In seinem Buch “On The Road” gibt Rick Zabel Einblicke in die Welt des professionellen Radsports. Das im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Hardcover-Buch umfasst 220 Seiten (aber keine Fotos) und ist für 24 Euro (z. B. hier) erhältlich. Zabel beschreibt darin seinen eigenen Werdegang vom Nachwuchsfahrer zum Profi und reflektiert über die Faszination des Radsports. Er geht der Frage nach, warum Menschen mit eigener Muskelkraft Berge hinauffahren, auch unter größten Qualen und mit mäßigen Erfolgsaussichten, und warum sie am nächsten Tag wieder aufs Rad steigen. Das Buch thematisiert sowohl die Sonnenseiten des Radsports – wie das Entdecken schöner Orte und das Bezwingen hoher Pässe – als auch die Schattenseiten wie Druck, Konkurrenzkampf, Doping und körperliche Grenzerfahrungen.
"On the Road" ist eine Autobiografie. Naja, nicht ganz “Auto”, denn Rick hat sich fürs Schreiben Hilfe geholt bei Co-Autor Harald Braun (Journalist & Ghostwriter). Für mich ist das immer ein Downer, wenn ein Ghostwriter mit im Spiel ist. Denn dann weiß ich nie genau, wie viel Rick im Rick-Buch wirklich drin steckt. Als ich das Buch gelesen habe, wusste ich von dem “Ghostwriter” nix – was gut war. Denn die Schreibe wirkt sehr authentisch, ehrlich und sehr nach Rick Zabel. Das ist kein verkünsteltes Geschreibe, sondern sind einfache, klare Sätze, die erzählen was war. Von Opa Manni, der die Rennradreifen von Klein-Rick mit Essig einschmiert für besonders viel Grip oder seinem Bub die Beine massiert und glauben macht, dass er heute fürs Rennen besonders “gute Beine” hat.
Ricks Begeisterung fürs Rennradfahren überträgt sich auf den Leser, man ist hautnah dabei als Klein-Rick die ersten zarten Erfolge feiert oder sich mit 13 Jahren entscheidet, von daheim auszuziehen, um aufs Sportgymnasium nach Erfurt zu wechseln. Besondere Dramatik bekommt das Buch durch den Promi-Vater Erik Zabel, wie alle Lebensgeschichten von Menschen, die mit Superhelden-Eltern konfrontiert sind. Dadurch wird Ricks Lebensmotto: “Man kann Freiheit nicht kaufen, doch ein Rennrad. Und damit liegt man ganz dicht dran” etwas eingebremst. Rick bricht das Internat in Erfurt vor dem Abi ab, zieht wieder daheim ein und rückt damit ins Hoheitsgebiet von Vater Erik Zabel – und die Probleme beginnen!
Ricks Schilderungen sind erfrischend selbstkritisch und reflektiert, man kriegt einen guten Einblick in die Welt des professionellen Radsports und spürt wie weit Illusion und Realität auseinander klaffen können.
Ich mag Autobiographien, ich mag Lebensgeschichten. Je ehrlicher, desto besser. Im Radsport habe ich z. B. die Bücher von Lance Armstrong gelesen, BMX-Legende Matt Hoffman oder Danny MacAskill. Rick Zabels Buch kann sich da gut einreihen. Es ist einfache, nette Unterhaltung. Leicht zu lesen. Interessant besonders für die, die den Profi-Straßensport noch nicht so gut kennen. Ein wirklicher Buch-Tipp ist es aber nicht. Sprich: kann man lesen, muss man aber nicht lesen.