TrainingHöhe des Durchschnitspulses - Warum schwankt mein Durchschnittspuls?

Unbekannt

 · 30.06.2016

Training: Höhe des Durchschnitspulses - Warum schwankt mein Durchschnittspuls?Foto: Markus Greber
Training: Höhe des Durchschnitspulses

Ist ein schwankender Durchschnittspuls ein Zeichen von Erschöpfung? Sportmediziner Dr. Eifler klärt auf.

Frage von Ralph G.: Ich stelle immer wieder fest, dass mein Durchschnittspuls bei Fahrten an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen mit jedem Tag abnimmt (am stärksten am zweiten Tag), obwohl die Belastung ähnlich oder teilweise sogar höher als am ersten Tag ist. Extrem fällt das auf, wenn die Strecken viele Höhen­meter enthalten, was für mich eher ungewohnt ist, da ich in der Nähe von Hamburg wohne. Wenn ich nach einigen Tagen Trainingspause wieder aufs Rad steige, ist der Puls gleich wieder höher, aber nimmt dann in der Regel am nächsten und den darauffolgenden Tagen wieder mehr oder weniger stark ab. Ist das normal oder eher ein ­Zeichen von Erschöpfung – obwohl ich mich eigentlich nie schlechter fühle als am ersten Tag, oft sogar besser?

Antwort von Dr. Robert Eifler: Der Durchschnittspuls ist in erster Linie abhängig von der Fahrweise, nicht unbedingt von der Durchschnittsgeschwindigkeit. Gerade an Steigungen zum Beispiel steigt die Pulsfrequenz stärker an als auf flachen Strecken. Auch die Windverhältnisse spielen eine Rolle, bei Gegenwind ist eine höhere Leistung erforderlich als bei Rückenwind – was gleichbedeutend mit einem höheren Puls ist. Intervalle mit entsprechenden Pausen bedingen stark wechselnde Pulsfrequenzen. Und im Gruppentraining ist der Puls durch das Windschattenfahren insgesamt niedriger – oft auch trotz höherer Durchschnitts­geschwindigkeit.

Die Außentemperatur spielt ebenfalls eine Rolle, bei Kälte lässt sich die Pulsfrequenz nicht so schnell steigern wie bei hohen Temperaturen. Bei muskulärer Ermüdung kommt der Pulsschlag durch die erniedrigte Leistungsfähigkeit nicht auf sein mögliches Maximum. Andererseits wird im Radsport eine Vorbelastung vor dem Wettkampftag praktiziert, die oft kurze intensive Belastungen beinhaltet. Dadurch werden die energieliefernden Systeme und das Herz-Kreislauf-System nach dem Ruhetag aktiviert, die dann maximale Leistungen ermöglichen sollen. Möglicherweise ist es in Ihrem Fall ebenfalls eine solche positive Reak­tion auf die Vorbelastung des Vortages. Der Kreislauf passt sich dann mit einer höheren Schlagvolumenreaktion des Herzens an, was zu einer Absenkung der Pulsfrequenz bei gleicher Leistung führt. Aber insgesamt ist die Pulsfrequenz von so vielen Faktoren ­abhängig (auch von der Schlafdauer und -qualität), dass man dazu keine exakten Angaben machen kann. Daher ist der Durchschnittspuls auch kein verlässliches Maß für die Trainingseffektivität.

  Dr. Robert Eifler, Facharzt für Innere Medizin und Sportmedizin; er war viele Jahre am Sportmedizinischen Institut Frankfurt für die Leistungsdiagnostik von Kadersportlern verantwortlich; außerdem Mannschaftsarzt diverser Radsportteams, u. a. Team Nürnberger und MTN-QhubekaFoto: Privatfoto
Dr. Robert Eifler, Facharzt für Innere Medizin und Sportmedizin; er war viele Jahre am Sportmedizinischen Institut Frankfurt für die Leistungsdiagnostik von Kadersportlern verantwortlich; außerdem Mannschaftsarzt diverser Radsportteams, u. a. Team Nürnberger und MTN-Qhubeka
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