Unbekannt
· 22.12.2020
Der Sportwissenschaftler Teun van Erp arbeitet als Trainingsexperte für das Profiteam Sunweb und erklärt, wie er die Rennradfahrer in Sachen Schlaf unterstützt
Interview: Konstantin Rohé
TOUR: Welche Bedeutung hat Schlaf für Profi-Radsportler?
TEUN VAN ERP: Schlaf ist neben Ernährung der wichtigste Bestandteil der Erholungsstrategie. Zwischen sieben und acht Stunden nächtlicher Schlaf sind das Minimum für unsere Fahrer, um an mehreren Tagen hintereinander Höchstleistungen auf dem Rad abzuliefern. Wir schöpfen zwar auch andere Recovery-Möglichkeiten aus, zum Beispiel Kompressionsstrümpfe. Aber hier ist der Nutzen individuell durchaus unterschiedlich – anders als beim Schlaf.
Was unternimmt das Team, damit die Fahrer so gut wie möglich schlafen?
Während der dreiwöchigen Rundfahrten bekommt jedes Team vom Veranstalter wechselnde Hotels zugewiesen. Damit die Fahrer sich nicht täglich umgewöhnen müssen, geht es darum, jedes Mal eine möglichst vertraute Umgebung zu schaffen. Auch die Temperatur ist wichtig: Wir versuchen, die Zimmer konstant bei zirka 18 Grad zu halten – das ist erwiesenermaßen die ideale Schlaftemperatur. Bei Rennen in Asien oder Amerika versuchen wir unsere Fahrer zudem mit einem Jetlag-Plan frühzeitig auf den Zeitunterschied vorzubereiten.
Wie können sich Hobbyradler auf Jedermann-Rennen vorbereiten, bei denen sie, ähnlich wie Ihre Profis, mit einer neuen Umgebung und einer oft ungewohnt frühen Aufstehzeit konfrontiert sind, wenn sie dort übernachten?
Bei Mehrtagesrennen ist der Schlüssel, frühzeitig in den Rhythmus des Renntages reinzufinden, also die Aufstehzeit schon in der Vorwoche peu à peu anzupassen – und entsprechend früher zu Bett zu gehen, um auf siebeneinhalb Stunden Schlaf zu kommen. Wichtig für die Schlafqualität vor Ort ist das Hotelbett. Wem es zu umständlich ist, die eigene Matratze mitzubringen, der sollte Wert auf ein gutes Hotel mit Klimaanlage und guten Betten legen.