Philipp Kaider gewinnt Race Across America 2025

Kristian Bauer

 · 23.06.2025

Philipp Kaider gewinnt Race Across America 2025Foto: Joe Ambrosch
Philipp Kaider beim RAAM
Der österreichische Ultracyclist Philipp Kaider hat das Race Across America 2025 gewonnen. Er bewältigte die 4932 Kilometer lange Strecke von der West- zur Ostküste der USA in 8 Tagen, 22 Stunden und 32 Minuten. Damit sicherte sich der 39-jährige Niederösterreicher seinen ersten Sieg beim härtesten Radrennen der Welt.

Philipp Kaider aus Wolkersdorf im Weinviertel hat das Race Across America (RAAM) 2025 für sich entschieden. Der 39-jährige Ultradistanz-Spezialist benötigte für die 4932,64 Kilometer lange Strecke von Oceanside in Kalifornien nach Atlantic City an der Ostküste eine Zeit von 8 Tagen, 22 Stunden und 32 Minuten. Damit setzte sich Kaider gegen die internationale Konkurrenz durch und sicherte sich sechs Jahre nach dem letzten österreichischen Triumph durch Christoph Strasser den Sieg beim härtesten Radrennen der Welt. Der Niederösterreicher startete am 10. Juni um 12:38 Uhr Ortszeit (21:38 Uhr MESZ) an der kalifornischen Pazifikküste und führte das Rennen von Beginn an. Trotz extremer Bedingungen mit Temperaturen von über 42 Grad Celsius in der Wüste und tagelangem Regen in der zweiten Rennhälfte gab Kaider die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Auf den letzten Kilometern wurde er von seinem elfköpfigen Betreuerteam am Straßenrand gefeiert, bevor die offizielle Zeitmessung beim Surf Stadium in Atlantic City gestoppt wurde.

Erfolgreiche Rennstrategie und mentale Stärke

Kaider, der als Rookie ins Rennen ging, verfolgte von Beginn an eine defensive Strategie. Dennoch konnte er sich an die Spitze des Feldes setzen und seinen Vorsprung kontinuierlich ausbauen. Nach den Rocky Mountains, wo auf über 3300 Metern Höhe dünne Luft herrschte, scherzte der Wolkersdorfer: "Jetzt geht es quasi eh nur mehr bergab Richtung Atlantik". Trotz zunehmender Schmerzen in Nacken und Knien sowie massivem Schlafentzug kämpfte sich Kaider immer wieder ins Rennen zurück. Seine mentale Stärke und positive Einstellung waren laut Crew-Chief Dr. Christian Kromoser entscheidende Faktoren: "Wir haben die Schwächen von Philipp gekannt und haben immer versucht einen kühlen Kopf zu bewahren, ihn positiv zu unterstützen, auch wenn wir manchmal schon gar nicht mehr wussten, was wir ihm noch alles erzählen können, dass er aus seinem mentalen Tief wieder rauskommt."

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Race Across America: Teamleistung als Schlüssel zum Erfolg

Das elfköpfige Betreuerteam spielte eine entscheidende Rolle für Kaiders Sieg. Viele Teammitglieder waren zum ersten Mal bei einem Ultradistanzrennen im Einsatz. "Wir haben von den Persönlichkeiten gut zusammengepasst. Jeder hat sein Bestes gegeben und um jede Sekunde gekämpft", so Kromoser. Die gute Kommunikation und Abstimmung innerhalb des Teams ermöglichten es, auch in schwierigen Phasen schnell Lösungen zu finden.

Philipp Kaider auf dem RAAM-PodiumFoto: Joe AmbroschPhilipp Kaider auf dem RAAM-Podium

Kaiders Weg zum Sieg beim Race Across America

Der Sieg beim Race Across America ist der vorläufige Höhepunkt in Kaiders Karriere als Ultracyclist. Der 39-Jährige kann bereits auf zahlreiche Erfolge zurückblicken: Er ist zweifacher 24-Stunden-Zeitfahr-Weltmeister (2022 und 2024), Sieger des Race Around Austria und des Race Around Niederösterreich. Im Juni 2023 durchquerte er Österreich in der Rekordzeit von exakt 19 Stunden, was ihm einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde einbrachte. Kaider nutzte seine Teilnahme am RAAM auch für einen guten Zweck. Seine gefahrenen Kilometer kommen dem Spendenprojekt "Bines Radl-Challenge" der Hilfsorganisation "Sonne-International" zugute. Jeder Kilometer wird in Spenden für den Fortbestand der "Sonne-Schulen" in Bangladesch umgewandelt, wo Kinder kostenlosen Schulunterricht und warme Mahlzeiten erhalten.

Österreichisches Podium beim Race Across America

Hinter Kaider belegte mit Lukas Kaufmann ein weiterer Österreicher den zweiten Platz. Der 31-jährige Oberösterreicher erreichte das Ziel nach 9 Tagen, 13 Stunden und 40 Minuten. Für Kaufmann war es bereits der zweite zweite Platz beim RAAM in Folge. Den dritten Platz sicherte sich der Schweizer Lionel Poggio mit einem Rückstand von über einem Tag auf Kaufmann.

Kaufmann hadert mit Schlaftaktik

Vor dem Race Across America diskutierten Lukas Kaufmann, Thomas Hölzl und Arzt Dr. Jürgen Minar lange über die Schlaftaktik. "Wir wollten eine alternative Methode mit längeren Pausen als im Vorjahr ausprobieren. Unsere längsten Schlafzeiten heuer waren teils über drei Stunden, im Vorjahr maximal 1:50 Stunden. Wir überwachten Lukas mit einer neuen Schlafhaube, die die Gehirnströme misst. Was uns dann aber auf den Kopf gefallen ist: Täglich musste er wegen der längeren Pausen über eine Stunde schneller fahren. Diese Taktik ist leider nicht aufgegangen. Sonst von den reinen Fahrzeiten her war er nicht viel langsamer als im Vorjahr und in den letzten Tagen konnte er auf Philipp Zeit gut machen", beschreibt Hölzl, der als Zahlenspiele noch angibt: "Fünf Stunden haben wir bei diesem RAAM sicher wegen der ersten drei Tage verloren, den Rest mit dem missglückten Pausenmanagement. Rein von den Fahrzeiten her waren wir nicht viel langsamer als 2024." Insgesamt betrug Lukas gesamte Schlafzeit in den vergangenen zehn Tagen bei 15:30 Stunden, im Vorjahr waren es 10:15 Stunden.

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