Konstantin Rohé
, TOUR Online
· 17.11.2022
Das Fahren in der Gruppe ist nicht nur für Rennrad-Anfänger eine Herausforderung. Wir geben Tipps zu Formationen und der richtigen Position in einer Rennrad-Gruppe.
Wer schon einmal alleine gegen den Wind kämpfen musste, weiß wie hilfreich der Windschatten eines anderen Rennradfahrers sein kann. Je größer die Gruppe, desto weniger Wind bekommen Sie zu spüren - vorausgesetzt Sie fahren an der richtigen Position. Wo diese liegt und wie Sie sich beim Fahren bei Seitenwind in der Gruppe verhalten sollten, zeigt unser Video-Tutorial zu Position und Formationen beim Rennradfahren in der Gruppe.
Trainieren in der Gruppe macht Spaß und hilft, sich an das Fahren in Pulks zu gewöhnen, wie es bei Jedermann-Events üblich ist. Der wichtigste Schritt beim Gruppefahren ist die Kommunikation - denn um sicher unterwegs zu sein, sollte man die grundlegenden Handzeichen der Mitfahrer verstehen und weitergeben können.
Dabei gilt: Wer vorne fährt, ist für die Sicherheit der Gruppe verantwortlich und muss auf Gefahren hinweisen. Nachfolgende Radler müssen die Signale unbedingt weitergeben - verlassen Sie sich keinesfalls darauf, das diejenigen, die hinter Ihnen fahren, das Handzeichen schon gesehen haben. Lassen Sie genügend Abstand, vor allem wenn Sie noch nicht oft zusammen gefahren sind - Sicherheit geht vor Windschatten!
Deuten Sie mit ausgestrecktem Zeigefinger rechtzeitig auf Schlaglöcher, Scherben oder Gullydeckel. Wichtig: Zeigen Sie nur die Hindernisse an, die auch wirklich welche sind. Sonst lässt die Bereitschaft der Mitradler schnell nach, den Hinweis weiterzugeben - und dann rumpelt’s am nächsten richtigen Schlagloch.
Bei größeren Hindernissen, wie parkenden Autos, muss die gesamte Gruppe ihre Fahrlinie verlegen - je früher, desto besser. Winken Sie Ihre Hinterleute dafür mit wiederholtem Schwenken des ganzen Arms hinter Ihrem Rücken vom Hindernis weg.
Aufgepasst! Im Rennen sollten Sie sich nicht darauf verlassen, dass Ihre Mitfahrer alle Hindernisse anzeigen. Auch Sie selbst sollten einer geraden Fahrlinie die oberste Priorität einräumen. Lieber bremsbereit als wild gestikulierend! Am wirksamsten: Hindernisse laut ansagen.
Ihre Handfläche zeigt zum Boden, die Hand bewegt sich langsam auf und ab. Hilfreich, wenn Sie sich einer Kreuzung nähern oder der (Gegen-)Verkehr ein großes Hindernis darstellen könnte.
Strecken Sie Ihren Arm nach oben und signalisieren Sie Ihren Mitfahrern mit der flachen Hand einen Stopp. Bremsen Sie gefühlvoll, damit Ihre Mitfahrer genügend Zeit haben zu reagieren.
Laut Straßenverkehrsordnung dürfen Gruppen mit mehr als 15 Fahrern in zwei nebeneinander fahrenden Reihen radeln. Ausgestreckter Zeige- und Mittelfinger signalisieren die Aufteilung der Gruppe in die Zweierreihe, der Zeigefinger den Wechsel zurück in die Einerreihe. Wichtig: Führende, die sich ablösen lassen, sollten sich immer nach außen zurückfallen lassen!
Wer im Windschatten fährt, spart ordentlich Kraft. Eine Windkanal-Simulation der Universität Eindhoven kam 2018 gar zu dem Ergebnis, dass man in einem 121 Fahrer starken Feld bis zu 95 Prozent weniger Kraft brauchen kann als der Führende - wenn man richtig positioniert ist. Auch wenn Sie beim Jedermann-Rennen nicht in einem derart großen Feld fahren, ist unbestritten: Je enger Sie am Hinterrad klemmen, desto höher die Energieersparnis. Doch besonders bei lockeren Trainingsausfahrten sollten Sie es nicht übertreiben und den Zwischenraum bei einer halben Laufradlänge belassen. Wichtig: Immer die Linie halten, um andere nicht zu gefährden. Besonders beim Zurückblicken besteht die Gefahr, den Lenker leicht zu verdrehen. Da hilft es, sich auf der Schulter des neben Ihnen Fahrenden abzustützen.
Im Rennen werden Sie immer wieder mit kritischen Situationen konfrontiert. Um diese so entspannt wie möglich zu meistern, sollten Sie vorher mit einer vertrauten Gruppe die Rennsituationen simulieren. Testen Sie Ihre Komfortzone aus: Fahren Sie mit dem Vorderrad eng zwischen zwei Hinterräder, fahren Sie Schulter an Schulter, berühren Sie leicht den Lenker des Nebenmanns.
Wichtig: Üben Sie auf weichem Untergrund und mit geringem Tempo, das minimiert die Verletzungsgefahr im Falle eines Sturzes!
Energie sparen, aber in Lauerstellung sein, lautet die Devise. An der Position acht bis zwölf, bei Gruppen unter zehn Fahrern Position drei bis vier, bekommen Sie genug Windschatten, bleiben aber aktionsbereit. Wer im vorderen Drittel der Gruppe fährt, kann nicht nur bei Attacken mitgehen, sondern minimiert auch das Sturzrisiko. Ist Ihnen das Fahren mitten im großen Feld noch nicht geheuer, können Sie in dritter oder vierter Reihe links oder rechts außen fahren. Dadurch bleibt Ihnen mehr Aktionsraum bei Stürzen, und Sie können einfacher nach vorne gelangen. Der Nachteil: Sie können durch möglichen Seitenwind nicht so viel Energie sparen wie mitten im Feld. Egal, an welcher Position Sie fahren: Vorausschauend und bremsbereit fahren ist der wichtigste Grundsatz beim Fahren in der Gruppe.