Unbekannt
· 24.05.2011
Die Mountainbikerin und Sportwissenschaftlerin Dr. Katharina Wirnitzer ernährt sich seit 12 Jahren vegan und nahm erfolgreich an der BIKE Transalp Challenge teil. Wir haben mit ihr gesprochen
Die Sportwissenschaftlerin Dr. Katharina Wirnitzer ernährt sich seit 12 Jahren vegan und nahm 2003 und 2004 erfolgreich an der BIKE Transalp Challenge teil. 2004 untersuchte die Tirolerin diese Ernährungsstrategie als möglichen leistungsbestimmenden Faktor bei Ultra-Rad-Marathons im Rahmen ihrer Doktorarbeit. (bikeeXtreme - Performance determining factors and vegan nutrition pattern to successfully complete the Transalp Challenge, als Buch erschienen).
Sie sind der Frage, ob man als veganer Sportler den Belastungen eines äußerst anspruchsvollen Etappen-Rennens gewachsen ist, wissenschaftlich nachgegangen. Wie sieht Ihr Fazit aus?
Ich wusste bereits vorher, dass es optimal funktionieren wird, da ich alle meine Marathons bereits vegan gefahren war. Meine Doktorarbeit belegt dann auch wissenschaftlich, dass rein pflanzliche Ernährung sogar für extremen Ausdauersport höchst geeignet ist. Neuere Studien zeigten zudem, dass vegane Ausdauersportler schneller regenerieren und eine bessere Immunabwehr als Mischköstler haben.
Ist es auf einem Etappenrennen durch die Alpen, wo es traditionell viele Fleischgerichte gibt, nicht schwierig, alle wichtigen vegetarischen Nahrungsmittel zur Verfügung zu haben - alleine schon logistisch?
Es ist nicht so kompliziert und aufwendig, wie die meisten denken. Mit Pasta, Brot, Pizza, Kartoffeln, Reis, Bananen, Mannerschnitten, Trockenfrüchten, Nüssen, Müsli, Salat und vielem mehr ist alles da, was man braucht und sich kulinarisch ersehnt. Bei einer Transalp unterscheidet sich ein veganer Sportler kaum vom Mischköstler. Jeder Ausdauerathlet muss seinen enormen Energiebedarf vor allem durch Kohlehydrate decken - das gelingt auch und gerade pflanzlich mit Speisen, die es in jedem Restaurant oder Supermarkt gibt.
Wie sieht Ihr Speiseplan am Vorabend eines Rennens oder der nächsten Etappe aus?
Hier ein Beispiel: Als Vorspeise eine Portion Penne aus Hartweizengrieß mit Tomatensauce, veganer „Parmesan" (1:1-Mischung von geriebenen Mandeln und Gewürzhefe mit einem Teelöffel Salz) und Weißbrot. Als Hauptspeise ein Gemüse-Gröstl aus Röst-Kartoffeln mit Bratgemüse wie Zucchini, Auberginen, Paprika und so weiter, oder noch besser, mit gebratenem Räuchertofu, der alle essentiellen Aminosäuren enthält. Als Nachspeise Sojadessert mit frischer Banane, eventuell verfeinert mit Soja- oder Hafersahne. Vor dem Rennen meide ich ballaststoffreiche oder blähende Lebensmittel in großen Portionen, dazu zählen beispielsweise Vollwertprodukte, Bohnen oder Salat.
Welche Tipps geben Sie Sportlern, die es mal mit vegetarischer Ernährung probieren wollen?
Die Umstellung auf eine neue, ungewohnte Ernährungsform ist, wie jede Veränderung im Leben, anfangs aufwendig, doch ist sie eher ein soziales und psychologisches Problem als eine ernährungspraktische Schwierigkeit. Man sollte sich vorher umfassend informieren und viel lesen. Dann leckere Alternativen für Gewohntes suchen, einfach mal alles durchprobieren! Je mehr man sich einliest, umso einfacher wird es, da Kopf und Körper genug Zeit haben, sich schrittweise und erfolgreich umzustellen.
Website von Katharina Wirnitzer: www.bikeeXtreme.org