Vollzeitjob und WeltmeisterschaftenMerle Brunnée über ihren Spagat im Profisport

Sandra Schuberth

 · 13.11.2024

Merle Brunnée (Mitte) bei den Cycling E-Sports Weltmeisterschaften in Abu Dhabi
Foto: MyWhoosh
Bei den Cycling E-Sports World Championships in Abu Dhabi ist die deutsche Ärztin und Multisportlerin Merle Brunnée 6. geworden. Im Interview spricht TOUR mit ihr über ihr Training neben dem Vollzeitjob, Indoor-Cycling, fairen Wettkampf und mehr.

Merle Brunnée ist Multisportlerin. Sie bestreitet Triathlons und Duathlons. Dieses Jahr verteidigte sie bei den Duathlon-Weltmeisterschaften ihren Titel auf der Langdistanz, ausgetragen beim Powerman Zofingen. Wenig später wurde sie 14. bei der Ironman-WM in Nizza. Nur wenige Wochen lagen zwischen der Triathlon-Langdistanz und ihrem sechsten Platz bei einer Weltmeisterschaft in einer ganz anderen Disziplin: dem Cycling E-Sports.

Du bist Läuferin, Radfahrerin, Duathletin, Triathletin. Und Cycling E-Sports Fahrerin. Ganz schön viel. Und beruflich bist du Ärztin. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Ich wünschte, ich hätte die magische Antwort auf diese Frage und einen Geheimtipp. Es ist immer ein Balance-Akt. Ich arbeite Vollzeit, das sind 42 Stunden pro Woche, und trainiere 15 Stunden pro Woche. Der einzige Tipp ist eigentlich: viel Disziplin und ein sehr eng getakteter Terminkalender.

Im Alltag mache ich kaum etwas anderes als arbeiten, trainieren, schlafen. Solange mir das Spaß macht und ich auch sehe, ich komme weiter und ich kann an so coolen Veranstaltungen teilnehmen wie jetzt zum Beispiel bei der WM, mache ich das auch gerne. Es macht mir ja Spaß. Das ist wahrscheinlich das Geheimnis: Ich habe Spaß daran.

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Wie kamst du zum Cycling E-Sport?

Das war eine Entwicklung, die ich so nicht geplant hatte. Als ich mir vor einigen Jahren ein Rennrad gekauft hatte und dann der Winter kam, habe ich bei anderen mitbekommen, wie sie immer indoor gefahren sind und auf Zwift trainiert haben.

Gerade für mich, die Vollzeit arbeitet und oft nur trainieren kann, wenn es schon dunkel und vielleicht noch dazu kalt ist. Indoor-Cycling war da die beste Möglichkeit, das Training im Winter weiterzuführen. Das heißt, ich habe mir eine Rolle zugelegt, das war der erste Schritt. Anfangs nur, um weiter trainieren zu können.

Trainingsvorteil durch Indoor-Cycling und Rennen

Dann ist ein befreundetes Triathlon-Team auf mich zugekommen. Die wollten bei einer Triathlon-Zwift-Serie mitmachen und brauchten noch Unterstützung. Die wussten, ich fahr ganz gut Rad und haben mich gefragt. So bin ich da reingerutscht. Ich habe da mitgemacht, habe auch ganz gut abgeschnitten und dann habe ich immer mehr Zwift-Rennen gemacht, Indoor-Radrennen.

Ich habe gesehen, hey, das ist total cool. Das ist vom logistischen Aufwand her auch einfach. Man kann sich einfach die Rolle hinstellen und losfahren, man muss nirgendwo hinreisen. Der große Benefit für mich ist, dass ich einen enormen Trainingsvorteil dadurch habe. Die Rennen sind für mich ein riesiger Ansporn, gut zu trainieren – und die Rennen selbst sind ein gutes Training. Wenn ich regelmäßig an Rennen teilnehme, auch indoor, und mich dort mit anderen messe, ist das ein ganz anderer Trainingsreiz als wenn ich nur irgendwas vor mich her fahren würde. Es macht auch viel mehr Spaß. Natürlich fahre ich nicht nur Rennen, sondern fahre auch meine strukturierten Trainingseinheiten. Die Renndynamik und gegen andere zu fahren, das macht einfach Spaß!

