TOUR Transalp 2024Neuland auf 1. Etappe

Matthias Rotter

 · 17.03.2024

TOUR Transalp 2024: Neuland auf 1. EtappeFoto: Tirol Werbung/Jarisch Manfred
Am 16. Juni startet die 20. TOUR Transalp, ein Radrennen für Jedermann mit sieben Tagesetappen über insgesamt knapp 790 Kilometer und 16.650 Höhenmeter. Gleich zu Beginn betritt das Rennen Neuland: Über die aussichtsreiche Pustertaler Höhenstraße in Osttirol ist das Peloton noch nie geklettert …

TOUR Transalp 2024 - das Wichtigste in Kürze

Auftakt auf Balkonien

Dass kurze Bergetappen härter gefahren werden als lange, epische, mussten die Profis in den vergangenen Jahren bei Tour de France und Giro d’Italia immer wieder einmal erfahren. Beim Auftakt der diesjährigen TOUR Transalp wird das nicht anders ein. 73 Kilometer klingen harmlos, ebenso, dass kein namhafter Pass die Etappe veredelt, die in Lienz in Osttirol startet und im nur 30 Kilometer westlich gelegenen Sillian endet. Aber mehr als 2100 Höhenmeter verraten, dass die wenigen Kilometer ordentlich mit Kletterei gewürzt sein werden. Die fehlenden Pässe ersetzt eine Höhenstraße, die in Bögen am Nordrand des Pustertals hängt wie eine Girlande im Partykeller.

Das macht das schmale Höhensträßchen derart anspruchsvoll, dass der Giro d’Italia die Profis schon 1994 und 2007 zu dem unweit der Grenze zu Italien gelegenen Kleinod schickte. Bevor es aber bei der TOUR Transalp dorthin in die Höhe geht, bleiben dem Peloton rund 24 flache Kilometer durch das Drautal rund um Lienz, um sich warmzufahren. In Leisach beginnt dann der Anstieg: Die erste und mit sechs Kilometern auch längste Kletterei dieser Etappe hinauf nach Bannberg raubt mit durchschnittlich neun Prozent Steigung schon viele Körner.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

TOUR Transalp 2024 - 1. Etappe: Stetiges Auf und Ab

Das Höhenprofil der 1. Etappe der TOUR Transalp 2024Foto: TOUR TransalpDas Höhenprofil der 1. Etappe der TOUR Transalp 2024

Oben, hoch über der Drau, hangelt sich die Höhenstraße über einen sonnigen Panoramabalkon und sammelt im stetigen Auf und Ab Höhenmeter. Der Blick auf die schroffen, felsigen Gipfel auf der anderen Talseite ist atemberaubend. Es handelt sich um die Lienzer Dolomiten, die westliche Hälfte der bis zu 2770 Meter hohen Gailtaler Alpen. Sie zählen geologisch nicht zu den nahegelegenen Dolomiten, werden aber wegen ihres ähnlichen Aussehens seit Ende des 19. Jahrhunderts so genannt. Auch die Straße scheint dem Profil der Gipfel zu folgen, flache Passagen gibt es kaum, giftige Anstiege bringen das Blut in den Schläfen zum Pochen. Viele Rampen erreichen himmelwärts Kuppen, auf welche die Vorväter hübsche Kirchen gestellt haben, klug an prominenten Punkten in der Landschaft inszeniert. Auf dem Weg Richtung Sillian baut die Strecke langsam Höhe ab und erreicht wieder den Talboden der Drau.



Die Planer haben sich aber in Sillian noch eine kleine Kletterpartie als abschließende Herausforderung ausgedacht. Ein Abstecher führt das Peloton noch einmal aus dem Tal nach Norden ins Villgratental bis Außervillgraten. Von dort führt eine kleine Straße hinauf zum Sillianberg, dem rund 1450 Meter hohen Sonnenbalkon der Marktgemeinde, von dem man den schönsten Blick auf die Karnischen Alpen hat und auf Sillian, das man im Sturzflug über einige Serpentinen erreicht.

