Test und BeratungSchlauchlose Reifen und Tubeless-Laufräder - Was können Tubeless-Reifen am Rennrad wirklich?

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 · 20.08.2015

Test und Beratung: Schlauchlose Reifen und Tubeless-Laufräder - Was können Tubeless-Reifen am Rennrad wirklich?Foto: Markus Greber
Was können Tubeless-Reifen?

Schlauchlosen Reifen blieb der Erfolg beim Rennrad bisher verwehrt. Mit der Performance der neuen Generation könnte sich das ändern. Wir erklären die Technik und testen Reifen und Laufräder.

Wird die Tubeless-Technik den Rennradreifen revolutionieren? Wenn es nach den Anbietern der schlauchlosen Pneus geht, ist das unausweichlich. Für alle anderen Fahrzeuge mit luftgefüllten Reifen ist die Frage längst beantwortet, denn bereits vor 60 Jahren setzte sich die Technik auf breiter Front durch. Damals entwickelte der US-amerikanische Reifenproduzent BF Goodrich die Schlauchlos-Technik zur Serienreife; die Idee dazu war eine Kriegsbeute aus Deutschland, von der Firma Continental.

Die Argumente von damals sind die gleich wie heute: weniger Gewicht, ein besserer Pannenschutz, mehr Komfort und mehr Haftung – und die fehlende Reibung zwischen Schlauch und Reifenwand soll zusätzlich den Rollwiderstand reduzieren. Der Erfolg beim ­Automobil war seinerzeit enorm. Nachdem seit 1980 auch Motorräder auf Tubeless rollen, ist nur das Fahrrad mit in den Reifen ein­gelegtem (oder eingenähtem) Butyl- oder ­Latexschlauch übrig geblieben. Zwar gibt es Tubeless-Reifen schon seit einigen Jahren an Mountainbikes, von einem Standard ist man aber auch dort weit entfernt.

Die ersten marktfähigen Schlauchlos-Reifen fürs Rennrad stellte vor etwa zehn Jahren der französische Produzent Hutchinson ­zusammen mit Laufradbauer Shimano vor. Doch die Kombination fand kaum Beachtung, weil die versprochenen Vorteile nicht zum Tragen kamen und die Handhabung schwierig blieb. Vor allem die komplizierte Mon­tage schreckt noch heute viele mögliche ­Nutzer ab. Dazu kam die sehr beschränkte Auswahl an Laufrädern und Reifen – das ­Risiko, sich festzulegen, war den meisten zu groß. Zwar ist der Tubeless-Reifen nie vom Rennradmarkt verschwunden, aber er fristete stets ein Schattendasein. Doch das könnte bald vorbei sein.

  Kleine Löcher dichtet Latexmilch innerhalb weniger Radumdrehungen ab. Gegen größere Eindringlinge wie die Schrauben rechts kann auch Dichtmilch nichts ausrichten.Foto: Matthias Borchers
Kleine Löcher dichtet Latexmilch innerhalb weniger Radumdrehungen ab. Gegen größere Eindringlinge wie die Schrauben rechts kann auch Dichtmilch nichts ausrichten.

Mehr Probleme als beim Auto

Inzwischen nimmt das Thema wieder Fahrt auf. Immer mehr Anbieter drängen mit Reifen und Laufrädern für den Straßenrenner auf den Markt. Man kann das als Zeichen verstehen, dass die Probleme und Kinderkrankheiten vor einer Lösung stehen. Bei diesen Schwierigkeiten sind die Parallelen zu 1955 erstaunlich: Dass der Reifen komplett dicht ist und sicher auf der Felge hält, bereitete schon den Erfindern des schlauchlosen Autoreifens Kopfzerbrechen. Doch gerade bei den filigranen Rennrad-Laufrädern macht das Probleme, denn mit der Speichenspannung kann sich auch der Durchmesser der Felge geringfügig ver­ändern. Eine spezielle Hürde: Der hohe Druck von bis zu acht Bar, der es schwierig macht, die Kombina­tion auf Dauer abzudichten. Dafür ist ein fester, kräftiger Reifenwulst wichtig, der sich schlecht mit dem Anspruch verträgt, dass sich ein Rennradreifen von Hand montieren lassen muss. Viele Aufgaben also, welche die Reifenhersteller lösen müssen.

