Unbekannt
· 01.10.2019
Kaffee steht bei Rennradfahrern hoch im Kurs. Was hat es mit zwei gegensätzlichen Studien zur Wirkung von Koffein auf das Training auf sich?
Kaum ein anderes Genussmittel ist mit so vielen Vorurteilen behaftet wie Kaffee. Eines davon besagt: Kaffee vor dem Training macht wach und bereit für die bevorstehende Anstrengung.
Studie 1:
Schweizer Forscher haben jetzt aber herausgefunden, dass bereits zwei Tassen koffeinhaltigen Kaffees den Blutfluss zum Herzen senken und so den eigentlich positiven Effekt eines Ausdauertrainings deutlich verringern. In ihrer Studie konnten sie belegen, dass die Herzdurchblutung nach dem Koffeingenuss bei körperlicher Belastung um 22 Prozent abnahm. Noch signifikanter war der Unterschied bei Training in Höhenlagen, wo der Sauerstoffgehalt der Luft ohnehin geringer ist. Ausdauersportler, die vor diesem Training Koffein zu sich nahmen, hatten eine um 39 Prozent niedrigere Herzdurchblutung als bei einem Training ohne vorherigen Kaffeegenuss. Nach Ansicht der Wissenschaftler blockiert das Koffein Rezeptoren, die den Gefäßwänden im Herzen sonst bei einem Ausdauertraining den Befehl zum Ausdehnen übermitteln. Daher empfehlen die Forscher, vor sportlichen Belastungen – ganz besonders in den Bergen – auf übermäßigen Kaffeekonsum zu verzichten.
Studie 2:
Zugleich konnte in Studien nachgewiesen werden, dass das im Kaffee reichlich enthaltene Koffein auch auf Sportler unter Belastung eine aufputschende Wirkung erzeugt. Wie genau der Wirkstoff Ermüdungserscheinungen bei hochintensivem Rennradtraining verzögert, haben Wissenschaftler der Universitäten Kent und Sao Paulo erforscht. Für die Studie mussten Ausdauersportler einmal mit vorheriger Koffein-Zugabe, einmal mit koffeinfreien Placebos einen Ergometer-Test bis zur kompletten Erschöpfung absolvieren. Mit Koffein konnten die Testpersonen im Schnitt zwölf Prozent länger fahren, da sie sich weniger stark belastet fühlten – auch wenn die Muskeln genauso erschöpft waren. Koffein hilft nicht gegen schlappe Beine, aber es stimuliert das Nervensystem und kann so das subjektive Belastungsempfinden austricksen.
Fazit:
Was zunächst gegensätzlich klingt, lässt sich in der Praxis gut verbinden: Studie eins geht von einer hohen Koffeinzufuhr unmittelbar vor dem Training aus. In Tablettenform wurde eine Koffeinmenge zugeführt, die mindestens zwei Tassen Kaffe entspricht. Wer nicht derart punktueller direkt vor einer starken Belastung große Mengen Kaffee trinkt, hat also keine kardiovaskulären Folgen zu befürchten. Bei längeren Belastungen steigt durch (moderate) Koffeinzufuhr vor oder während der sportlichen Aktivität die Leistungsbereitschaft - eine neuronale Folge des Kaffekonsums. Heißt: Den Capuccino oder Espresso vor der Ausfahrt oder beim Pausenstop kann jeder Rennradfahrer weiterhin mit gutem Gewissen trinken.