Mit dem Heinemann XP Team ist er bei Trondheim-Oslo gestartet, mit Freunden Nonstop von Heidelberg nach Paris gefahren und er kämpft immer wieder um einen Strava-KOM. Die eigenen Radsportabenteuer sind die Basis für Geschichten rund um “Osenberg, den dicken Dachs und Cerny.” In einzelnen Kapiteln erzählt er in “Nur noch 100 Kilometer bis zum Kuchen” mit viel Selbstironie von falschen Entscheidungen (Regenjacke nicht dabei bei Dauerregen), schmerzhaften Entscheidungen (KOM-Jagd bei nicht einsehbarer Kurve und Gegenverkehr) richtigen Strategien (aufs Oberrohr pinkeln, um die Gruppe zu halten) und glücklichen Momenten (nichts gebrochen beim Sturz). “Zwischen Sieg und totaler Niederlage liegt beim Laktatexpress oft nur ein einziges Ortsschild”, beschreibt er seine Trainingsausfahrten mit dem Team. An anderer Stelle schildert er den “Kreisflug über den Lenker”, der mit einem Sturz endet. Wieviel Übertreibung in seinen Texten steckt und wo die Grenze zur Fiktion liegt, weiß man nicht genau. Aber ist das überhaupt wichtig? Denn in jedem Fall sind die Anekdoten sehr unterhaltsam und schildern treffend die ebenso sympathische wie verrückte Rennradwelt, die man aus eigener Erfahrung kennt. Vielleicht bekommt man bei diesem Buchtipp sogar selbst Lust auf eine Nonstop-Fahrt mit Freunden, Radurlaub am Mont Ventoux oder Rennradtouren in der Schweiz? Knochenbrechen bei der KOM-Jagd hingegen kann man sich sparen – das tut schon beim Lesen ausreichend weh!
“Manche Stürze gehen natürlich auch glimpflich aus. Neben Osenberg fuhr ich einen miserablen Feldweg. Nicht nur, dass er mir da[1]bei nervend die Ohren volllaberte, er zwang mir zudem ein unangenehm hohes Tempo auf. So kam es, dass ich ein Schlagloch übersah. Dabei riss es mir den Lenker aus beiden Händen. Ich wusste, dass ich den Lenker schnellstmöglich wieder geradestelllen musste. Doch ich war bereits auf dem Weg zum Boden. Bevor ich aufschlug, blieb mir aber noch erstaunlich viel Zeit, über die ganze Situation ausführlich nachzudenken. Mit Prellungen und Schürfwunden übersät rappelte ich mich wieder auf und wir fuhren weiter. Osenberg sagte zu mir: Wer so stürzt, ist zu alt.”
Buchtipp: Nur noch 100 Kilometer bis zum Kuchen, Marbod Jäger, Pietsch Verlag, 16,95 Euro
Marbod Jaeger ist Autor, Kolumnist, Radsportverrückt und fährt jährlich 30.000 Kilometer mit dem Rad. Jaeger lebt in Heidelberg, seine liebsten Strecken sind im Odenwald, im Engadin, um den Lago Maggiore und am Mont Ventoux.