Jubiläum50. Bodensee Radmarathon

Kristian Bauer

 · 19.09.2023

Jubiläum: 50. Bodensee RadmarathonFoto: Sportograf
Alfred Kraus beim Bodensee Radmarathon
Im September feierten die Rennradfahrer im Süden den 50. Bodensee Radmarathon. Damit ist es einer der ältesten Radmarathons in Europa. TOUR feiert mit.

Rückblick Bodensee Radmarathon:

Am 24. August 1974 feierte der 1. Bodensee Radmarathon seine Premiere. Der damalige Präsident des RMV Aero Altenrhein, Hans Frei, entwarf das Konzept mit vier Touren und Startgeldern zwischen 20 und 40 Schweizer Franken. Im Startgeld inbegriffen war ein Verpflegungsbeutel mit Inhalt. Der Vereinspräsident und zwei Freunde übernahmen bis spät in die Nacht des Vorabends die Streckenbeschilderung. Eine Genehmigung bei den Behörden wurde nicht eingeholt. Mit 800 Teilnehmern war die Premiere ein großer Erfolg. Im zweiten Jahr waren es bereits 2.200 Starter – mehr als die vorbereiteten, 2.000 handgenähten Streckenbeutel. Diesmal gab es sogar eine Genehmigung und ein Bericht des Schweizer Fernsehens legte die Grundlage für die erfolgreiche Zukunft. In den 1990er Jahren steigen die Teilnehmerzahlen in der Spitze auf bis zu 12.000 – was zu Verkehrsproblemen und Teilnehmerbeschränkungen führte. Neues Ziel war eine Zahl von rund 3.000 Startern – in diesem Bereich bewegt sich bis heute die Gesamtzahl auf allen Strecken.

50. Bodensee RadmarathonFoto: Veranstalter50. Bodensee Radmarathon

Interview mit einem Rekordteilnehmer

Niemand ist vermutlich öfter beim Bodensee Radmarathon (BRM) gestartet als Alfred Kraus aus Bergisch-Gladbach. Auch beim 50. Bodensee Radmarathon war der 83-Jährige wieder am Start. TOUR lässt ihn zurückblicken auf seine persönliche Marathongeschichte.

TOUR: Wie oft warst du beim Bodensee Radmarathon am Start?

Kraus:
Ich habe meine Medaillen durchgezählt. Es sind 34 mal Gold von der langen Strecke über 220 Kilometer und einmal Silber von der mittleren Strecke über 150 Kilometer. In diesem Jahr bin ich die 150er Runde gefahren, weil in unserer Gruppe jemand mit Knieproblemen war.

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TOUR: Wie hat deine Bodenseeliebe begonnen?

Kraus: Ich habe 15 Jahre in der Bundesliga Unterwasserrugby gespielt bei der TSG Porz, das ist bei Köln. Mit 45 Jahren habe ich gesagt, das ist mir zu anstrengend und dann habe ich mit dem Rennradfahren angefangen. Seit der Zeit fahre ich jedes Jahr RTFs (Anm. d. Red.: Radtourenfahren auf nicht gesperrten Strecken ohne Zeitnahme) und der Abschluss der Saison ist der Bodensee Radmarathon. Ich wohne in Bergisch Gladbach und meistens fahren wir mit der Gruppe am Freitag hin und am Sonntag wieder zurück.

TOUR: Erinnerst du dich noch an die erste Teilnahme?

Kraus: Oh ja! 220 Kilometer ist eine verdammt lange Strecke. Da sind wir ein bisschen zu schnell gefahren und beim ersten Mal waren wir so platt, dass unsere Frauen uns gerade noch wiedererkannt haben. Aber wenn man die Strecke kennt, ist das alles kein Problem. Eine tückische Stelle gibt es aber: wenn man von Konstanz mit der Fähre nach Meerseburg fährt, geht es danach links. Da heißt es nur Kette links, denn wenn man um die Ecke kommt, geht es mit 17 Prozent bergauf.

TOUR: Du bist 83 Jahre alt – aber immer noch fit genug für den 50. Bodensee Radmarathon?

Kraus: Ja, pass auf. Ich habe ein kleines Hilfsmittel dabei, und zwar kennst du den Mahle Motor? Der ist hinten in der Narbe drin und unterstützt mich mit 40 Newtonmeter. Das ist zwar nicht viel, aber am Berg hilft es ein bisschen. Die Schweizer Seite bin ich ohne Motor gefahren, aber den Berg rauf auf der deutschen Seite habe ich ihn angeschaltet.

Verpflegung beim Bodensee Radmarathon

TOUR: Früher gab es noch keine Verpflegungsstationen?

Kraus: Nein. Da hat jeder so einen Verpflegungsbeutel bekommen, den man sich umhängen musste. Wie die Profis auch, nur die schmeißen den weg und wir mussten die immer behalten und dann rutschen die immer runter - ne also das war Katastrophe.

Historische Einladung zum 2. Bodensee RadmarathonFoto: VeranstalterHistorische Einladung zum 2. Bodensee Radmarathon

TOUR: Weißt du noch, was da drin war?

Kraus: Eine Banane war drin, so ein Biberli (Anm. d. Red.: süßes Gebäck) war da drin, Massagezeug für die Beine und ein Käppchen vielleicht noch. Also es war nicht viel.

TOUR: Was hat dir so gefallen, dass du immer wieder mitgefahren bist?

Kraus: Ich liebe den. Bodensee und fahre gerne rum. Auch die Veranstaltung gefällt mir und dann kann ich sagen ich habe wieder den Bodensee geschafft. Man trifft viele Leute und auf der Überfahrt mit der Fähre von Konstanz kann man quatschen und fachsimpeln.

TOUR: Zeitweise waren es 12.000 Teilnehmer beim Bodensee Radmarathon. Wie hat das funktioniert?

Kraus: Das war ne Katastrophe damals. Da fuhren wir alle am Wasser vorbei, also unten die Radwege. Das kannst du dir ja vorstellen, wenn jetzt zehntausende Fahrradfahrer alle hintereinander fahren, kommst von der Seitenstraße nicht mehr raus weil die Hauptstraße ist zu. Und gefährlich zu fahren war es auch: manche sind abgedrängt worden, in die Wiese rein und stürzten, weil zu viele auf der Strecke waren. Danach haben sie die Teilnehmerzahl auf maximal 5.000 begrenzt und die Strecke in die Weinberge geführt.

TOUR: Hast du schon Pläne für 2024?

Kraus: Ich glaube, ich könnte jetzt schon wieder melden. Ich habe den Jungs gesagt, wir müssen bisschen mehr trainieren und ich will nächstes Jahr nochmal die 220 Kilometer fahren. Mein Sohn hat schon zugesagt und fährt mit. Das Team steht also schon fast!

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