Acht Orte in den Alpen sind in diesem Jahr stolze Etappenorte der TOUR Transalp, für das Peloton Übernachtungsort für eine Nacht. Dabei hätten sie viel mehr zu bieten als einen kurzen Boxenstopp. Wir stellen die Orte zu den Etappen vor und verraten die besten Touren in der Region. Auf der ersten Etappe sind das Lienz und Sillian in Osttirol.

Lienz - die Sonnenstadt

Lienz in Osttirol ist 2024 zum zweiten Mal in Folge Startort der TOUR Transalp. Die rund 12.000 Einwohner zählende Stadt liegt in einem weiten Talkessel, wo sich die Flüsse Drau, kommend aus dem Pustertal, und Isel vereinen. Kulisse bilden im Norden die kargen Gipfel der Schobergruppe und im Süden die Lienzer Dolomiten. Die inneralpine Lage südlich des Alpenhauptkamms schützt Lienz vor Tiefdruckgebieten aus dem Norden und beschert der Stadt mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr. Zudem wird das lokale Klima durch die geringe Meereshöhe von unter 700 Metern begünstigt. Im Stadtzentrum verströmen der Hauptplatz mit der Liebburg und die farbenfrohen Häuserzeilen der Altstadt mediterranes Flair.

Es ist aber nicht nur das milde Klima, das Lienz interessant für Radler macht. Von den Haupttälern zweigen sternförmig Seitentäler ab, die sich über kleine Pässe verbinden lassen und so ein kleines Netzwerk rund um die Stadt bilden. Hinzu kommen asphaltierte Güterwege, die sich zu Almen hinaufschlängeln oder Bergdörfer miteinander verbinden. Paradebeispiel ist die Pustertaler Höhenstraße, eine rund 30 Kilometer langer Aussichtsbalkon an der Südflanke des Pustertals. Wer noch höher hinaus will, kann über Iselsberg und Mölltal sogar die Großglockner Hochalpenstraße in Angriff nehmen, die am Hochtor-Tunneldurchstich 2504 Meter Höhe erreicht.

Tourentipp 1: Rund um die Lienzer Dolomiten

  • 113 Kilometer
  • 1660 Höhenmeter

Knackpunkte dieser Runde, die in Lienz startet und flach der Drau bis Waidach folgt, sind der anschließende Anstiege über den Gailbergsattel (982 m) und vor allem danach der über den 1530 Meter hohen Kartitscher Sattel, der unterhalb von Sillian ins Tal der Drau zurückführt. Zusätzlich fordern aber viele Wellen und Rampen, verteilt auf die gesamte Strecke, jede Menge Körner. Wer diesen Rhythmuswechsel liebt, kann sogar am Ende noch die Pustertaler Höhenstraße ins Profil einbauen. In der Version ohne Höhenstraße entspricht die Runde der Strecke der jährlich in Lienz stattfindenden Dolomiten Radrundfahrt, Infos dazu unter www.dolomitensport.at/de/events/dolomitenradrundfahrt.html

Tourentipp 2: Stich zum Glocknerblick

  • 80 Kilometer
  • 1300 Höhenmeter

Zwanzig Kilometer nordwestlich von Lienz zweigt das Hochtal von Kals nach Norden ab. Die dortige Auffahrt ist eine reizvolle und ruhigere Alternative zur verkehrsreichen Großglockner Hochalpenstraße. Und wer bis zum Lucknerhaus auf 1924 Meter Höhe durchhält, wird mit einem ähnlich spektakulären Blick zum Großglockner (3798 m) belohnt, wie er sich von der Südrampe der berühmten Gletscherstraße aus bietet -­ nur blickt man vom Lucknerhaus auf die Südwand von Österreichs höchstem Berg. Die rund 80 Kilometer lange Hin- und Zurück-Route folgt zu Beginn für 20 Kilometer dem Iseltal Radweg, vorbei an der Kienburg bis Huben. Dort, wo auch nach Westen das bekannte Defereggental abzweigt, beginnt der schwere Teil. Denn auf den nächsten 20 Kilometern gilt es, 1165 Höhenmeter zu überwinden.