Hart macht hart

Welchen Stellenwert nimmt Rollentraining in deinem Trainingsplan ein?

Im Winter einen sehr großen. Im Winter fahre ich hauptsächlich indoor, vielleicht mal am Wochenende draußen. Auch im Sommer habe ich weiter indoor trainiert. Der Stellenwert von Indoor-Training in diesem Sommer war natürlich nur ganz gering. Indoor-Training im Sommer macht für mich aus zwei Gründen Sinn:

  1. Rollentraining ist sehr effizient. Zwei Stunden indoor fahren ist fast effizienter als zwei Stunden draußen fahren. Man muss nicht an irgendwelchen Ampeln stehen bleiben, man hat nicht irgendwelche Abfahrten, sondern ist eigentlich die ganze Zeit am Treten.
  2. Es hat den großen Vorteil, es ist ungefährlich. Gerade, wenn ich stundenlang TT fahren will (Anm. d. Red. Time Trial Rad), muss man erstmal eine Region finden, wo man das machen kann und wo man sicher ist. Gerade für Intervalle auf dem TT, besonders wenn sie länger sind, ist es nicht leicht, eine geeignete Strecke zu finden, um 15 Minuten oder länger am Stück fahren zu können. Man muss an Kreuzungen aufpassen, auf andere Verkehrsteilnehmer sowieso, auf Ampeln etc.

Drinnen zu fahren ist natürlich langweiliger als draußen. Das ist so aber hart macht hart, ne?

Wie ergänzt sich das mit Triathlon?

Ich kann gut in der TT-Position trainieren. Auch zum Üben der Verpflegung eignet sich Indoortraining super. Man hat immer die Kontrolle, man hat alles da, man ist nicht auf Tankstellen angewiesen. Klar, im Wettkampf draußen muss man auch alles bei sich haben. Ich finde, es erleichtert durchaus das Training.

Favoritin bei der Cycling E-Sports WM in Abu Dhabi

Du warst zum dritten Mal bei einer Cycling E-Sports WM dabei. Wie ist dein Werdegang?

Ich habe mich stetig verbessert. Ich glaube, bei meiner ersten WM-Teilnahme war ich nicht in den Top 20, 2023 war ich glaube ich Platz 14, habe es also ins zweite von drei Rennen geschafft. Am letzten durfte ich nicht mehr teilnehmen.

Das System dieses Jahr war wieder anders. Erst musste man sich fürs Halbfinale qualifizieren und dann im Halbfinale für das Finale in Abu Dhabi. Dazu musste man im Halbfinale in die Top 20 fahren. Das war mein Ziel. Und das hat geklappt, im Halbfinale war ich sogar Vierte.

Durch meine gute Stellung im Halbfinale wurde ich in Abu Dhabi als Favoritin in der ersten Reihe platziert.

Vorbereitung in letzter Minute

Hast du dich speziell auf MyWhoosh vorbereitet?

Vielmehr als mich auf die spezielle Plattform vorzubereiten, habe ich mich auf die speziellen Anforderungen der drei Rennen vorbereitet – oder es zumindest probiert. Probiert, weil eigentlich hatte ich mich den Sommer über voll auf meine Langdistanzen im Multisport (Triathlon und Duathlon) konzentriert. Da war das Ziel, dass ich lange viel treten kann.

Für die Cycling E-Sports WM musste ich mir dann andere Schwerpunkte setzen. Das hat mich ein wenig in die Bredouille gebracht. Ich hatte meine Outdoor-Events, wusste aber, kurz danach muss ich ganz andere Schwerpunkte setzen. Ich muss meine 1-Minuten-Power verbessern, ich muss meinen Sprint verbessern. Das habe ich dann eher probiert zu trainieren als mich auf die Plattform spezifisch vorzubereiten.

