Profi-Sportler haben Masseure, Physios und Mentaltrainer - aber was tun wir Hobbylogen und Hobbyloginnen, wenn wir völlig im Eimer aus dem Sattel kippen und unsere Regeneration auf eigene Faust bewältigen müssen? Wir suchen nach Mitteln und Wegen und finden zum Beispiel Faszienrollen, Massagepistolen, Regenerationsstiefel und -Sandalen sowie Recoverydrinks.
Oder wir legen uns auf eine Akupressur-Matte mit hunderten kleinen Spitzen und hoffen, dass sie bewirkt, was sie verspricht, nämlich ENT-SPANNUNG. Das haben wir ausprobiert mit der neuen OrthoMatte von Orthomechanik. Das ist der Hersteller aus Teltow, der für seine Massage-Guns bekannt ist. Die kennen sich also aus mit müden Körperteilen und Vibration!
Die OrthoMatte soll laut Hersteller die erste Akupressur-Matte mit Vibrationsfunktion sein. Sie verbinde also klassische Akupressur mit beruhigenden Schwingungen. Damit soll das rot-weiße Gerät in meinem Wohnzimmer Verspannungen lösen, die Durchblutung fördern und für ein gesteigertes Wohlbefinden sorgen.
Mit insgesamt 7425 leuchtend roten Stacheln - wir haben nicht nachgezählt, das sieht im ersten Moment schon dramatisch schmerzhaft genug aus - soll die Matte das sogenannte Meridiansystem des Körpers stimulieren und einen freien Fluss der Energie (in der chinesischen Medizin “Qi” genannt) ermöglichen.
Die Matte wirkt also weniger wie eine Massagepistole mechanisch auf die verkrampfte Stelle ein, sondern aktiviert vielmehr die Selbstheilungskräfte und wirkt auf körperlicher und seelischer Ebene.
Die zusätzliche Vibrationsfunktion soll zudem die Durchblutung anregen und tiefer liegende Gewebeschichten lockern. Dadurch werden dann eben doch auch Verspannungen gelöst und Schmerzen gelindert.
Verpackt ist die Akupressur-Matte von Orthomechanik zunächst praktischerweise in einem Leinenbeutel, in den man die 73 x 43 cm große Matte einfach in der Mitte zusammengeklappt wieder zurückstecken kann. Dabei ist derzeit auch ein mit weiteren Dornen besetztes Kissen, das mit in den Beutel passt - dazu gleich mehr - und ein Netzteil mit Kabel für den Vibrationsmaschinenantrieb.
Die technische Bedienung ist einfach: 1 Knopf an der Ecke der Matte. An, leichte Schwingung, mehr, noch mehr, aus. Die Nutzung ist dann jedoch an eine echte Gewöhnung gekoppelt. Orthomechanik empfiehlt, die Akupressur-Matte zunächst mit einem T-Shirt oder Ähnlichem zu probieren.
Im ersten Anlauf habe ich ein Baumwoll-Shirt gewählt. Die Spitzen waren kaum spürbar, die Vibration natürlich schon. Bei der zweiten Session trug ich ein dünnes Biketrikot, das die Dornen noch ein wenig von meinem Rücken fernhielt. Bei der dritten Anwendung - keine Filter! Mit nacktem Rücken auf die roten Stechplättchen. Und die Vibration auf Stufe 3!
Während der empfohlenen 10 bis 15 Minuten - bei mir waren es die ganzen 15 - stellten sich folgende Gefühlswechsel ein: In den ersten Minuten ist es fast unangenehm piksig, man merkt genau, auf welchen Bereichen des Rückens man am meisten aufliegt (z. B. Schulterblätter oder Wirbelsäule). Nach 10 Minuten ist die Vibration das vorwiegende Feeling - angenehm und die Entspannung setzt gut ein.
