TOUR-SpezialBern - Region Interlaken: Gipfeltreffen

TOUR-Spezial: Bern - Region Interlaken: GipfeltreffenFoto: Jörg Wenzel

Blicke auf Thuner- und Brienzersee, dazu das schneebedeckte Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau – im Berner Oberland kommen Rennradler aus dem Staunen nicht heraus

An einem lauen Sommerabend geht es auf Interlakens Flaniermeile, dem Höhenweg, so international zu wie am Berliner Alexanderplatz. Die Restaurants und Bars sind gefüllt mit Indern, Chinesen, Japanern und arabischen Gästen. Wer von so weit ins kleine Interlaken reist, will meist eins: die berühmten Berge Eiger, Mönch und Jungfrau bestaunen und einmal mit der Zahnradbahn auf Europas höchstgelegenen Bahnhof (3.454 m) fahren, aufs Jungfraujoch.

Dorthin können ihnen Rennradler zwar nicht folgen, aber in kaum einer anderen Region der Alpen schaffen sie es, den vergletscherten Giganten so nah an die Füße zu fahren, wie im Berner Oberland – und das auf kleinen, teils für den motorisierten Verkehr gesperrten Straßen. Eine davon klettert von Meiringen auf die Grosse Scheidegg (1.962 m). Zuerst spendet noch Wald willkommenen Schatten, dazwischen öffnen sich zur kurzen Erholung Almen, auf denen Kühe weiden. Die letzten Kilometer zur Passhöhe tropft der Schweiß reichlich. Das Wetterhorn zur Linken wird immer mächtiger, auf der Grossen Scheidegg hat seine verrückte Westwand etwas Unheimliches. Von der Passhöhe blickt man hinab nach Grindelwald und geradeaus zum Eiger, welcher einem Schild gleicht, der von einem Riesen schief in den Boden gerammt wurde; dahinter leuchtet schneeweiß der Mönch.

Tourencharakter

Foto: OpenStreetMap und Mitwirkende

Interlaken liegt zwischen zwei Seen, dem Thuner- und dem Brienzersee, doch sportliche Radler fahren nur kurz am Wasser. Es zieht sie ins Hochalpine, auf die Alpweiden vor die Wände der Drei- und Viertausender. Dort hinauf führen teils für den motorisierten Verkehr gesperrte, mit steilen Rampen gespickte Straßen, etwa über die Grosse Scheidegg oder hinauf nach Männlichen. Sie sind die stille Vorbereitung auf die Krönung für Pässefahrer: das Dreigestirn der Zweitausender-Alpenpässe Grimsel, Furka und Susten.

Informationen zur Region Interlaken

Anreise

Bahn: Bis Bern siehe Region Bern. ICE- und andere Züge fahren in einer Stunde weiter bis Interlaken-Ost.

Auto: Autobahn bis Bern (Jahresvignette 38,50 Euro). Von Bern auf der A6 und A 8 weiter bis Interlaken. Wer über Bregenz anreist, nimmt die A 14
(die 10-Tage-Vignette in Österreich kostet 8,90 Euro), und A 13 bis Sargans, dort über Luzern via A 2 und A 8 (nicht richtungsgetrennt und oft einspurig) über den Brünigpass nach Interlaken.

Flug: SkyWork Airlines fliegt von Berlin (Tegel), Hamburg, Heringsdorf (Usedom), Köln/Bonn und München nach Bern-Belp. Die Radmitnahme kostet pro Flug umgerechnet 56 Euro.

Infos & Unterkunft

Interlaken Tourismus: Höheweg 37, CH-3800 Interlaken, Telefon 0041/(0)33/8265300, www.interlaken.ch

Jugendherberge Interlaken: Untere Bönigstrasse 3a, Telefon 0041/(0)33/8261090 www.youthhostel.ch/interlaken
Die Übernachtung im Mehrbettzimmer kostet samt Frühstück und Bettwäsche umgerechnet ab 33 Euro, das Doppelzimmer ab 117 Euro.

Interlaken-Ost und Bönigen: TCS-Camping, Telefon 0041/(0)33/8224434 (Interlaken) und 0041/(0)33/8221143 (Bönigen bei Interlaken), www.tcs-camping.ch
Zeltplatz für zwei Personen pro Nacht ab 35 Euro.

Rad-Service

Matten bei Interlaken: Riem Bike, Wychelstrasse 6, Telefon 0041/(0)33/8236960, www.riem-bike.ch

Karten

"Neue Reisekarte Schweiz", 1:200.000, Hallwag-Verlag 2014; 18 Euro.