Sillian - im Vorhof der Dolomiten

Das rund 2000 Einwohner zählende Dorf Sillian entstand aus einer fürs Pustertal typischen Straßensiedlung. Es liegt rund 1100 Meter überm Meer und damit fast am Kulminationspunkt des Pustertals, welcher sich auf 1180 Meter Höhe etwas weiter westlich bei Toblach befindet. Bis zur Grenze nach Italien sind es von Sillian aus nur wenige Kilometer. Das Pustertal, auch das “Grüne Tal” genannt, ist geologisch interessant, da es längs des Alpenhauptkamms von West nach Ost verläuft und an beiden Enden einen Ein- beziehungsweise Ausgang hat. Und aufgrund der Abschirmung gegen das Wetter von allen Seiten kann Sillian ähnlich wie Lienz übers Jahr mit vielen Sonnentagen glänzen. Aber nicht nur das freundliche Wetter lädt dort zum Rennradfahren ein. Die nach Süden abzweigenden Täler bilden Eingänge in die Dolomiten und machen damit Sillian und das Pustertal zu einem idealen Ausgangspunkt für Pässetouren. Höhepunkt für Rennradler ist der 2052 Meter nördlich des Pustertals gelegene hohe Staller Sattel, der von Bruneck aus hinüberführt ins österreichische Defereggental und eine schwere Rundtour über Lienz ermöglicht, rund 150 Kilometer lang und gespickt mit knapp 1900 Höhenmetern.

Tourentipp 1: Rund um die drei Zinnen

  • 112 Kilometer
  • 1800 Höhenmeter

Die Runde, die in Sillian startet und endet, erlaubt Ausblicke auf die drei Zinnen, die zu den berühmtesten Bergen der Dolomiten zählen. Das kostet allerdings einigen Schweiß, denn es geht zuerst über den Kreuzbergpass, den Passo di Monte Croce di Comélico (1636 m), dann über den Passo San Antonio (1489 m) und zum Lago di Misurina, der auf gut 1700 Metern Höhe liegt. Dort bietet sich für gute Kletterer sogar ein Abstecher zum Rifugio Auronzo an, das unmittelbar am Fuß der Zinnen auf 2320 Meter Höhe liegt. Allerdings zählen diese zusätzlichen 600 Höhenmeter zu den schwersten in den Dolomiten und sind gespickt mit langen, bis zu 16 Prozent steilen Rampen. Die Aussicht von der Hütte auf die Dolomiten ist aber jeden Schweißtropfen wert. Wer in Misurina die Stichstraße rechts liegen lässt, hat in Sillian 1800 Höhenmeter in den Beinen.

Tourentipp 2: Zum Pragser Wildsee

  • 63 Kilometer
  • 620 Höhenmeter

Der smaragdgrüne Pragser Wildsee, 30 Kilometer westlich von Start- und Zielort Sillian gelegen, gilt als einer der schönsten, wenn nicht sogar als der schönste Bergsee der Alpen. Er liegt im Naturpark Fanes und ist ein Teil des UNESCO Weltnaturerbes der Dolomiten. Entsprechender Touristenrummel ist dort leider zu erwarten. Aber Rennradler, die früh unterwegs sind und das Wochenende meiden, können den See mit etwas Glück noch als stille Schönheit erleben. Die 65 Kilometer lange Tour verläuft hin und zurück auf dem perfekten Radweg durchs Pustertal. Der mittelschwere Anstieg zum See beginnt in Niederdorf-Prags und hat rund 400 Höhenmeter.

Meistgelesen in dieser Rubrik