Bei Pannen unschlagbar

Unser Test zeigt, dass die Eigenschaften der Tubeless-Reifen dramatisch besser geworden sind – das Gewicht mancher Modelle ist ­geringer als das eines guten Drahtreifen mit Schlauch. Auch beim Rollwiderstand schließen einige Reifen auf. Schneller ist man auf Tubeless aber noch nicht. Dank neuer Wulst­kerne und besserer Kommunikation zwischen Laufrad- und Reifenherstellern ist die Handhabung erheblich einfacher geworden – die meisten Kombinationen im Test ließen sich problemlos montieren und abdichten. Ihren Trumpf spielt die Technik aber erst bei einer Panne aus – mit der "Selbstheilung" dank Dichtmilch kann kein Schlauch mithalten. Nachfolgend beantworten wir die wichtigsten Fragen für den Umgang mit der neuen Technik – und zeigen neue Tubeless-Reifen sowie passende Laufräder im Test.

In unserem Tubeless-Report finden Sie die die folgenden Themen (PDF-Download siehe unten):

A. Die 10 wichtigsten Fragen zur Schlauchlos-Technik:
1. Sind Tubeless-Reifen schneller als Faltreifen?
2. Haben Tubeless-Reifen den besseren Pannenschutz?
3. Fahren sich Tubeless-Reifen komfortabler?
4. Ist Tubeless leichter?
5. Braucht man für die Montage einen Kompressor?
6. Sind spezielle Laufräder erforderlich?
7. Was ist der Unterschied zwischen "Tubeless" und "Tubeless Ready"?
8. Kann man normale Felgen auf Tubeless umrüsten?
9. Kann man normale Reifen auch ohne Schlauch fahren?
10. Welcher Reifen passt zu welchem Laufrad?

Bontrager R3 TLR
Foto: Philipp Schieder

B. Test Tubeless-Reifen: Schlauchlos-Reifen werden immer besser – überragender Pannenschutz und niedriges Gewicht sind die Stärken der neuen Modelle.

Für den Reifentest haben wir uns auf neue Modelle in 25 Millimeter Breite (Specialized: 26 Millimeter) konzen­triert – die sinnvollste Reifenbreite für Allround-Einsätze bei Hobbyfahrern. Weitere, zum Teil noch aktuelle Modelle in 23 Millimetern Breite, finden Sie im Tubeless-Reifentest in TOUR 9/2012. Referenz war der beste Faltreifen der letzten Jahre, der Grand Prix 4000S II von Continental, ebenfalls in 25 Millimeter. Im Endergebnis kann keiner der Tubeless Reifen den Conti ausstechen, aber in manchen Disziplinen rücken sie dicht heran oder übertreffen den Conti sogar – allen voran der neue Pro One von Schwalbe.

Sechs aktuelle Reifen im Test:
• Bontrager R3 TLR
• Hutchinson Fusion 3 Tubeless
• IRC Formula Tubeless RBCC
• Maxxis Padrone TR
• Schwalbe Pro One
• Specialized S-Works Turbo Tubeless

C. Test Tubeless-Laufräder: Tubeless-Laufräder gibt es in vielen Preisklassen und für alle Einsatzbereiche.

Laufräder für die Tubeless-Technik gibt’s deutlich mehr als Reifen. Da sich die Felgen auch mit normalen Reifen und Schlauch ­fahren lassen, lohnt beim Laufrad-Kauf die Überlegung, der Technik eine Chance zu ­geben – zurückwechseln kann man immer. Zumindest mit Alu-Felge ist für alle Budgets etwas dabei, für Felgen- ­sowie für Scheibenbremsen. Bei Carbonfelgen steckt die Technik noch in den Anfängen; die Anforderungen insbesondere an die Felgen- bzw. Bremsflanken sind hoch, weshalb derzeit vor allem Laufräder für Scheibenbremsen zu finden sind.

Elf Laufräder im Test:

- Laufräder für Felgenbremsen:
• American Classic Sprint 35Q Tubeless
• Bontrager Aeolus 3 TLR Clincher
• Campagnolo Shamal 2-Way-Fit
• DT Swiss R32
• Easton EA 90 SLX
• Reynolds Strike SLG
• Shimano Dura Ace WH-R 9000
• Shimano Ultegra WH-R 6800

- Laufräder für Scheibenbremsen:
• DT Swiss RC 28 DB
• Reynolds Assault SLG DB
• Zipp 30 Course DB

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