Nach 15 Minuten sagt der Handywecker “Aufwachen!”. Vor dem Aufstehen von der Matte stellt sich kurz die Frage: Wie eigentlich? Denn durch die wechselnde und vor allem weniger verteilte Belastung pikst es wieder woanders. Also seitlich abrollen auf die kalten Fliesen...
Was dann passiert ist kurios. Der Rücken fühlt sich zunächst leicht warm an, als ob man eben vom Sofa aufgestanden wäre. Nach 1 oder 2 Minuten setzt aber ein Gefühl ein, das erfahrende Dorfkinder vom Bad in den Brennnesseln kennen. Das Schmerzempfinden steht dem der über 7400 Dornen in nichts nach - und dauert etwa 5 Minuten. Aber dann: Zumindest gefühlt stehe ich aufrechter, der Rücken und die Schultern fühlen sich dennoch lockerer an und die Wärme reicht vom Nacken bis zum Hintern. Sehr angenehm.
Das kleine Dornenkissen ist als Kissen zunächst einmal praktisch, wenn man nicht komplett flach liegen will oder kann. Der Autor trägt allerdings sein Haar millimeterkurz geschoren. So, ohne den Schutz einer wallenden Mähne, stechen die Dornen direkt in den Nacken und Hinterkopf, was weitere zwei Sessions brauchte, um ausgehalten zu werden. Man kann aber das Kissen in ein dünnes Trikot stecken, so sind die Stacheln entschärft.
Vorausgesetzt, man ist gesund und hat intakte Haut am Rücken - der Hersteller nennt noch einige weitere Kontraindikationen (z. B.: Hautkrankheiten oder Hämophilie, Einnahme von Antikoagulantien, Schwangerschaft, Diabetes oder Neuropathien etc.) - kann jeder diese Akupressur-Matte nutzen und genießen. Eine gewisse Eingewöhnungsphase ist sicher nötig, dann aber fand ich den Effekt nach dem Liegen auf den Stacheln bemerkenswert, sehr angenehm und entspannend.
Zum Glück habe ich selten Rückenprobleme, kann daher nicht sagen, wie sich die Behandlung darauf auswirken würde. Aber der psychologische Effekt darf sicher nicht unterschätzt werden. Zum einen liegt man einfach mal zumindest 15 Minuten still herum, tut etwas für sich und kann etwas herunterkommen. Zum anderen ist die medizinische Wirkung von Akupressur und Akupunktur in vielen Fällen bewiesen - und auch mit eigener Erfahrung belegt.
Meine Wahl ist also nun: Erst Massagepistole für die Beine, Füße oder andere akute Problemzonen, dann die Matte zum Relaxen. Rein theoretisch könnte ich mir auch vorstellen dabei Recoveryboots zu tragen. Und danach ist auch ein Worldcup möglich... oder?!
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Akupressur-Matten sollen laut Hersteller die Durchblutung fördern und die Ausschüttung von Endorphinen auslösen. Dieses Zusammenspiel helfe dabei, muskuläre Verspannungen zu lockern. Die verbesserte Durchblutung wärmt demnach die Muskulatur, versorgt sie mit Sauerstoff und unterstützt die Regeneration. So kann die Anwendung nach einem langen Tag oder intensiven Training eine Entlastung bewirken.
Akupressur-Matten können besonders bei Rückenschmerzen, Nackenverspannungen, Stress und innerer Unruhe, Kopfschmerzen und Muskelverspannungen eingesetzt werden.
Für Einsteiger wie mich reichten schon 5 bis 10 Minuten pro Tag, um die ersten Effekte zu spüren. Das sagt auch der Hersteller. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Matte, und man kann die Dauer auf 30 bis maximal 45 Minuten pro Anwendung steigern.
Orthomechanik gibt an, dass man die Akupressur-Matte täglich nutzen kann. Tägliche Nutzung verbessere sogar die Ergebnisse und fördere langfristig die Entspannung und Schmerzlinderung.