Unbekannt
· 31.01.2017
Nach einem Rennradunfall mussten die Halswirbel operativ versteift werden. Ist nach der Rehabilitation wieder Rennradsport möglich? Dr. Merkl erklärt die Situation.
Frage von Christoph H.: Ich hatte vor ein paar Wochen einen Rennradunfall, bei dem ich mir eine Luxation der Halswirbel C6/C7 zuzog. Daraufhin wurden die Wirbel durch eine Operation versteift (Spondylodese). Weiterhin spüre ich noch ein Kribbeln in den Händen, das wohl nach einiger Zeit weggehen soll. Werde ich, nachdem sich das Implantat mit der Halswirbelsäule verknöchert hat, wieder Rennrad fahren können?
Antwort von Dr. Christian Merkl: Luxationsfrakturen der unteren Halswirbelsäule (die Wirbel C3 bis C7) sind schwerwiegende Verletzungen, die häufig neurologische Ausfälle bis hin zum kompletten Querschnitt nach sich ziehen können. Sie scheinen ausgesprochenes Glück gehabt zu haben, wenn nur Kribbelparästhesien an den Händen zurückgeblieben sind. Allgemein kann man sagen, dass es bis zu eineinhalb bis zwei Jahren dauern kann, bis sich solche neurologischen Symptome zurückbilden. Eine operative Therapie mit Einsteifung der Wirbel wie in Ihrem Fall sollte nach drei Monaten gut ausgeheilt und nach sechs Monaten in eine stabile knöcherne Überbauung übergegangen sein. Eine Rennradbelastung sollte ab diesem Zeitpunkt wieder möglich sein.
Eine Spondylodese – also eine Versteifung von zwei Wirbelkörpern nach Frakturverletzung in der unteren Halswirbelsäule – führt zwangsläufig dazu, dass die Wirbelsäule weniger beweglich ist. Seitneigung, Rotation, aber insbesondere die Rückbeugung ist oft bis zu 50 Prozent in der Bewegung eingeschränkt. Das führt häufig zu einer Überlastung der Nachbarsegmente mit einem dann zunehmenden Verschleiß. Ich empfehle Ihnen deshalb eine eher aufrechte, weniger aerodynamische Rennradposition: Verkürzen Sie den Vorbau und positionieren Sie den Lenker über dem Sattelniveau. Das entlastet die Halswirbelsäule. Ansonsten sollten Sie Ihre neue Rennradphase durchaus risikobewusst einleiten, da eine erneute Verletzung sicherlich sehr problematisch wäre. Dies gilt besonders bei Fahrten in der Gruppe, längeren Abfahrten oder gar nassen Straßenverhältnissen. Prüfen Sie unbedingt sorgfältig und regelmäßig insbesondere Reifen und Bremssysteme.