Unbekannt
· 03.08.2015
Wer oft seine 60-km-Feierabendrunde dreht, kann sich mal an eine 200er-Distanz wagen. Ohne extra Training. Gewagte Idee? Wir haben Experten gefragt, wie eine spontane Langstreckenfahrt gelingen kann.
Von Berlin an die Ostsee. Oder einmal rund um den Bodensee – bei entsprechender Routenwahl: Für viele Hobby-Radler sind 200 Kilometer eine Distanz, vor der sie Angst haben. Andererseits ist es aber auch ein Anreiz. "Ich wollte irgendwann einfach wissen, wie es sich anfühlt, wenn eine 200 auf dem Tacho steht", sagt Thomas Schwarz, als er sich an seine Premiere erinnert. Der 42-jährige Banker aus Oberbayern brach aus seinem Trainingsalltag aus und fuhr eines Tages einfach drauflos. "Natürlich bin ich das Tempo zu hoch angegangen und musste mich auf
den letzten 50 Kilometern höllisch quälen." Heute, als erfahrener Langstreckenfahrer, kann er über seine damalige Unbekümmertheit entspannt schmunzeln.
Die persönliche Grenze erfahren, Vorbereitung auf einen Marathon, oder das Ziel, bei einer bestimmten Radtourenfahrt zu finishen – es gibt viele Gründe für einen Zweihunderter. Und natürlich ist es sinnvoller und nachhaltiger, sich gezielt darauf vorzubereiten, Distanz und Belastung über mehrere Wochen langsam zu steigern. Doch was ist, wenn die Lust auf Langstrecke einen spontan überkommt? Wenn schon wieder das Ende der Saison naht? Wenn der schlaue Trainingsplan seit dem Frühjahr ungenutzt in der Schublade liegt? Schafft man 200 Kilometer auch, wenn man sich nicht wie ein Profi minutiös darauf vorbereitet? Wie fit sollte man mindestens sein?
Tipp: abwechslungsreiche Strecke
"Erst mal brauchst du eine Strecke, die dich landschaftlich begeistert und vom Profil her abwechslungsreich ist", sagt der ehemalige Gerolsteiner-Profi Uwe Peschel. "Das lenkt ab und macht obendrein mehr Spaß, als langweilig durchs flache Land zu kurbeln." Peschel weiß, wovon er spricht, denn er trainiert in seiner Heimat am Bodensee seit fünf Jahren Hobbysportler – Anfänger wie Ambitionierte. Der Vorteil einer abwechslungsreichen Strecke: Bereits auf leichten Steigungen wird der Sitzbereich entlastet, und man kann im Wiegetritt hin und wieder den Rücken durchstrecken. Allerdings sollte man das Profil genau kennen – denn leichte Steigungen sind okay, allzu lange und steile Anstiege können für Langstrecken-Novizen aber das Aus bedeuten.
Die Dosis macht also das Gift. Das gilt auch für die Frage, ob man sich alleine an die 200 Kilometer wagt oder in Begleitung anderer. Für die Motivation findet Peschel das Fahren in einer Gruppe extrem hilfreich. "Man unterhält sich, ist immer wieder abgelenkt, und die Zeit verfliegt förmlich. Selbst eine Krise lässt sich dann leichter überwinden." Und die werde während der 200 Kilometer jeder irgendwann durchleben. Allerdings müsse die Gruppe vom Tempo her harmonieren, "sonst geht der Schuss nach hinten los", so Peschel. Selbst wer nur mit einem Partner zusammen unterwegs ist, läuft Gefahr, unbewusst zu schnell zu fahren. Deshalb sollte man stets darauf achten, dass man innerhalb des selbst gesteckten Rahmens bleibt und auch Pausen minutiös einhält. Dann sind 200 Kilometer auf jeden Fall einfacher gemeinsam zu absolvieren als alleine.
Gut vorbereitet: Praktische Tipps (Wetter, Kleidung, Ernährung), einen "Fahrplan 200" sowie Ratschläge der Trainingsexperten finden sie unten als PDF-Download.
Downloads:
Download