Die 17. Auflage des Race Around Austria (RAA) geht als eine der härtesten in die Geschichte ein. Bei der erstmals in Österreich ausgetragenen Ultracycling-Weltmeisterschaft über 2.200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter rund um die Alpenrepublik sorgten extreme Hitze und Schlafentzug für ein regelrechtes Favoritensterben. Am Ende setzten sich der Deutsche Rainer Steinberger bei den Männern und die Niederösterreicherin Elena Roch bei den Frauen durch. Steinberger erreichte nach 3 Tagen, 17 Stunden und 4 Minuten das Ziel in St. Georgen im Attergau und verteidigte damit seinen im Vorjahr beim Race Around Poland errungenen Weltmeistertitel. Der 49-jährige Oberpfälzer, der das Race Around Austria bereits 2021 gewinnen konnte, profitierte vom Ausfall mehrerer Favoriten. Der amtierende Europameister Dominik Meierhofer stürzte im Burgenland nach einem Sekundenschlaf, Vorjahressieger Sebastian Mayer und Rudi Steinbichler mussten ebenfalls aufgeben. Auch der lange führende Tiroler Frederic Pasqualini konnte dem Schlafentzug nicht standhalten und schied aus.
"Ich wollte heuer unbedingt schneller fahren, aber ich verpasste wegen der brutalen Bedingungen meinen Rekord um knapp zwei Stunden. Aus taktischer Sicht fuhr ich sicher besser als alle anderen. Die sind da vorne ja weggebrochen wie die Schmeissfliegen. Mein Rennen begann ab dem Kühtai so richtig. Es war brutal schwer wegen der Hitze, aber Doppelweltmeister klingt jetzt nicht schlecht", erklärte Steinberger im Ziel. Für den Deutschen war es bei seinem vierten RAA-Start bereits der dritte Sieg. Auf dem zweiten Platz landete der Mühlviertler Michael Hofer mit einer Zeit von 3 Tagen, 20 Stunden und 47 Minuten. Der 42-jährige Hausmeister aus Julbach, der 2023 bereits das RAA 1500 gewinnen konnte, bestätigte damit seine Zugehörigkeit zur Weltspitze. "Ich fuhr zum ersten Mal das Race Around Austria und habe nie aufs Ergebnis geschaut. Ich wollte ein für mich starkes Rennen fahren - und das ist mir gelungen", freute sich der neue Vizeweltmeister im Ziel.
Bei den Frauen setzte sich die in Inzing lebende Niederösterreicherin Elena Roch durch. Die 32-Jährige, die das Race Around Austria an ihrem Geburtstag begann, erreichte nach 3 Tagen, 22 Stunden und 57 Minuten das Ziel und war damit knapp drei Stunden schneller als bei ihrem Sieg im Vorjahr. Besonders bemerkenswert: Roch überstand einen schweren Sturz bei der Abfahrt vom Dientner Sattel nach Bischofshofen, etwa 100 Kilometer vor dem Ziel. "Es war eine schnelle Abfahrt und fast ganz unten übersah ich ein Schlagloch und machte einen Salto über den Lenker. Meine Betreuer überprüften sofort die Verletzungen und ob das Rad auch noch fahrbar ist. Der Zeitfahraufleger war kaputt, aber nach einer notdürftigen Verarztung der Schürfwunden an den Händen, Fingern und am Kinn beschlossen wir weiterzufahren", berichtete Roch, die im Ziel statt der Sektdusche zur Rettung musste, wo ihr Kinn genäht wurde.
Die Weltmeisterin, die in diesem Jahr bereits den Europameistertitel gewonnen hatte, schlief während des gesamten Rennens nur 2 Stunden und 45 Minuten. "Es war mental richtig hart in der ersten Hälfte, vor allem der flache, monotone Teil im Burgenland. Die große Herausforderung in diesem Jahr war sicher die große Hitze. Aber mein Team hat tolle Arbeit geleistet und mich immer gut runtergekühlt", sagte Roch nach ihrem Triumph. Den zweiten Platz bei den Frauen belegte die Deutsche Tina Büttner mit einer Zeit von 3 Tagen, 23 Stunden und 45 Minuten. In der Gesamtwertung landete Roch hinter Steinberger und Hofer auf dem dritten Platz des Race Around Austria. "Die Zieleinfahrt nach St. Georgen, wo ich von einem Motorrad mit der Österreich-Fahne begleitet wurde, war schon sehr emotional. In den letzten vier Tagen ist so viel passiert, ich muss das alles jetzt einmal verarbeiten", resümierte die Weltmeisterin.
Auch in den Teamwertungen des Race Around Austria wurden die Sieger gekürt. Bei den Zweierteams setzten sich die Race Across America-Fahrer Markus Brandl und Lukas Kaufmann vom Team sportplusmedizin mit einer Zeit von 3 Tagen und 31 Minuten durch. "Wir haben sehr gut harmoniert und haben alle 40 Minuten gewechselt. Nach dem RAAM in diesem Jahr war es eine große Belastung, aber es lief von Stunde zu Stunde besser und ich fand wieder einen guten Rhythmus", erklärte der zweifache RAAM-Zweite Lukas Kaufmann. In der Viererwertung siegte das Highwood-RCC-Racing-Team bestehend aus Markus Geier, David Zechleitner, Dominik Zechleitner und Peter Huber mit einer Zeit von 2 Tagen, 13 Stunden und 33 Minuten.
Eine besondere Erfolgsgeschichte schrieb Simon Harringer beim RAA 1500, der verkürzten Version des Race Around Austria über 1.500 Kilometer. Der Ampflwanger gewann bei seiner Premiere mit einer Zeit von 2 Tagen, 12 Stunden und 13 Minuten. Harringer, der von Max Kinzlbauer trainiert wird – demselben Coach, der auch Weltmeisterin Elena Roch betreut – hat eine bemerkenswerte Transformation hinter sich. "Ich war als Kind sehr sportlich, aber in der Jugend habe ich mich mit Fortgehen, Alkohol und Rauchen gehen lassen. Mit meinem ersten Gehalt habe ich mir dann ein Bike gekauft und alles umgestellt - auf Sport und gesunde Ernährung. Seit zwei Jahren fahre ich Ultra-Rennen und ich freu mich total über diesen Sieg, es war für mich das perfekte Rennen", berichtete Harringer, der während des gesamten Rennens nur einmal eine Stunde und in der letzten Nacht lediglich 20 Minuten schlief.