Unbekannt
· 31.01.2009
Was Sie schon immer über die Torx-Schraube wissen wollten: Hier steht sie Rede und Antwort.
Lenkerklemmung, Bremsbeläge, Schaltbremshebel: Die Torx-Schraube befestigt immer mehr Teile am Rennrad – und stellt den Hobbyschrauber damit gern mal vor Schwierigkeiten. Warum eigentlich? TOUR durfte exklusiv ein Interview führen.
TOUR: Torx ist ein recht ungewöhnlicher Name, das klingt wie ein Produkt. Wie kamen Sie zu Ihrem Namen?
TORX: Der Name Torx leitet sich von “Torque” ab, das ist Englisch und heißt Drehmoment. Es ist tatsächlich ein Markenname meiner Eltern (die Firma Camcar Textron, ein US-amerikanischer Hersteller von Schrau ben und Muttern, Anm. d. Red.), der auch heute noch geschützt ist. Das Patent selbst ist aber inzwischen ausgelaufen.
Seit einigen Jahren findet man Sie zunehmend an Komponenten von Rennrädern. Diese Entwicklung kam eher schleichend, bisher hatten Sie in dieser Branche kaum Bedeutung. Was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe mich in anderen Bereichen durchgeboxt. Der entscheidende Durchbruch gelang mir in der Automobilindustrie, wo ich mich sehr schnell verbreitet habe, seit ich in den Achtzigerjahren bei General Motors zum Einsatz kam. Aber auch in der Holzverarbeitung reißt man sich inzwischen um mich.
Wie kam es eigentlich zu dieser beeindruckenden Karriere?
Das ist bauartbedingt. Ich biete eben diverse Vorteile gegenüber meinen Mitbewerbern.
Erklären Sie doch bitte mal die wichtigsten.
Entscheidend ist, dass ich durch mein Rundwellenprofil die Kraft besser übertragen kann. Während mein größter Konkurrent Inbus das Drehmoment nur über die Kanten seiner sechs Ecken überträgt, leite ich die Kraft über vergleichsweise große Flächen (siehe Grafik links). Das bedeutet größere übertragbare Drehmomente und geringere Flächenpressung – also kann man mich fester anziehen, ohne Schaden zu verursachen.
Bei den empfindlichen Carbonteilen, an denen Sie zum Einsatz kommen, ist doch das Drehmoment aber oft nur auf wenige Newtonmeter beschränkt.
Das ist schon richtig. Jedoch können für mich andere, vor allem leichtere Materialien verwendet werden. Eine Inbusschraube aus Aluminium verkantet schnell, wenn man sie festzieht; dadurch wird der Schraubenkopf beschädigt und unbrauchbar. Was das für Folgen hat, können Sie sich ja ausmalen. Das passiert mir so schnell nicht.
Bessere Kraftübertragung dank größerer Angriffsflächen – das kann eine Kreuzschlitzschraube aber auch...
Wollen Sie mich verschaukeln? Sie vergessen dabei wohl den Cam-Out-Effekt! Der Cam-Out-Effekt entsteht durch die stark konische Form einer Kreuzschlitzschraube. Dadurch wird das Werkzeug aus der Schraube herausgedrückt, sobald man anfängt zu drehen. Das führt zwangsläufig auch zur Beschädigung der Schraube.
Sie vereinen also die Vorteile beider Konkurrenten?
...und eliminiere deren Nachteile. Genau das ist mein Kapital.
Wie entgegnen Sie dem Argument der deutlich höheren Material- und Werkzeugkosten, die man für Sie aufwenden muss?
Mit meiner längeren Standzeit! Da die Gefahr der Beschädigung – sowohl bei mir als auch beim zugehörigen Werkzeug – deutlich geringer ist, relativieren sich die Mehrkosten etwas. Außerdem trage ich mit dazu bei, am Rennrad Gewicht einzusparen. Das lassen sich die Kunden gern etwas kosten, wie Sie selbst wissen.
Was empfehlen Sie dem Rennradfahrer, der Ihnen seine Sicherheit anvertraut?
In erster Linie das richtige Werkzeug, und zwar nicht nur in der Werkstatt, sondern auch für unterwegs. Wer in Zukunft mit modernem Material unterwegs sein will, muss darauf achten, dass auch sein Minitool die wichtigen Torx-Schlüssel aufweist. Sonst kann es mit dem Fahrspaß ganz schnell vorbei sein. Auf fremde Werkzeuge reagiere ich äußerst allergisch.