusses hakt es im Wortsinn. Die Gobik-Jacke punktet mit einem attraktiven Preis und einer durchdachten Ausstattung, fällt aber beim Wetterschutz deutlich ab – ein Manko, das sich in der Gesamtnote niederschlägt. Bei Sportful wiederum mussten wir die Ausstattung bemängeln: An eine Regenjacke, die auch im Herbst und Winter getragen wird, gehört Reflexmaterial – ein Sicherheitsaspekt, der heute Standard sein sollte.
Insgesamt zeigt der Test: Wer bereit ist, etwas mehr zu investieren, bekommt eine Regenjacke, die nicht nur trocken hält, sondern auch in Sachen Komfort und Funktion überzeugt. Die besten Modelle sind durchdacht konstruiert, hochwertig verarbeitet und auf die Bedürfnisse sportlicher Radlerinnen und Radler abgestimmt, egal ob sie auf dem Rennrad oder Gravelbike unterwegs sind. Und sie zeigen: Eine gute Regenjacke ist mehr als nur ein Notnagel für schlechtes Wetter – sie ist ein verlässlicher Begleiter für ambitionierte Touren bei jedem Wetter.
Nicht jede Fahrrad-Regenjacke, die Wasser abhält, ist auch „wasserdicht“. Im Fahrradbereich ist „wasserdicht“ ein technischer Begriff: Die sogenannte Wassersäule gibt an, wie viel Wasserdruck ein Material aushält, bevor Feuchtigkeit durchdringt. Eine Membran mit 10.000 mm Wassersäule hält einem Druck stand, wie er etwa bei starkem Regen oder Spritzwasser auftritt. Doch die Wassersäule allein sagt wenig über den Alltagsnutzen, denn Nähte und Reißverschlüsse sind oft die Schwachstellen. „Wasserabweisend“ hingegen bedeutet, dass Wasser von der Oberfläche abperlt – meist durch eine spezielle Imprägnierung. Das reicht für leichten Nieselregen oder kurze Schauer, nicht aber für längere Fahrten bei schlechtem Wetter.
Doch warum sollte eine Rennradjacke nicht komplett dicht sein wie das Ölzeug eines Fischers? Ganz einfach: Radfahren ist schweißtreibend. Eine völlig dichte Jacke würde wie eine Plastiktüte wirken – keine Luftzirkulation, keine Dampfdurchlässigkeit. Der Schweiß bleibt am Körper, das Klima wird erst feucht und warm, dann klamm und unangenehm. Hochwertige Fahrrad-Regenjacken nutzen deshalb atmungsaktive Membrane. Diese lassen Wasserdampf entweichen, blockieren aber Regen von außen. Ein guter Kompromiss zwischen Schutz und Tragekomfort ist entscheidend. Eine Jacke, die bei 4000 mm Wassersäule dicht bleibt und gleichzeitig dampfdurchlässig ist, schützt den Körper effektiv – ohne ihn zu „kochen“.
Regenzeug ist teuer – und eine Reparaturmöglichkeit wünschenswert, um nach einer Beschädigung den Neukauf zu vermeiden. Unsere Liste zeigt, welche Hersteller (teils nicht in diesem Test vertreten) einen Reparaturservice oder Crash-Replacement anbieten. Einige Marken wie Patagonia und Vaude haben besonders kundenfreundliche Reparaturprogramme aufgelegt – inklusive DIY-Anleitungen und mobiler Werkstätten. Andere, wie Sportful oder Le Col, setzen auf Austausch statt Reparatur, was bei Sturzschäden hilfreich sein kann, aber weniger nachhaltig ist.
Die Gesamtnote setzt sich zusammen aus vier unterschiedlichen Kriterien, die je nach Relevanz unterschiedlich stark gewichtet wurden. Alle Messwerte haben wir im Haus ermittelt, inklusive Suter- und Spray-Test. Vor diesen Tests wurden alle Jacken nach Anleitung in der Waschmaschine gewaschen.
Die Wasserdichtigkeit wurde ermittelt mit dem Suter-Test (siehe DIN-EN-ISO 20811). Dabei haben wir alle Fahrrad-Regenjacken im Test im Bereich einer Nahtstelle zwei Minuten lang unter einem Druck von 0,4 Bar (4000 Millimeter Wassersäule) gesetzt. Tritt während des Tests Wasser durch das Material oder die Naht, gibt es Punktabzug. Ähnlich wie beim Spray-Test (DIN-EN-ISO 4920) wurde das Abperlverhalten ermittelt. Je nach Qualität der Imprägnierung des Oberstoffs laufen die Wassertropfen unterschiedlich gut ab.
Bei diesen Kriterien wird bewertet, wie sich beispielsweise das Futter direkt auf der Haut anfühlt, oder wie stark bzw. laut die Jacke im Fahrtwind flattert. Für die Passform ist wichtig, dass die Jacke auf die Rennradhaltung zugeschnitten ist. In dieser Haltung sollte die Jacke hinten so lang sein, dass der untere Rücken vor Spritzwasser geschützt wird; an Brust und Bauch soll sich der Stoff möglichst wenig wellen und der Kragen auch bei gestrecktem Kopf vor Zugluft schützen. Die Ärmelbündchen sollten an den Handgelenken dicht und weich anliegen.
Bei Nichtgebrauch muss eine Rennrad-Regenjacke in eine Trikottasche passen. Je leichter sie ist und je kleiner sie zusammengefaltet werden kann, desto besser. Hinweis: An Frauentrikots sind die Rückentasche oft kleiner als bei Männertrikots.
Eine Regenjacke sollte mit Reflexmaterial ausgestattet sein, um die Sichtbarkeit zu verbessern; positiv bewertet werden ferner: gut sitzender Bund (bspw. dank Gel-Print), leicht laufender Reißverschluss, anatomisch angepasster Kragenschnitt, Ärmelpartien mit elastischen Elementen. Sinnvolle Extras wie beispielsweise Reißverschlusstaschen oder gut bedienbare, zusätzliche Lüftungsöffnungen bekommen Bonuspunkte.