Unbekannt
· 15.01.2013
Wodurch Schmerzen im Knie nach dem Rennradfahren entstehen können, erklärt TOUR-Experte Dr. Christian Merkl.
Leserfrage von Tobias W.: Ich sitze nun im zweiten Jahr im Rennradsattel und gehe es diszipliniert und engagiert an. Seit einiger Zeit jedoch treten nach dem Fahren im rechten Knie Schmerzen auf. Dabei handelt es sich wohl um das Wadenbeinköpfchen, von dem ein Band oder eine Sehne zum Oberschenkel läuft. Ich vermute, dass die feste Fußstellung im Klickpedal mit schuld an dem Problem sein könnte. Was könnte die Schmerzen sonst verursachen, was ist zu tun oder zu raten?
Dr. Christian Merkl: Ich denke, in Ihrem Fall dürfte ein gestörtes Spannungsverhältnis innerhalb der kraftübertragenden Systeme des Körpers schuld an den schmerzhaften Veränderungen sein. Diese Systeme – auch Kraftlinien, Ketten oder myofasziale Meridiane genannt – bestehen aus Muskeln, Sehnen und Faszien, den Weichteil-Komponenten des Bindegewebes. Sie befinden sich in allen Körperregionen. Man unterscheidet zum Beispiel Rücken-, Frontal, Lateral- oder Armlinien. Diese leiten die Kräfte in auf- oder absteigender Richtung weiter. An bestimmten Punkten muss die Kraft dabei von einer Linie auf eine andere übertragen werden. An diesen sogenannten Umlenkrollen besteht die Gefahr, dass sich die Spannung übers gesunde Maß hinaus erhöht. Besonders bei Fehlstellungen, nach Verletzungen und Operationen kann dies der Fall sein.
Bei Ihnen ist vermutlich die Umlenkrolle vom Wadenbeinköpfchen zur seitlichen Oberschenkelbinde betroffen. Um das Problem zu lösen, sollte ein erfahrener Osteopath die primäre Ursache oder Störung suchen, die ganz woanders im Körper lokalisiert sein kann. Danach muss er Kraftfelder sowie Spannungen abarbeiten. Physiotherapeutisch liegt der Schwerpunkt in der Dehnung der Laterallinie, wobei Sie folgende Bereiche mobilisieren sollten: das Quergewölbe des Fußes, die äußere Fußmuskulatur, die äußere Sehnenbinde des Oberschenkels (Tractus und äußere Hüftadduktoren) sowie den seitlichen Oberkörper, zusätzlich eventuell das Wadenbeinköpfchen. Selbstverständlich spielen Rahmengeometrie, Sattelhöhe sowie Stellung der Pedalplatten am Radschuh eine Rolle. Verändern Sie hier öfter etwas in kleinen Schritten, um nach und nach an der Lösung Ihres Problems zu arbeiten.