Sind Rennen bei MyWhoosh anders als bei Zwift? Etwa das Verhalten im Windschatten?

Ja, das ist anders. Es geht schon los damit, dass die Ansicht eine andere ist. Man kann zum Beispiel das Streckenprofil anders sehen. Auf Zwift kann man zum Beispiel die Höhenmeter, die kommen, nicht so gut sehen. Das sieht man auf MyWhoosh besser. Man sieht, wenn man im Windschatten fährt, bei der Wattzahl ändert sich dann die Farbe.

Das Windschattenverhalten ist anders. Ich habe das Gefühl, man fällt leichter raus bei MyWhoosh. Es ist unterschiedlich. Es ist ja ein Spiel so gesehen. Und dahinter ist einfach eine unterschiedliche Programmierung. Das merkt man auch.

Ein weiterer Unterschied ist, bei Zwift gibt es Power-Ups, bei MyWhoosh nicht.

Erstmals treffen Athletinnen und Athleten aufeinander

Wie war die Stimmung vor Ort während der Veranstaltung?

Das war spektakulär, was die da alles aufgebaut haben. Man hatte seinen Platz, seinen Monitor, hinter einem eine ganze Leinwand voller Monitore und die ganzen Lichtanlagen. Die haben ein richtig cooles Event daraus gemacht – es gut in Szene gesetzt. Dadurch hat es sich viel festlicher - oder auch viel mehr wie eine WM angefühlt als wenn ich das jetzt einfach zu Hause gefahren wäre. Es war würdiger, das vor Ort auszutragen. Und das haben die wirklich gut gemacht, auch ne tolle Organisation. Es hatte auch viele Vorteile. Durch die Zentralisierung war es ein fairerer Wettkampf:

  • Alle hatten das gleiche Equipment, das macht es fairer
  • Alle wurden vor Ort gewogen, das ist auch ein Fairness-Faktor. Der Avatar muss ja so viel wiegen wie die Athletin oder der Athlet, damit es zur Power passt.

Warst du zum ersten Mal in der Region? Wie war das für dich?

Ich war zum ersten Mal in Abu Dhabi, auch zum ersten Mal in den UAE, es war für mich völlig fremd. Es war beeindruckend, zu sehen, was die da alles gebaut haben und was da alles entsteht. Es war aber schon auch eine andere Welt. Angefangen beim Klima, das war ganz ungewohnt.

Vor Ort wurde sich super um uns gekümmert. Es wurde alle bedacht, was man hätte bedenken müssen. Mir hat gefallen, dass wir auch mal die Chance hatten, draußen Rad zu fahren. Natürlich hat sich das meiste um das Event gedreht und wir hatten einiges an Terminen rundherum.

Positive Erfahrung

Wie war es für dich als Frau, willst du dazu etwas sagen?

Das war natürlich davor auch schon die Frage, die sich eigentlich alle gestellt hatten, die noch nicht da waren und diese Kultur nicht kannten. Uns wurde vorher schon gesagt, dass man sich dort relativ normal verhält.

Dadurch, dass Abu Dhabi wie auch Dubai eine riesige Stadt ist und sehr international, war es für mich dort als Frau gar nicht mal so besonders, sag ich mal. Ich habe mich nie komisch gefühlt. Das war denke ich einfach der großen Stadt geschuldet – oder zu verdanken.

Es war also eine positive Erfahrung für dich?

Ja, absolut.

Wertvoller Austausch

Hast du dich mit anderen Athletinnen ausgetauscht?

Ja. Und genau diesen persönlichen Kontakt fand ich auch total schön. Dass man eben nicht nur den Avatar gesehen hat und die Namen, sondern dass man auch mal mit den Leuten reden konnte. Wir waren alle im gleichen Hotel untergebracht. Die anderen mal zu sprechen, das hat richtig Spaß gemacht.

Mit ein paar Leuten war ich auch mal draußen fahren vor Ort in der Hitze – es war wirklich sehr heiß. Es war ein großer Mehrwert, auch was miteinander unternehmen zu können, sich kennenzulernen. Dadurch war es sehr wertvoll.

