

Verschleiß am Rennrad: Reifen, Kette, Kurbel, Bremsen, Ritzel
So erkennen Sie Verschleiß am Rennrad und beheben ihn
Schwierigkeitsgrad: für Jedermann
Hilfsstoffe
• kleiner Schraubendreher
• Messschieber und -winkel
• Felgen-Radiergummi
• Kettenmesslehre, z. B. Rohloff Caliber 2
• ggf. Ritzelmesslehre. z.B. Rohloff HG-Checker
TIPPS
Probefahrt
Eine neue Kette kann über einzelne, besonders häufig gefahrene, meist kleine Ritzel wegrutschen. Machen Sie nach dem Kettenwechsel eine vorsichtige Probefahrt!
Druck
Der beste Schutz des Reifens ist der passende Reifendruck. Der maximale Wert, der auf der Reifenflanke angegeben wird, ist nur für schwere Fahrer relevant. Leichtere Fahrer verschenken viel Komfort. Bei 23 Millimeter breiten Reifen gilt die Faustregel: Fahrer- plus Radgewicht, geteilt durch zehn, minus eins = angepasster Reifendruck in bar.
Geräusche
Kratzende Bremsen deuten darauf hin, dass Kleinstpartikel sich in die Bremsbeläge gegraben haben und auf den Felgen schmirgeln. Unterwegs hilft eventuell kurzes Stotterbremsen, um die Fremdkörper aus den Belägen loszuwerden. Nach der Fahrt sollten Sie die Partikel gründlich aus den Belägen pulen. Kommt es öfter vor, schaffen andere Beläge eventuell Abhilfe.
DIE REIFEN
Um den Zustand der Lauffläche zu beurteilen, integrieren immer mehr Hersteller Verschleißanzeiger, kurz TWI genannt (Englisch für tread wear indicator). Ist der Gummi so stark abgenutzt, dass diese Rippen oder Vertiefungen eingeebnet sind, sollte der Reifen getauscht werden.
Untersuchen Sie die Reifen von Zeit zu Zeit auf eingefahrene Fremdkörper und Schnitte in der Lauffläche. Lösen Sie Fremdkörper z. B. mit einem kleinen Schraubendreher heraus. Kontrollieren Sie, ob nur die Gummi-Lauffläche angeschnitten ist, oder ob Gewebeschichten durchtrennt sind.
Gleiches gilt für die Seitenwände des Reifens. Auch dort bedeuten Schnitte im Gewebe oder Brüche, dass der Reifen nicht mehr sicher ist. Der Druck kann den Schlauch durch das geschwächte Gewebe nach außen drücken, bis er platzt – was mit größter Sturzgefahr einhergeht.
DIE BREMSBELÄGE
Regenfahrten setzen Bremsbelägen besonders stark zu. Kontrollieren Sie deren Zustand anhand der Aussparungen bzw. vorhandener Verschleißmarken, z. B. "wear limit" genannt. Sind die Beläge vollständig eingeebnet oder bis an die Linie heran abgeschliffen, müssen sie ausgetauscht werden.
Wer mit dem Belagwechsel zu lange wartet, riskiert, dass die Einfädelhilfen der Bremsbelagträger an der Felge schleifen. Im günstigsten Fall wird nur das Dekor zerkratzt, bei Carbonfelgen können größere Schäden entstehen.
Den normalen Verschleiß der Beläge kann man nicht verhindern, übermäßige Abnutzung hingegen schon – nämlich durch Pflege. Entfernen Sie deshalb regelmäßig Fremdkörper und Aluminiumsplitter aus Bremsbelägen und Felgenflanken.
DIE FELGEN
Kontrollieren Sie spätestens nach dem zweiten Satz Bremsbeläge regelmäßig die Felgen. Legen Sie einen Winkel an die Felgenflanke. Ist diese bereits rund ausgeschliffen, müssen Sie das genauer prüfen. Demontieren Sie dazu Reifen und Schlauch, und kontrollieren Sie bei der Gelegenheit auch, ob das Felgenband exakt und mittig im Felgenboden liegt; es darf weder rissig noch spröde sein.
Messen Sie die Dicke der Felgenflanke über den Umfang verteilt an mehreren Stellen – in dem Bereich, in dem die Bremsbeläge auftreffen. Einen Messschieber können Sie zum Beispiel mit zwei kleinen, provisorisch angeklebten Kugeln dafür umrüsten. Einfacher geht es mit einem speziellen Messgerät. Ist die Felgenwand nur noch 1,0 mm dick oder dünner, sollten Sie die Felge aus Sicherheitsgründen austauschen.
Reinigen Sie Aluminium-Felgenflanken regelmäßig mit Aceton. Das löst den Gummiabrieb der Bremsbeläge. Noch besser ist die gelegentliche Behandlung mit einem speziellen Felgen-Reinigungsgummi. Hartnäckige Aufwerfungen sollten Sie vorsichtig mit Schleifpapier entfernen.
DER ANTRIEB
Die Rennradkette sollten Sie ab 2.000 Kilometern Laufleistung regelmäßig nachmessen. Klassiker unter den Messlehren ist der Rohloff Caliber 2 (siehe Pfeil). Messen Sie an mehreren Stellen, wichtig ist Zug auf der Kette – erst dann zeigt sich der wahre Verschleiß, und die Lehre gleitet eventuell in die Kettenglieder. Liegt sie an, ist es Zeit für eine neue Kette.
Die Zähne der Kettenblätter werden im Laufe der Zeit immer spitzer und ähneln Haifischzähnen. Der Verschleißtest: Legen Sie einige neuwertige Kettenglieder auf das benutzte Kettenblatt; gleiten die nicht bis in den Zahngrund, ist der Verschleiß fortgeschritten, eine neue Kette läuft nicht mehr sauber ab.
Ritzelverschleiß lässt sich optisch schwer einschätzen. Technisches Hilfsmittel ist der HG-Checker von Rohloff: Legen Sie dessen Kette auf ein Ritzel, ausgenommen das letzte Glied. Drehen Sie das Laufrad rückwärts, bis der gummierte Bügel am Hinterbau anlegt. Halten Sie das Hinterrad unter Zug und drehen Sie das letzte Glied in den Zahnkranz. Gelingt dies leicht und auf Anhieb, ist das Ritzel in Ordnung.
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TOUR-Autor Dirk Zedler ist u.a. Inhaber des Zedler-Instituts für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH. Die Zedler – Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH widmet sich dem Prüfen von Fahrrädern und Bauteilen im eigenen Prüflabor. Zudem entwickelt und baut das Unternehmen Prüfsysteme und stattet damit Testlabore für Fahrradhersteller aus.
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