

Fahrtest: Neue Leistungsmessgeräte von PowerTap
Das Pedal P1 bietet eine Leistungsmessung für rechtes und linkes Bein getrennt. Die Installation ist denkbar einfach und erfordert ausschließlich einen Acht-Millimeter-Innensechskant zur Montage. Das Pedal erkennt selbst, in welcher Position es montiert ist, externe Sender wie beim vergleichbaren Garmin-System sind nicht erforderlich – sämtliche Elektronik sitzt im bulligen Pedal. Damit lässt sich das P1 so einfach wie kein anderes Powermeter von Rad zu Rad umschrauben. Strom liefert jeweils eine AAA-Batterie, Powertap verspricht rund 60 Stunden Laufzeit. Die Batterien durch Akkus zu ersetzen ist denkbar, wird wegen der geringeren Spannung des Akkus aber nicht empfohlen. Das Gewicht der Pedale gibt der Hersteller mit 398 Gramm pro Paar an, damit wären sie 100 bis 150 Gramm schwerer als konventionelle Pedale.
Die Datensender in den Pedalen nutzen das normale ANT+ Protokoll sowie Bluetooth Smart zur Verbindung mit einem Computer und/oder der zugehörigen App. Die acht Dehmessstreifen pro Pedal für die Kraftmessung sind nicht auf der Achse angeordnet sondern auf einem Messrohr zwischen Pedalkörper und Achse. Ein Magnetsensor erfasst die Lage des Pedals in 18-Grad-Schritten. Das Pedal soll damit in der Lage sein, Kraft und Kraftrichtung sogar dreidimensional aufzulösen, noch ist das aber Zukunftsmusik. Das Testmodell zeigt lediglich die üblichen Leistungswerte und die Links-rechts-Balance. Justin Henkel, Technischer Produktmanager, begründete dies damit, dass im Rahmen des ANT+ Daten-Protokolls noch nicht definiert ist, wie mit den zusätzlichen Informationen umgegangen werden soll. "Wir möchten nicht unseren eigenen Standard schaffen, der dann mit dem Rest der Welt inkompatibel ist. Außerdem wollen wir noch Erfahrung sammeln, welche Daten überhaupt relevant sind", erklärt er. Die Messtechnik schreitet offensichtlich schneller voran als die Erkenntnis, was man mit den Daten machen kann.
Als Computer diente während der Testfahrten ein Joule-GPS+-Gerät von Powertap. Powertap empfiehlt, zu Beginn jeder Fahrt den Nullpunkt, sprich: die Kalibrierung zu kontrollieren. Das erfordert einige Knopfdrücke am Joule-Computer, der sich nicht ganz so intuitiv bedienen lässt wie die Touchscreens von Garmin. Die Temperaturkompensation für genaue Messungen bei schwankenden Außentemperaturen erledigt das Gerät automatisch. Im Pedal sind laut Powertap zwei Temperatursensoren verbaut – einer unmittelbar bei den Kraftsensoren, einer an der Elektronik. Das soll eine exakte Korrektur des Temperatureffekts sicherstellen.
Während der Testfahrten war die Temperatur recht konstant; zudem fehlte ein absoluter Maßstab zur Beurteilung der Messwerte. Das Pedal zeigte aber durchweg plausible Werte an und funktionierte ohne Aussetzer oder Verzögerungen. Die Stromsparfunktionen machen den Umgang mit dem Gerät derzeit aber unnötig kompliziert: Der Joule-Computer muss nach jedem etwas längeren Stopp per Knopfdruck etwas umständlich aus dem Schlafzustand geweckt werden; mehrfach musste dann auch die Paarung mit den Pedalen erneuert werden, was durch gleichzeitigen Druck auf zwei Tasten zwar schnell geht, aber immer etwas irritiert. Möglicherweise wird die Stromsparfunktion aber noch verfeinert. Firmware-Updates am Pedal sind über Bluetooth und die App möglich.
Mechanisch ist das Pedal, das Schuhsohlen-Patten mit Look-Keo-Standard aufnimmt, unauffällig. Die Auslösehärte soll im weiten Bereich zwischen 6 und 20 Newtonmetern einstellbar sein, die Bauhöhe beträgt 14 Millimeter. Alle Verschleißteile sind austauschbar. Aufsetzer des Pedals auf der Staße, zum Beispiel in Kurven, soll die Messtechnik klaglos überstehen. Eher breche, so Powertap, das Kurbelauge aus als das die Pedalachse Schaden nehme.
Der Preis für einen Satz Pedale soll bei 1.299 Euro liegen, ein genaues Datum für den Verkaufsstart konnte der Hersteller nicht nennen, das System soll aber noch im Frühjahr 2015 auf den Markt kommen.
C1-Kurbelpowermeter
Der C1-Sensor ist zum Nachrüsten von Fünfarm-Kurbeln mit 110 Millimeter Lochkreis gedacht (Kompaktkurbeln) – damit bietet Powertap die Leistungsmessung in drei Versionen an: für die Hinterradnabe, fürs Pedal und für die Kurbel. Für 749 Euro bekommt man den Kurbelsensor und ein Paar Kettenblätter, die von FSA aus einem Stück gefertigt werden (Abstufungen 50/36, 52/36, 53/39). Der Sensor, dessen Gewicht Powertap mit 100 Gramm angibt, wird an den Kurbelarmen befestigt. Am Sensor wiederum werden die speziellen Kettenblätter angeschraubt (188 Gramm). Gegenüber einem FSA-Kettenblatt ergibt sich so ein Mehrgewicht von rund 150 Gramm. Als Stromversorgung dient eine CR2032-Knopfzelle, die 200 Stunden halten soll.
Der C1-Sensor zeigte während der Testfahrt zwischen 20 und 30 Watt weniger an als die Pedale. Powertap hatte dies vorab bereits angekündigt und mit unfertiger Software des Prototypen begründet. Die Amerikaner wollten aber demonstrieren, dass das System prinzipiell funktioniert. Bis zur Markteinführung soll das Kurbelmesssystem vergleichbar genau sein wie die anderen Powertap-Leistungsmesser.
Unser Eindruck
Der simple Aufbau und die narrensichere Installation unterscheiden das P1-Pedal positiv von den anderen Powermesspedalen am Markt. Die Stromsparfunktion im Zusammenarbeit mit dem Joule-GPSplus-Computer fanden wir aber unpraktisch. Der neue Kurbelsensor wird, wenn es dabei bleibt, die günstigste Form der Leistungsmessung für beide Beine.
Einen Überblick über die am Markt erhältlichen Leistungsmessgeräten finden Sie hier.
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