Mangelsyndrom RED-SWenn Abnehmen gefährlich wird

Carola Felchner

 · 02.01.2025

Mangelsyndrom RED-S: Wenn Abnehmen gefährlich wirdFoto: Georg Grieshaber
Im Sport hat das Streben nach einem geringen Körpergewicht Grenzen. So verlockend mehr Leistung durch Abnehmen auch ist: Das Vorhaben sollte nie zu Lasten der Gesundheit gehen. Zu viel abnehmen ist gefährlich. Wir sprachen mit Diplom-Oecotrophologin Dr. Mareike Großhauser zum Thema RED-S. Die Expertin berät sowohl Spitzen- als auch Hobbysportler in Ernährungsfragen und weiß, woran das Mangelsyndrom zu erkennen ist.

TOUR: Was ist RED-S, Frau Dr. Großhauser?

Dr. Mareike Großhauser: In Verbindung mit Sport spricht man von Relativem Energiedefizit im Sport, kurz RED-S, wenn bei hoher Trainingsbelastung zu wenig gegessen wird. Dem Körper bleibt dann zu wenig Energie für wichtige Organtätigkeiten, sodass der empfundene Stress je nach Dauer und Höhe der unzureichenden Versorgung weitreichende Konsequenzen haben kann.

TOUR: Welche zum Beispiel?

Dr. Mareike Großhauser: RED-S zeigt sich sehr vielseitig, da alle Organsysteme betroffen sein können. Es kann sich äußern in psychischem Unwohlsein, Angstzuständen, erhöhtem Stressempfinden, Stressfrakturen, Knochenödemen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, erhöhter Infektanfälligkeit, Zyklusunregelmäßigkeiten, mangelhafter Regenerationsfähigkeit, ausbleibender Leistungsentwicklung oder Schlaflosigkeit.

Diplom-Oecotrophologin Dr. Mareike Großhauser verrät im Interview, warum Sportler für die Risiken des Abnehmens besonders gefährdet sind.Foto: Archiv Mareike GroßhauserDiplom-Oecotrophologin Dr. Mareike Großhauser verrät im Interview, warum Sportler für die Risiken des Abnehmens besonders gefährdet sind.

TOUR: Wer ist besonders gefährdet?

Dr. Mareike Großhauser: Jeder, der viel Sport treibt, kann ein potenzieller Kandidat sein. Eine unzureichende Nahrungsaufnahme muss dabei nicht willentlich erfolgen, sondern kann aufgrund fehlenden Appetits, Zeitmangels oder in der Wachstumsphase “passieren”.



TOUR: Was lässt sich tun bei RED-S?

Dr. Mareike Großhauser: Wer Symptome bei sich erkennt, sollte frühzeitig Unterstützung einfordern. In der Regel erfolgt eine Vermittlung von Gynäkologen oder Sportmedizinern an Ernährungsberater mit Sportbezug. Im Idealfall kann eine interdisziplinäre Hilfestellung unter Einbeziehung von Trainer, Sportpsychologe und Sportmediziner oder Gynäkologin erfolgen. Mithilfe eines individuellen Fahrplans, der vor allem eine Erhöhung der Energiezufuhr sowie eine Optimierung der Makronährstoffversorgung enthält, wird eine Regenerierung des Körpers angestrebt, welche – je nach Ausprägung – ein paar Monate in Anspruch nehmen kann.

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