Robert Kühnen
· 19.07.2022
Die App EatMyRide unterstützt dabei, in Training und Wettkampf ausreichend zu essen. Sie informiert Radsportler, wann Sie unterwegs was essen sollten. Wir haben die Ernährungs-App ausprobiert.
Radsport ist Energiesport. Auf dem Rad essen ist daher essentiell, wenn man schnell und oder weit fahren will. Essen auf dem Fahrrad schont die Muskel-Speicher und ermöglicht mehr Reichweite. Mit dem Dreiklang aus Körperfett, Muskelglykogen und zugeführter Energie lässt sich viel bewegen. Und das ist nötig, denn die Energieumsätze auf dem Rennrad können enorm sein. Beispiel Ötztaler Radmarathon. Die Mutter aller Rennrad-Marathons über 238 Kilometer und 5500 Höhenmeter erfordert einen gewaltigen Energieumsatz von rund 6000 kcal. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was ein Büroarbeiter an einem Tag benötigt. Noch etwas mehr hauen Profi-Radsportler raus. Mathieu van der Poel verbrauchte bei seinem Sieg in der Flandernrundfahrt rund 6800 kcal. Ähnliche Umsätze sind für Bergetappen bei der Tour de France dokumentiert.
Profis stillen den Energiehunger auf dem Rad mit allerlei Hochkalorischem: Riegel, Reiskuchen, Gels und Energiedrinks. Van der Poel hatte einen Sticker auf seinem Vorbau, der eine Übersicht über die Strecke gab. In der zweiten Spalte war die geplante Rennnahrung mit Piktogrammen dargestellt; ein Eintrag pro 20 Kilometer. 100 bis 120 Gramm Kohlenhydrate genehmigte sich van der Poel nach Auskunft seines Performance-Managers Kristof de Kegel pro Stunde. Das ist die absolute Oberkante dessen, was verdaubar ist und liefert bis zu 514 kcal pro Stunde, ausreichend für 140 Watt, die Hälfte dessen, was van der Poel im Schnitt trat.
Die App EatMyRide des Niederländers Joram Kolf ist die elektronische Variante des Stickers auf dem Vorbau. Seine App informiert Radsportler, wann sie unterwegs was essen sollten und welche Produkte diesen Energiefluss leisten können. Die Software läuft auf Smartphones und als Widget auch auf der jüngsten Generation der Garmin-Computer. Während der Fahrt wird eingeblendet, was wann zu essen oder zu trinken ist. Dies erfordert eine gewisse Vorplanung, führt einem aber deutlich vor Augen, dass es nicht mit einem Riegel für 100 Kilometer getan ist. Für Hobbysportler gelten 60 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde als gut verdaubar, selbst das sind immerhin fast zwei solide Energieriegel pro Stunde.
Auch Profis nutzen die App. Wilco Keldermann vom Team Bora-Hansgrohe berichtet, dass er sich vor Rennen oder Trainings damit informiert, was er essen muss, um den Bedarf zu decken. „Mit der App kann ich durchspielen, wie sich die Rennverpflegung ändert, wenn ich ein anderes Produkt wähle“, erklärt der Rundfahrtspezialist. Für die extremen Energieumsätze auf dem Rennrad wählt der Niederländer meist dosierte Energie in flüssiger Form. Damit, sagt Keldermann, sei es ihm sogar möglich, ohne Gewichtsverlust durch eine Tour de France zu kommen – etwas, was früher als unmöglich galt.
Die Basisvariante der App ist gratis und geeignet, die Renn- oder Trainingsverpflegung zu planen. Strecken aus Komoot oder Strava lassen sich importieren. Alternativ lässt sich die Route auch in der EatMyRide-App nach den Kategorien flach, wellig oder bergig mit wenigen Klicks erstellen. Aus den persönlichen Daten und der geplanten Geschwindigkeit wird der Energiebedarf hochgerechnet. Mit Powermeter-Daten lässt sich das noch weiter verfeinern. So bekommt man vorab eine gute Vorstellung, welche Energiemengen nötig sind. Die App unterstützt dann bei der Auswahl geeigneter Gels, Drinks, gibt Empfehlungen und bewertet die Auswahl der Nahrungsmittel. Wenn der Lieblingsriegel nicht in der Datenbank hinterlegt ist, kann man diesen selbst anlegen.
Die kostenpflichtige Version der App (für iOS und Android) kostet 59,99 Euro im Jahr und dynamisiert die Ernährungsplanung – diese passt sich abhängig von der Intensität des Trainings an. Ferner ist es damit möglich, die Ernährung spezifischer auf die Art der Fahrt einzustellen und nach der Fahrt zu analysieren.
Die App kann einem die Augen öffnen, wieviel Energie unterwegs nachzuführen ist, um optimal zu trainieren. Die wenigstens Radfahrer dürften unterwegs so viel essen, wie die App rät. Die Software ist daher geeignet, die Energieversorgung zu verbessern und das Training auf ein neues Niveau zu heben. Unser Rat: Ausprobieren!
Mehr Infos zur App: https://eatmyride.com/