Zum ersten Mal fand die Cycling E-Sports WM 2024 zentral statt. Alle Athletinnen und Athleten sind nach Abu Dhabi gereist, so dass nicht nur die Avatare aufeinander trafen, sondern auch ein Austausch untereinander möglich war.Foto: MyWhooshZum ersten Mal fand die Cycling E-Sports WM 2024 zentral statt. Alle Athletinnen und Athleten sind nach Abu Dhabi gereist, so dass nicht nur die Avatare aufeinander trafen, sondern auch ein Austausch untereinander möglich war.

Das Trainings-Setup von Merle Brunnée

Wo bist du bei deinen zwei anderen WM-Teilnahmen gefahren? Im Wohnzimmer?

Genau, entweder fahre ich im Wohnzimmer oder im Arbeitszimmer. Ich habe hier mein Setup, das habe ich über die letzten Jahre gut perfektioniert. Ich habe zwei Ventilatoren, meine Rolle, zwei Monitore. Auf dem einen Monitor habe ich das Spiel, auf dem anderen dann zum Beispiel die Karte, damit ich weiß, wie ist der Kurs aufgebaut. Ich habe einen Tisch mit Getränken, mit Kohlenhydraten, Gels, … Das hat sich sehr gut etabliert und bewährt. Ich habe das alles immer schnell aufgebaut.

In Abu Dhabi war das natürlich auch anders, dass man da nicht sein gewohntes Setup hatte. Aber ich kannte den Kurs ja und habe mich dann auch zurechtgefunden.

Ein Auto fährt nur, wenn der Tank voll ist

Im Vergleich zu deinen Outdoor-Rennen sind die Cycling E-Sports Rennen der WM ja sehr kurz. Wie hast du dich ernährt?

Ja, tatsächlich ist das ganz anders. Ich habe mir vorher überlegt “Das erste Rennen geht 15 Minuten aber es besteht eigentlich nur aus einem Sprint, da brauche ich keine Verpflegung. Das zweite Rennen hatte diesen einen Hauptanstieg, der ging fünf Minuten, da brauche ich währenddessen nichts zu mir nehmen. Das dritte Rennen ging ja etwa 20, 25, 30 Minuten, weiß gar nicht mehr genau. Auch da ... währenddessen etwas zu sich zu nehmen hab ich gedacht, brauche ich nicht unbedingt.”

Natürlich habe ich darauf geachtet, dass die Kohlenhydratspeicher gefüllt sind und ich mit vollen Speichern ins Rennen gehe. Ein Auto fährt nur, wenn der Tank voll ist.

Wenn man in einem Schlüsselmoment zur Flasche greift und trinkt ist die Gefahr groß, die zwei entscheidenden Sekunden zu verpassen. - Merle Brunnée, Multisportlerin

Ich habe es ähnlich gehandhabt, wie ich es von ähnlich “kurzen” Wettkämpfen kenne, also wenn ich jetzt draußen 10 Kilometer oder einen Halbmarathon laufe. Sprich: ich habe unmittelbar vor dem Rennen Verpflegung zu mir genommen in Form von Gel oder sowas. Zwischen den Rennen habe ich was von meinem Zuckergetränk genommen. Kurz: Während der einzelnen Rennen habe ich mich nicht verpflegt aber davor und dazwischen.

Getrunken habe ich auch nicht, glaube ich. Man muss immer konzentriert bleiben und aufpassen, im Windschatten zu bleiben. Und wenn ein Favorit einen Ausreiß-Versuch macht muss man darauf reagieren. Bei dem Männerrennen war das ja sehr spannend, da ist Jason (Osbore) ja zum Beispiel im letzten Rennen allen weggefahren. Es hat mich gewundert, dass da keiner hinterher gegangen ist. Wenn man in einem Schlüsselmoment zur Flasche greift und trinkt ist die Gefahr groß, die zwei entscheidenden Sekunden zu verpassen.