VCS-Velokarten Nr. 8 "Berner Oberland Ost – Goms" und Nr. 16 "Berner Oberland West – Simmental", beide 1:60.000, Kümmerly + Frey, je 26 Euro.

Velo-Fest

Swiss Cycling Alpenbrevet: Dieser beliebte Klassiker bietet nach dem Start in Meiringen an den sieben Pässen Grimsel, Furka, Gotthard, Nufenen, Lukmanier, Oberalp und Susten eine Zweipässe-Tour und drei verschiedene Rundkurse an: 68 Kilometer/2.381 Höhenmeter, 132 km/3.875 Hm, 172 km/5.294 Hm und 276 km/7.031 Hm. Die Einschreibegebühr für alle vier Varianten beträgt umgerechnet 93 Euro. Die Straßen werden mit dem motorisierten Verkehr geteilt. Infos unter www.alpenbrevet.ch
Termin: Samstag, 26. August 2017

  Tour 2: Bergriesen Mönch und Eiger (Bildmitte), von der Grossen Scheidegg (1.962 m) aus betrachtetFoto: Jörg Wenzel
Tour 2: Bergriesen Mönch und Eiger (Bildmitte), von der Grossen Scheidegg (1.962 m) aus betrachtet
  Nah ran an die Gletscher! Anstieg zur Grossen ScheideggFoto: Jörg Wenzel
Nah ran an die Gletscher! Anstieg zur Grossen Scheidegg

Tour 1: Große Seefahrt

Foto: anner Grafik

104 Kilometer, 2.600 Höhenmeter, max. 14 Prozent Steigung (25 Prozent zur Griesalp)

Knackige Anstiege, fantastische Ausblicke auf den Thunersee, schmale, teils autofreie Straßen, dazu eine kurze Schifffahrt – diese Runde ist an Abwechslung kaum zu toppen. Und wer will, kann sie gemütlicher gestalten: Wer den Abstecher zur Griesalp (1.408 m) weglässt, spart 35 Kilometer und eine 25-Prozent- Steilrampe. Oder man verzichtet am Ende in Habkern auf die 500 Höhenmeter hinauf zur Lombachalp, verpasst dort oben dann aber eine der schönsten Moorlandschaften (Habkern-Sörenberg) der Schweiz.

Tour 2: Zu Füßen der Bergriesen

Foto: anner Grafik

109 Kilometer, 2.820 Höhenmeter, max. 18 Prozent Steigung

Näher als an der Passstraße über die Grosse Scheidegg (1.962 m) und der Stichstraße zum Berghaus Männlichen (2.223 m) kann man den Berner Alpen mit dem Rennrad nicht an die Füße fahren – und das auf größtenteils für den motorisierten Verkehr gesperrten Straßen. Der Anblick der gewaltigen Wände von Wetterhorn, Schreckhorn, Fiescherhörnern, Eiger, Mönch und Jungfrau sucht seinesgleichen. Beide Anstiege erfordern aber große Kletterkunst. Während der mit Steilrampen gespickte Weg zur Grossen Scheidegg auch Erholungsphasen gewährt, pendelt der Neigungsmesser Richtung Männlichen meist zwischen 10 und 15 Prozent. Wer sich traut, wählt am Start die Alternative am Südufer des Brienzersees. Der Radweg addiert zusätzlich 300 Höhenmeter und führt an zwei Stellen (insgesamt 2 km) über Schotter und Wurzeln; eher etwas für technisch versierte Cross-Fahrer.

Tour 3: Pässe-Klassiker

Foto: anner Grafik

131 Kilometer, 3.740 Höhenmeter, max. 18. Prozent Steigung

Grimsel-Furka-Susten: So heißt der Schweizer Klassiker für Pässe-Liebhaber. Die Nordseite des Grimselpasses (2.164 m) führt durch eine karge, von Gletschern geschliffene Granitlandschaft und zählt mit 1.550 Höhenmetern zu den großen Alpen-Anstiegen. Die folgende Westrampe zum Furkapass (2.429 m), die sich ab Gletsch in wenigen Serpentinen aus einem scheinbar ausweglosen Talkessel schwingt, ist mit 672 Höhenmetern keine allzu schwierige Hürde. Auch die Ostseite des Sustenpasses (2.224 m) scheint mit maximal neun Steigungsprozenten nicht schwer. Die 1.308 Höhenmeter können aber richtig wehtun, wenn die Nachmittagssonne aufs Meiental brennt. Der Lohn: die rauschende Abfahrt vorbei an Sustenhorn und Steingletscher. Für die je 30 Kilometer von Interlaken nach Meiringen und zurück nimmt man die Bahn.