Unbekannt
· 07.08.2003
Das leidige Thema der Radfahrer: Sitzprobleme. Hier finden Sie FAQs zu Themen rund um sensibles Sitzfleisch, Prostata, Blase und Geschlechtsorgane.
Prostata
Frage:
Ich leide an einer chronischen Prostata-Entzündung und mein Arzt hat mir empfohlen, das Radfahren aufzugeben. Ich fahre seit 40 Jahren Rennrad und möchte nicht darauf verzichten. Was können Sie mir raten?
Antwort von Dr. Merkl:
Prostataprobleme und Radfahren schließen sich nicht gegenseitig aus. Eine Beeinflussung der Vorsteherdrüse durch mechanische Irritationen auf dem Rad ist anatomisch nicht möglich. Selbst bei einer vergrößerten Prostata schadet Rad fahren nicht.
Hodenkrebs
Frage:
Aufgrund eines Hodentumors wurde mir ein Hoden entfernt und ich bekam Bestrahlungen. Dieses Jahr habe ich wieder voll trainiert und es geht mir gut. Mein Arzt sagt allerdings, ich solle mich mit dem Rad fahren zurückhalten. Stellt der Sport eine Gefahr dar?
Antwort von Dr. Merkl:
Spätestens seit Lance Armstrong kursiert die Mär vom Hodenkrebs durch Rad fahren. An solchen Gerüchten ist nichts dran. Im Gegenteil: Wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung gegen Krebs ist die Stärkung des Immunsystems. Hier kann Radsport gute Dienste leisten. Moderates Training kann Substanzen freisetzen, die eine deutliche Hemmung auf das Wachstum von Geschwüren und deren Tochtergeschwüren haben. Gleichzeitig wirkt sich Sport positiv auf die Psyche aus, was eine Krebserkrankung zusätzlich hemmt und einen Wiederausbruch verhindert.
Hodenkrampfader
Frage:
Eine Krampfader ließ meinen linken Hoden bereits stark schrumpfen, eine Untersuchung beim Urologen ergab jedoch, dass meine Zeugungsfähigkeit bislang nicht beeinträchtigt ist. Bei Trainingsfahrten spüre ich gelegentlich ein leichtes Ziehen im Unterleib und ein Druckgefühl. Ich würde gerne wissen, wie sich eine solche Missbildung mit Rennradfahren verträgt und ob ich die Krampfader operieren lassen soll.
Antwort von Dr. Merkl:
Bei Ihrer Krampfader handelt es sich um eine "Varikozele", ein erweitertes Venengeflecht im Hodensack. In 80 Prozent der Fälle ist, wie bei Ihnen, der linke Hodensack betroffen. Ursache für Varikozelen sind funktionsuntüchtige Venenklappen, die, ähnlich wie bei Krampfadern der Beine, zu einem Blutstau führen, der die Venen ausweitet. Der chronische Druck auf den Hoden verursacht nicht selten seine Verkleinerung und infolge dessen eine reduzierte Spermienzahl, die zur Unfruchtbarkeit führen kann. Radfahren beeinflusst die Varikozele nicht. Sie sollten das Adergeflecht vom Urologen behandeln und ggf. veröden lassen.
Sensibles Sitzfleisch
Frage:
Zur Zeit laboriere ich an wunden Stellen im Gesäßbereich sowie an entzündlichen Pickeln im Schritt. Und dies, obwohl ich um Hygiene bemüht bin und vor jeder Ausfahrt das Sitzleder mit einer Sitzcreme einreibe. Welche Hilfe können Sie mir empfehlen?
Antwort von Dr. Merkl:
Neben Druckstellen sorgen vor allem Hautveränderungen, aber auch Infektionen mit Pusteln dafür, dass Rad fahren zur Qual wird. Ausschlaggebend ist meist die Haltung auf dem Rad. Anatomisch gesehen lastet ein Großteil des Gewichts auf den sogenannten Sitzbeinhöckern. Diese sollten die Breite des Sattels bestimmen. Ist der Sattel zu schmal, werden die empfindlichen Strukturen des Beckenbodens belastet. Ist der Sattel zu breit, kommt es zu Reibeverletzungen sowie Reizungen der Hüftmuskulatur. Ideal ist es, wenn die Sitzbeinhöcker satt aufliegen. Daneben sollten Sie Folgendes beachten:
1. Stellen Sie den Sattel waagerecht
2. Achten Sie auf gründliche Hygiene im Sitzbereich
3. Duschen Sie sich kalt und/oder nehmen Sie kalte Sitzbäder
4. Reinigen Sie den Einsatz der Radhose nach jeder Ausfahrt, eventuell unter Verwendung von Hygienespüler
5. Entfernen Sie die Haare im Sitzbereich
6. Machen Sie einen Allergietest auf das verwendete Hosenmaterial
Empfindliche Blase
Frage:
Ich bin begeisterte Rennradfahrerin. Leider bekomme ich in letzter Zeit – trotz entsprechender Radkleidung – immer wieder leichte Blasenentzündungen. Deshalb muss ich immer wieder mit dem Training pausieren. Was kann ich gegen diese Probleme unternehmen?
Antwort von Dr. Merkl:
Die Entzündungen entstehen vermutlich, weil Darmbakterien über die Sitzfläche in die Harnröhre geraten. Da die weibliche Harnröhre kurz ist, gelangen immer wieder Bakterien in die Blase und verursachen Blasen- sowie Nierenbecken-Entzündungen. Das Problem wird durch Rennsättel, die für Frauen oft zu schmal sind, noch verstärkt. In Ihrem Fall sind ein Teil der sinnvollen Gegenmaßnahmen die gleichen wie bei anderen Sitzproblemen (siehe meine Antwort auf die Frage "Sensibles Sitzfleisch"). Langfristig kann ich eine Therapie zum Beispiel mit dem homöopathischen Mittel Uro-Vaxom empfehlen. Dieses verbessert die Immunabwehr auch im Bereich der Harnwege.