Sofiane Sehili wollte einen neuen Weltrekord für die Transcontinental Radfahrt von Lissabon nach Wladiwostok aufstellen. Seine geplante Route sollte über 16.287 Kilometer quer durch Europa bis nach Ostasien führen. Sein Ziel war es den Eurasia-Weltrekord zu brechen, den Jonas Deichmann 2017 aufgestellt hatte. „Ich habe diesen Rekord seit vier Jahren im Sinn“, verriet er im Vorfeld. Am 1. Juli startete er in Lissabon seine Unsupported-Fahrt durch Europa. Bereits im Vorfeld musste er mehrmals umplanen aufgrund politischer Spannungen und kriegerischer Auseinandersetzungen. Sein Versuch wurde von der World Ultracycling Association (WUCA) überwacht und sollte im Guinness Buch der Rekorde landen. Trotzt einer deutlich längeren Route als geplant, stand er Anfang September kurz vor dem Ziel. Er hatte bereits 18.000 Kilometer hinter sich, fast 300 Kilometer pro Tag, als er nach 63 Tagen an der Grenze ankam. „Man muss verstehen, dass er bereits sehr müde war“, erklärte seine Freundin Fanny Bensussan gegenüber der Tageszeitung Le Monde. Deshalb macht sie sich große Sorgen um die Haftbedingungen.
Wegen illegalem Grenzübertritt wurde er in Russland verhaftet – wenige Kilometer vor dem Ziel. Nur noch 200 Kilometer trennten Sofiane Sehili vom neuen Rekord, doch an der Grenze zu Russland wollte man ihn, trotz einem elektronischen Visum, nicht per Rad, sondern nur mit dem Zug ins Land lassen. Das Problem war wohl ein Streifen zwischen zwei Grenzposten. Sofiane Sehili versuchte sich an dem ersten Grenzposten vorbei zu schummelte und meldete sich am zweiten. Dort wurde der 44-Jährige aber wegen illegaler Einreise nach Russland verhaftet. Laut Meldungen der „Moscow Times“ hat ein lokales Gericht eine mehrwöchige Untersuchungshaft angeordnet. „Der russische Anwalt sagt mir, dass es sehr seltsam ist, dass er in Haft ist, dass er normalerweise, wenn er Geld zu zahlen hat, das Recht hat, anderswo auf seinen Prozess zu warten. Er muss nicht ins Gefängnis. Es handelt sich um ein ziemlich geringfügiges Vergehen. Die Chinesen überqueren auf diese Weise oft illegal die Grenze. Aber jetzt, da er kein Chinese ist, da er ein Ausländer ist, der von viel weiter her kommt, befürchte ich, dass dies diplomatische Ausmaße annehmen wird, die überhaupt nicht der Ursprung der Reise und des Weltrekords sind,“ erklärte Fanny Bensussan.
Sofiane Sehili hatte schon im Vorfeld gezeigt, dass er sich der schwierigen Lage in vielen Ländern bewusst ist: „Es wäre sehr unpassend, sich zu beschweren, wenn Menschen sterben oder ihre Häuser für einen weiteren sinnlosen Krieg zerstört sehen. Wenn die Planung dies mir eines gelehrt hat, dann, dass wir alle, die in der westlichen Welt leben, großes Glück haben, tun zu können, was wir wollen und dorthin gehen, wo wir wollen.“
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Sofiane Sehili ist ein Ultracycling-Sportler und Fahrrad-Abenteurer aus dem Südwesten Frankreichs. Er hat bereits über 50 Länder mit dem Fahrrad bereist. Er hat bereits an 25 Ultra-Radrennen teilgenommen und 11 davon gewonnen. Beim Silk Mountain Race gewann er dreimal zudem siegte er beim Atlas Mountain Race und der Tour Divide.