Strategie für die WM-Rennen

Was kannst du über deine Strategie verraten? Hast du überlegt: wann mache ich den Sprint?

Ich habe viel darüber nachgedacht und auch mit meinen Trainingspartnern darüber gesprochen. Ich bin zu dem Schluss gekommen: Es gibt keine richtige Lösung, sondern man muss während des Rennens gucken, was passiert. Gerade für das Rennen (Sprint) gab es zwei Szenarien, die wahrscheinlich gewesen sind.

  1. Erstes Szenario: Alle sprinten in der ersten Runde – das ist auch eingetreten. Alle wollten ja in der Gruppe sprinten, da nicht diejenige gewinnt, die die meisten Watt tritt sondern diejenige, die am schnellsten ist. Sprich, man musste die Faktoren wie Windschatten und in der Gruppe sprinten mit bedenken. Wenn ich mit 200 Watt mehr alleine fahre und langsamer bin bringt mir das gar nichts. Also muss ich das abhängig von der Gruppendynamik machen.
  2. Zweites Szenario: Alle gucken sich an und keine will vor, keine will in den Wind und es passiert erst was in der zweiten Runde oder alle machen ihr eigenes Ding.

Ich bin im Kopf verschiedene Möglichkeiten durchgegangen. Für das erste Rennen war meine Taktik: konzentriert bleiben und gucken, was um mich herum passiert. Nicht verschlafen.

Dann habe ich mich über eine Tatsache etwas geärgert. Als Favoritin wurde ich in der ersten Reihe platziert. Da sehe ich nur die Avatare im Game auf meinem Monitor. Wenn ich die anderen gesehen hätte, die hinter mir saßen, hätte ich gesehen, jemand geht schon aus dem Sattel oder jemand richtet sich auf – man sieht ja, wenn jemand gleich sprinten will. Vielleicht war meine Platzierung nachteilig für mich. Es ging dann aber trotzdem ganz gut. Und es kam wie erwartet: alle sind in der ersten Runde gesprintet.

Ähnlich habe ich es mir für die anderen Rennen auch überlegt. Aber auch da kam ich zu dem Schluss: Man muss einfach aufmerksam sein, gucken was passiert. Es gibt keinen Plan, der auf jeden Fall funktionieren wird. Außer, mein einziger Plan: Stark anfangen und stärker werden.

Von der Ironman-WM zur Cycling E-Sports WM in 4 Wochen

Zur Vorbereitung hast du ja schon vieles gesagt. Wie hast du dich speziell auf die WM vorbereitet?

Ich hatte nicht nur die Cycling E-Sports WM als Highlight der Saison. Mit der Duathlon-WM und der Ironman-WM, die relativ überraschend in meinen Plan kam, hatte ich eine ganz andere Vorbereitung als die anderen. Radfahren war bei mir nur ein Bestandteil meines Trainings. Ich bin auch viel gelaufen und ich bin auch geschwommen und habe mehr Wert auf die Langdistanz-Sachen gelegt. Der Ironman war Mitte September. Danach hatte ich noch vier, fünf Wochen Zeit bis zur E-Sports-WM. Andere haben sich definitiv länger und intensiver darauf vorbereitet. Kann sein, dass das ein Nachteil war für mich, dass ich mich eben nicht nur darauf vorbereitet habe sondern auch diese Multisport-Events noch hatte.

Ich habe probiert auf allen Hochzeiten zu tanzen und das ist dabei rausgekommen. Ich bin zufrieden damit.

Merle Brunnée ist Multisportlerin.Foto: Nina Ludwig, @ludwigdieersteMerle Brunnée ist Multisportlerin.

In die spezifische Vorbereitung bin ich erst nach dem Ironman gegangen. Trotzdem habe dann nicht nur Rad trainiert, sondern ähnlich weitergemacht wie vorher, also auch Laufen und Schwimmen, nur andere Trainingseinheiten gesetzt wie 40-20er (40 Sekunden Intervall mit 20 Sekunden Pause, etwa drei Mal 10 x 40-20) oder andere kurze Intervalle. Das habe ich vorher gar nicht gemacht.

