Unbekannt
· 24.07.2015
Entzündete Sehnen im Knie verursachen oft Schmerzen beim Rennrad-Training. Pause oder nur leichtes Training? Experte Dr. Merkl gibt Auskunft.
Frage von TOUR-Leser Michael G.: Bei mir ist im linken Knie ein Patellaspitzensyndrom diagnostiziert worden. Originär ist es wohl nicht durchs Radfahren entstanden (letztes Jahr 7.000 Kilometer), Auslöser waren wahrscheinlich einige Jogging-Runden während des Winters. Beim Radfahren brauche ich nun ein paar Minuten, um das Knie "einzufahren". Dann komme ich aber durch die Trainingsrunde, ohne danach größere Schmerzen zu haben. Treppensteigen kann ich auch ohne größere Probleme. Manchmal scheint einfach die Tagesform zu entscheiden, ob es schmerzt oder nicht. Wenn ich meinen Orthopäden richtig verstanden habe, heilt ein Patellaspitzensyndrom nur langsam ab, da die entzündete Sehne nur schlecht durchblutet ist und der Heilungsprozess daher lange dauert. Offenbar besteht bei anhaltender Entzündung und weiterer Belastung die Gefahr, dass die Sehne ausdünnt und sogar reißen kann. Haben Sie Erfahrung mit einem Patellaspitzensyndrom bei Radfahrern, und was können Sie mir raten?
Antwort von Dr. Christian Merkl: Das Patellaspitzensyndrom ist eine chronische Sehnenansatz-Entzündung. Oft wird diese ausgelöst, wenn ein trainierter Radsportler im Herbst oder Winter auf – meist ungewohntes – Lauftraining übergeht und dabei seine Knorpel- und Sehnenstrukturen überfordert. Im Gegensatz zum Radsport haben wir beim Laufen eine sogenannte exzentrische Belastungsform – das heißt, ein angespannter Muskel wird in der Landephase gedehnt. Da Sehnen und Knochen unterschiedlich elastisch sind, kommt es dann häufig zu Überlastungen an diesen neuralgischen Zonen (Patella, Ferse, Hüfte etc.). Erschwerend kommt hinzu, dass Sehnen-Knorpel-Zellen ein stoffwechselträges Gewebe sind, das im Gegensatz zur Muskulatur langsamer regeneriert. Deshalb werden Probleme an Sehnen-Knorpel-Strukturen auch gerne chronisch.
Als Therapie ist zu empfehlen, die Trainingsumfänge deutlich zu reduzieren und diese eher auf konzentrische Belastungen ohne Körpergewicht zu beschränken – aufs Joggen sollten Sie vorerst verzichten. Zusätzlich können Osteopathen und Physiotherapeuten die oft pathologisch verspannten Muskeln behandeln und zum Beispiel Faszienverklebungen lösen. Bei chronischem Verlauf ist darüber hinaus die Behandlung mit einer sogenannten Stoßwellentherapie die Methode der Wahl. Hierbei benötigt jedoch der Körper zirka zwei bis drei Monate Zeit, bis eine abgeschlossene Behandlungsserie als Erfolg beurteilt werden kann.