Unbekannt
· 06.05.2008
Könnte die Verletzung vom Rennradfahren kommen, und soll ich, wie empfohlen, drei bis sechs Monate aufs Radtraining verzichten?
Bei mir wurde nach einer computertomographischen Untersuchung ein Sehnenanriss im Oberschenkel direkt neben dem Sitzbein festgestellt. Auch die Sehnenansätze und ihr Übergang zur rückseitigen Oberschenkel- Muskulatur zeigten sich diagnostisch auffällig. Zudem drückt eine Flüssigkeitsansammlung in diesem Bereich auf den Ischiasnerv. Probleme hatte ich zunächst nur beim Laufen, beim Rennradfahren eher nach dem Training, worauf mir mein Orthopäde empfahl, nur noch zu schwimmen. Könnte die Verletzung vom Rennradfahren kommen, und soll ich, wie empfohlen, drei bis sechs Monate aufs Radtraining verzichten? Gibt es andere als die im Moment bei mir angewandten Behandlungsmöglichkeiten wie Spritzen und Bestrahlungen? (Georg Bettenbühl, Warendorf)
Dr. Christian Merkl: Ihr Befund zeigt Veränderungen, wie sie bei einer chronischen Entzündung von Sehnenansätzen und ansatznahen Muskeln typisch sind. In Ihrem Fall ist der Kniesehnenmuskel an der Oberschenkelrückseite betroffen. Solche Veränderungen treten häufig bei Läufern und Tennisspielern auf. Entweder sie überlasten ihre Kniesehnenmuskeln chronisch oder sie überfordern und zerren sich bei allzu kräftiger, plötzlicher Anspannung, etwa durch schnelles Abbremsen.
Für Radsportler sind derartige Bewegungen untypisch, sie sind daher kaum betroffen – wenn überhaupt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine muskuläre Dysbalance die Ursache, also ein Kraft ungleichgewicht zwischen Beuge- und Streck muskulatur. Zusätzlich ist fast immer die hintere Oberschenkelmuskulatur verkürzt. Bedauerlicherweise verkennen Sportler die Verletzung häufig, die sich etwa in stechend einschießenden Schmerzen, ausgeprägtem lokalem Druck schmerz oder einer Schwellung zeigt. Oft suchen sie erst nach Wochen einen Arzt auf, da sich anfängliche Heilerfolge schnell zeigen, die Beschwerden sich im weiteren Verlauf jedoch hartnäckig halten.
Wenn Sie das Problem lösen wollen, sollten Sie die muskuläre Dysbalance beseitigen, indem sie die Gegenspieler kräftigen – Hüftbeuger und Oberschenkelstrecker. Zudem sollte Physiotherapie mit Dehnungen und Querfriktionen an den betroffenen Muskelteilen die Behandlung ergänzen. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit lokaler Akupunkturbehandlung oder auch Spritzen mit entzündungshemmenden Naturextrakten gemacht. Dennoch müssen Sie sich gedulden – eine Behandlungsdauer von rund einem halben Jahr halte ich für realistisch. Allerdings würde ich Ihnen weiterhin lockeres Pedalieren empfehlen, da die Stoffwechselaktivität die Heilung positiv beeinflussen kann.