Die Cycling E-Sports WM 2024 auf MyWhoosh

Wie fandst du das diesjährige Rennformat mit den drei Final-Rennen und dem Halbfinale?

Das mit dem Halbfinale und dem Finale fand ich super. Es war nochmal ein neuer Anreiz, sich für das Finale zu qualifizieren. Das war dieser WM würdig. Die drei verschiedenen Rennen im Finale fand ich auch super. Es wurde ja probiert, den bestmöglichen Fahrer bzw. Fahrerin, den besten Allrounder, herauszufinden. Die drei Rennen, in denen unterschiedliche Stärken gefordert waren, war eine gute Methode. Dadurch war es vielleicht auch spannender als wenn es nur ein Rennen wäre. Klar, wenn die Wunschfee gekommen wäre und mich gefragt hätte “Merle, was wünschst du dir für ein Rennformat?”, dann hätte ich mir wahrscheinlich noch etwas anderes gewünscht. Nämlich einen 15 Minuten Anstieg, weil das einfach meine Stärke ist. Aber wer weiß, was nächstes Jahr kommt.

Drei Rennen gab es ja auch schon letztes Jahr – aber etwas anders …

Genau, nur im letzten Jahr durften nicht alle alle Rennen fahren. Das hat mir dieses Jahr deutlich besser gefallen. Alle Finalistinnen und Finalisten durften alle Rennen fahren.

Ein Blick in die Zukunft

Wie siehst du die Zukunft des E-Cyclings?

Schwierig. Viele belächeln das ja so ein bisschen und sagen “Was ist das denn? Indoor fahren? Fahr doch draußen!”. Ich glaube, wer das mal ausprobiert hat, weiß es schnell zu schätzen. Gerade für Leute wie mich, die eben nicht hauptberuflich Sportler sind sondern das nebenher machen, ist das ein großer Vorteil.

Man kann 24/7 fahren, man hat eine Community, man hat Social Rides, man hat Rennen auf den verschiedenen Plattformen, man kann es bequem von zu Hause machen, … Ich sehe da ein sehr großes Potenzial. Was man auch nicht unterschätzen sollte ist die Hemmschwelle. Mal eben kurz auf die Rolle zu gehen und indoor zu fahren ist für mich persönlich mit einer sehr niedrigen Hemmschwelle verbunden.

Anders sieht es draußen aus. Wenn ich weiß, es ist 16:30, gleich geht die Sonne unter, eine halbe Stunde könnte man noch fahren. Aber ich geh ja nicht für ne halbe Stunde kurz auf mein Rennrad – gerade, wenn man in einer größeren Stadt wohnt und erstmal rausfahren muss. Kurz mal 30, 45 Minuten auf die Rolle ist gar kein Problem. Vielleicht steht sie sogar schon aufgebaut bereit? So ist es viel leichter, das Radtraining im Alltag unterzubringen.

All denen, die das noch ein wenig skeptisch sehen, würde ich gerne den Tipp geben: Probiere es einfach mal aus. Es ist anders als draußen fahren, klar. A von der Intensität her und B auch vom Unterhaltungswert. Mir macht das Indoorfahren Spaß, das muss ich schon sagen.

Die nächsten Wettkampfpläne?

Meine Saison 2024 ist rum, was immer möglich ist, sind lokale Laufveranstaltungen. Was den Multisport angeht schaue ich jetzt, was ich im kommenden Jahr an Triathlons machen kann. Das geht im Frühling wieder los.

Cycling E-Sports ist super, um zu überwintern. Bis die Outdoor-Veranstaltungen wieder anstehen steht das ganz oben in der Liste. Wenn man jetzt nicht nur MyWhoosh anschaut sondern auch Zwift, da gibt es die Zwift World Series. Da mache ich mit. Im nächsten Jahr dann hoffentlich die Quali für die Zwift Games und alles, was es so an “Online-Elite-Rennen” gibt, da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man mich da findet.

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