Kristian Bauer
· 09.12.2025
Philipp Kaider, amtierender Sieger des Race Across America (RAAM), hat seine Teilnahme für die Ausgabe 2026 des härtesten Radmarathons der Welt bestätigt. Der 40-jährige Niederösterreicher aus Wolkersdorf wird nach seinem Erfolg im Juni 2025 erneut die rund 5000 Kilometer lange Strecke quer durch die USA in Angriff nehmen. Bei seinem ersten Antritt benötigte Kaider 8 Tage, 22 Stunden und 32 Minuten für die Durchquerung des nordamerikanischen Kontinents von der West- zur Ostküste. Für seinen zweiten Versuch setzt der zweifache 24-Stunden-Zeitfahr-Weltmeister andere Prioritäten: "Ich möchte vor allem eines: das Ziel erneut erreichen – und das mit wenig Problemen und möglichst viel Freude am Radfahren", erklärt Kaider seine Motivation. Obwohl viele Beobachter eine Titelverteidigung oder eine schnellere Zeit erwarten würden, konzentriert sich der Extremsportler auf das Erlebnis selbst und nicht auf messbare Erfolge.
Die einzigartige Herausforderung des Race Across America (RAAM) liegt in der Kombination extremer Bedingungen. Kaider berichtet von Temperaturen bis 47 Grad Celsius, Höhenlagen über 3000 Meter, starkem Gegenwind und Starkregen auf endlos erscheinenden Geraden. Genau diese Mischung aus extremer Härte und gelegentlichen Momenten der Leichtigkeit macht für den Niederösterreicher den besonderen Reiz des Rennens aus. Die mentale Komponente spielt dabei eine entscheidende Rolle – neben der körperlichen Belastung durch die enorme Distanz und die zu bewältigenden Höhenmeter. Für Kaider bleibt es nach eigenen Angaben surreal, einen ganzen Kontinent auf dem Fahrrad zu durchqueren, obwohl er diese Erfahrung bereits gemacht hat.
Kaiders sportliche Karriere begann erst 2012, als er im Alter von 27 Jahren das Rauchen aufgab und das Fahrrad als Alternative zur Suchtbewältigung entdeckte. Aus einer Packung Zigaretten täglich wurde ein Trainingspensum von mittlerweile über 30.000 Jahreskilometern. Diese bemerkenswerte Transformation führte zu zahlreichen Erfolgen im Ultra-Cycling: Neben dem RAAM-Sieg 2025 gewann Kaider zweimal die 24-Stunden-Zeitfahr-Weltmeisterschaft (2022 und 2024), wurde österreichischer Meister im Ultra-Cycling (2024) und Vize-Weltmeister (2024). Zudem stellte er 2023 einen Guinness-Weltrekord für die Österreich-Durchquerung in exakt 19 Stunden auf und siegte beim Race Around Austria sowie beim Race Around Niederösterreich.
Trotz seiner sportlichen Erfolge arbeitet Kaider weiterhin als Intensivkrankenpfleger im Schichtdienst. Daneben betreibt er einen erfolgreichen Podcast und hat mit "NO CARBS, NO GLORY!" einen eigenen Energieriegel für Sportler auf den Markt gebracht. Aktuell arbeitet er gemeinsam mit Ernährungsberater Mag. Axel Dinse an einem Buchprojekt. "Ja, es ist viel – aber es macht Spaß. Ich arbeite an Dingen, die mich erfüllen und antreiben", erklärt der Athlet zu seinem vollen Terminkalender.
Das Jahr 2026 hält für Philipp Kaider neben dem Race Across America zahlreiche weitere Projekte bereit. Bereits am 9. Januar 2026 feiert in Wien der Film über sein RAAM-Abenteuer 2025 Premiere. Zudem plant er ein Bikecamp in Leogang, eine Beteiligung am Race Around Niederösterreich, die Fortführung seines Buchprojekts mit Podcast-Partner Mag. Axel Dinse sowie Aktivitäten als Radland-Niederösterreich-Botschafter im Ausbildungsbereich. Zahlreiche Vorträge bei Unternehmen und Vereinen stehen ebenfalls bereits fest. Bei ausreichendem Budget strebt der zweifache 24-Stunden-Zeitfahr-Weltmeister im November 2026 auch eine erneute Teilnahme an dieser Weltmeisterschaft an.
Die Teilnahme am Race Across America bleibt für Kaider trotz seines Sieges 2025 und der damit verbundenen medialen Aufmerksamkeit ein finanzieller Kraftakt. Für die Umsetzung des Projekts werden Kosten zwischen 70.000 und 80.000 Euro veranschlagt. Der Ultraradfahrer zeigt sich dankbar für die Unterstützung seiner langjährigen Partner und Sponsoren, sucht jedoch weiterhin nach zusätzlicher finanzieller Hilfe. Für seinen zweiten RAAM-Antritt wird Kaider auf ein Supportteam von 10 bis 12 Personen setzen, die ihn bereits bei früheren Rennen begleitet haben, sich untereinander jedoch noch kaum kennen – eine ähnliche Konstellation wie bei seinem erfolgreichen ersten Versuch.
Die Problematik der Finanzierung kennt auch die österreichische Ultracycling-Fahrerin Elena Roch. Sie hat ihren Start beim Race Across America 2026 angekündigt. Um die Nonstop-Fahrt quer durch die USA zu finanzieren, hat sie auf der Plattform Gofundme um Spenden gebeten. Die Resonanz war sehr gut – in wenigen Tagen kamen über 11.000 Euro zusammen. Mit einer 50-Euro-Spende unterstützte auch Philipp Kaider die Sammlung. Das ist aber nur eine Basis für die hohen Gesamtkosten. Roch schätzt, dass sie für das RAAM ein Budget von 60.000 bis 70.000 Euro benötigt. Ein großer Teil geht für die Reisekosten des Begleitteams drauf. Das RAAM führt über rund 5000 Kilometer von der West- an die Ostküste der USA. Roch ist zweifache Siegerin des Race Around Austria und 24h-Zeitfahr-Weltmeisterin 2024.