ZIV und Zukunft Fahrrad steigen ausRückschlag für die Eurobike

TOUR Redaktion

 · 03.11.2025

ZIV und Zukunft Fahrrad steigen aus: Rückschlag für die EurobikeFoto: Eurobike/Jean-Luc Valentin
Viel Platz, aber wenig los: Die Eurobike in Frankfurt kämpft um ihre Bedeutung als internationale Leitmesse der Fahrradbranche
Die Verbände ZIV – Die Fahrradindustrie und Zukunft Fahrrad beenden ihre Kooperation mit der Fahrradmesse. Sie werden nicht an der Eurobike 2026 teilnehmen.

Der Fahrrad-Industrieverband ZIV und der Verband Zukunft Fahrrad beenden ihre Zusammenarbeit mit der Fahrradmesse Eurobike. Dies teilten die beiden Verbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit.Wir konnten nicht erkennen, dass beide Gesellschafter mit derselben Konsequenz Maßnahmen unterstützen, die nötig wären, um die Messe zukunftsfähig für die Fahrradbranche aufzustellen”, erläutert Bernhard Lange, ZIV-Präsidiumsmitglied und Geschäftsführender Gesellschafter der Paul Lange GmbH & Co. KG die Entscheidung.

Was wird aus der Eurobike?

Die Tragweite dieser Entscheidung ist derzeit noch nicht absehbar. Die Eurobike, 1991 in Friedrichhafen als reine Mountainbike-Messe in Abgrenzung zu den etablierten Messen wie der IFMA in Köln gegründet, hatte sich im Laufe der Jahre zur internationalen Leitmesse der Fahrradindustrie entwickelt. Die beengte Situation auf dem Messegelände und in der Region Friedrichshafen behinderte jedoch die Weiterentwicklung der Eurobike. Zahlreiche namhafte Hersteller hatten der Messe bereits den Rücken gekehrt. Um dem weiteren Bedeutungsverlust entgegenzuwirken, schloss die Messe Friedrichshafen ein Joint Venture mit der Messe Frankfurt. Das Gemeinschaftsunternehmen Fairnamic, an dem die Messe Friedrichshafen 51 Prozent der Anteile hält, veranstaltet seit 2022 die Eurobike auf dem Gelände der Messe Frankfurt.

Bewertung

Rückschläge trotz Fahrrad-Boom

Trotz des Fahrrad-Booms in den Corona-Jahren musste die Eurobike auch am neuen Standort weitere Rückschläge in Kauf nehmen. Die Anzahl der Aussteller sank von 1900 im Jahr 2024 über 1800 im vergangenen Jahr auf 1500 in diesem Jahr. Dabei ist das Themenspektrum der Eurobike immer breiter geworden und reicht zumindest theoretisch vom High-End-Rennrad über E-Bikes jeglicher Couleur bis zum Elektro-Cargobike und zu weiteren Formen von Mikro-E-Mobilität. Zuletzt sind jedoch große und wichtige Fachhandels-Einkaufsverbände wie ZEG und BICO der Eurobike ebenso ferngeblieben wie fast alle großen internationalen Marken. Letzte sind in den vergangenen Jahren dazu übergegangen, ihren Fachhändlern ihre neuen Produkte auf Hausmessen zu präsentieren.

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Unklares Profil der Eurobike?

Die beiden Verbände, die nun die Zusammenarbeit mit der Eurobike aufgekündigt haben, hatten nach der diesjährigen Messe ihre Mitglieder ausführlich zu deren Erfahrungen befragt. Ergebnis dieses Feedback-Prozesses war ein “10-Punkte-Plan Eurobike 2026”, der als Basis für die Gespräche mit der Messegesellschaft diente. Im Kern geht es darum, das Profil der Eurobike deutlicher herauszuarbeiten und die verschiedenen Aspekte des Radfahrens wie Sport, Freizeit und Alltagsmobilität gleichberechtigt darzustellen. ZIV und Zukunft Fahrrad fordern außerdem, mit dem Fahrrad verbundene Themenbereiche wie Transport & Logistik, Flottenmanagement, gewerbliche Nutzung sowie Kinder- und Familienmobilität fest im Themenspektrum der Eurobike zu verankern. Ferner wird die Idee der Eurobike abgelehnt, elektrisch unterstützte bzw. angetriebene Fahrräder und Kleinfahrzeuge in eine separate Messe (”Mobifuture”) auszugliedern.

Maßnahmen gegen den Ausstellerschwund gefordert

Die Eurobike wird auch aufgefordert, dem Abgang der großen Handelsverbände entgegenzuwirken und ein Konzept zu entwickeln, um diese und andere namhafte Hersteller wieder zurückzugewinnen. Kritisiert werden außerdem die zuletzt deutlich gestiegenen Preise für Ausstellungsflächen. Die Verbände sprechen sich auch dafür aus, die Messe wieder klar zu gliedern in drei Fachbesucher- und maximal zwei (statt zuletzt drei) Publikumstage. Ulrich Prediger, Gründer von JobRad und Vorstandsvorsitzender von Zukunft Fahrrad, fasst die Forderungen so zusammen: “Die Mitglieder von Zukunft Fahrrad und ZIV haben klare Vorstellungen zu notwendigen strukturellen und inhaltlichen Anpassungen formuliert. Leider sehen wir keine realistische Chance, diese zu erreichen.

Eurobike kalt erwischt

Die Eurobike zeigte sich von der Entscheidung der beiden Verbände überrascht. “In den vergangenen Monaten standen wir in einem engen und konstruktiven Austausch mit Marktplayern und haben aus der gesamten Branche zahlreiche konstruktive Hinweise zur Weiterentwicklung der Eurobike erhalten”, teilte die Messeleitung mit. Viele dieser Anregungen seien umgehend aufgegriffen worden. “Unser Ziel ist es, gemeinsam mit der Branche und unseren Partnern aus Industrie, Handel und Politik die zentrale Plattform Eurobike kontinuierlich weiterzuentwickeln und als Leitmesse im nationalen und internationalen Kontext zu stärken”, so die Eurobike weiter.

Alternative zur Eurobike?

Unterdessen kann man die Mitteilungen von ZIV und Zukunft Fahrrad so interpretieren, dass möglicherweise an eine Konkurrenzveranstaltung zur Eurobike gedacht wird. So sagt Wasilis von Rauch, Geschäftsführer von Zukunft Fahrrad: “Die Nachfrage unserer Mitglieder nach einer starken gemeinsamen Plattform ist ungebrochen groß. Entsprechend führen wir den begonnenen engen Dialog mit unseren Unternehmen und Partnerverbänden weiter.” Burkhard Stork, der Geschäftsführer des ZIV, ergänzt: “Wir werden mit dem Prozess sehr zügig voranschreiten. Das Thema Branchenplattform gilt es, zukunftsgerecht zu lösen, denn wir alle sehen die enormen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen für unsere Branche.”

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