Unbekannt
· 23.01.2012
Jeder alte, unansehnliche Rahmen kann mit einem frischen Outfit wieder wie neu erstrahlen. Doch welches ist das beste Verfahren: Lackieren, Pulverbeschichten oder Eloxieren? TOUR verschafft den Überblick.
Ein Rennradrahmen hält im Grunde ewig – nur die schicke Schale leidet im Laufe der Jahre. Lack wird matt, Scheuerstellen und Kratzer machen das Rad unansehnlich, oder das Dekor ist völlig aus der Mode. Die gute Nachricht: Es muss nicht immer ein neues Rad sein; auch eine gelungene Renovierung kann die Freude am treuen Begleiter wieder neu entfachen.
Vor der Neugestaltung heißt es jedoch zunächst, den Rahmen von seiner alten Beschichtung zu befreien. Für eine neue Nasslackierung reicht es, lose Farbreste mechanisch zu entfernen und den alten, noch haftenden Lack nur anzuschleifen. Für eine Pulverbeschichtung oder Eloxierung muss der Rahmen jedoch komplett blank sein. Da das Abschleifen eines Fahrradrahmens eine enorm kleinteilige und langwierige Arbeit ist, bieten sich dafür Hilfsmittel an. Für Rahmen aus Metall können chemische Abbeizer die Vorbereitung erleichtern, jedoch ist der Umgang mit den giftigen Mitteln nicht jedermanns Sache. Einfacher ist es, den Rahmen vom Fachmann entlacken zu lassen; die meisten Lackierbetriebe bieten das an. Das mechanische Strahlen, bei dem feste Partikel mit hohem Druck den alten Lack von der Oberfläche schießen, ist in der Regel die kostengünstigste Lösung, eignet sich aber nicht für alle Materialien. Sandstrahlen ist nur für einfache Stahlrahmen mit dickwandigen Rohren eine Option, da der scharfkantige Quarzsand nicht nur den Lack sondern auch das Metall angreift. Hochwertige, dünnwandige Stahlrahmen und Aluminiumrahmen sollten schonend mit Glasperlen oder Trockeneis gestrahlt werden. Für Carbon kommt weder Strahlen noch Abbeizen in Frage: „Man weiß nie, welche Fasern und Harze dem Material zugrunde liegen, deswegen verbieten sich chemische Verfahren. Und mit Strahlverfahren ruiniert man nicht nur den Lack, sondern auch die Carbonstruktur“, gibt Lackier-Experte Martin Jahnicke von der Designagentur EtoE zu bedenken. „Bei Carbon bleibt deswegen nur Abschleifen.“ Das kann, je nach Rahmenform und Lackierung, mehrere hundert Euro kosten.
Problemfall Carbon
Für Carbon ist nicht nur das Abschleifen alternativlos, sondern auch die Beschichtung: Das Material kann weder pulverbeschichtet noch eloxiert werden, nur Nasslack kommt in Frage. Ein Makel ist das nicht, im Gegenteil: Den Gestaltungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt – vom einfarbigen Mattlack für knapp 100 Euro bis zu aufwändigen Airbrush-Motiven, die je nach Aufwand auch vierstellige Beträge kosten können, ist alles möglich. Die glänzende, glatte Oberfläche einer gut ausgeführten Nasslackierung ist unübertroffen. Zudem wiegt diese Art der Veredelung wenig, je nach Farbe und Design zwischen 50 und 150 Gramm. Außerdem lässt die geringe Schichtdicke beispielsweise Gravuren und fein gefeilte Muffen an restaurierten Stahlrahmen gut zur Geltung kommen. Allerdings können nur wenige Lackierer gut mit Fahrradrahmen umgehen. Warum, erklärt Martin Jahnicke: „Weil der Rohrverbund keine größeren Flächen aufweist, erfordert eine gleichmäßige Schichtdicke auf allen Rohren sehr viel Übung. Sonst entstehen schnell Lacknasen und Fehlstellen. Auch die Kontrolle während der Arbeit ist schwierig, da die Rohre schlecht Licht reflektieren. Einen Fahrradrahmen muss man quasi blind lackieren können, und das muss man einfach lernen.“ Wenn das Ergebnis professionell sein soll, empfiehlt sich hier also der Gang zum Fachmann.
Für Rahmen aus Metall kommen neben klassischer Nasslackierung auch andere Beschichtungen in Frage. Sie können zäher und schlagfester sein, sind in ihrer Gestaltbarkeit aber mitunter eingeschränkt. Für Stahl und Alu hat sich die Pulverbeschichtung bewährt, bei der zunächst ein feines Kunststoff-Granulat auf den Rahmen aufgebracht wird, das dank unterschiedlicher elektrischer Ladungen am Metall haftet und sich gleichmäßig verteilt. Während einer Hitzebehandlung im Ofen schmilzt das Granulat und verbindet sich zu einer geschlossenen, gleichmäßigen Kunststoffschicht. Der bis dahin matten Oberfläche kann eine zusätzliche Schicht klaren Pulvers zu einem fast lackartigen Glanz verhelfen. „Die Farbpalette ist groß, außerdem sind Mehrfarb-Designs, Metallic-Effekte und dank hitzebeständiger Lacke mittlerweile sogar Airbrush-Muster möglich, die dann unter klarem Pulver geschützt werden“, erklärt Beschichtungsexperte Christian Brandes aus dem norddeutschen Gifhorn. Die gepulverte Schicht ist zäh und flexibel und daher wenig empfindlich für Kratzer und Schläge. Nachteil: Eine Pulverbeschichtung wiegt etwa 50 bis 100 Gramm mehr als eine vergleichbare Lackierung, und die Schicht ist dicker; bei der optischen Restauration von Stahlrahmen kann sie Gravuren oder Details an aufwändig gearbeiteten Muffen zukleistern und so die feine Optik stören. An Schadstellen kann außerdem Wasser die Pulverschicht unterwandern, worauf man besonders bei Stahlrahmen gut achten sollte. Geschweißte Aluminiumrahmen können alternativ auch eloxiert werden. Dabei wird die oberste Metallschicht in einem Säurebad elektrochemisch in ein Oxid umgewandelt, das auch unterschiedlich gefärbt werden kann. Die metallisch schimmernde Oberfläche ergibt einen ganz eigenen Look – mit der typischen Optik eloxierter Tuning-Teile. Ein Spezialfall ist das Harteloxieren, bei dem eine deutlich härtere und robustere Oberfläche entsteht; die kann allerdings nur farblos oder schwarz sein.
Eloxieren mit Unsicherheiten
Grundsätzlich birgt das Eloxieren immer ein gewisses Risiko: Zum einen ist der exakte Farbton von der Legierung des Rahmens abhängig und lässt sich kaum präzise vorhersagen. Zum anderen können Unregelmäßigkeiten in der Legierung und der Oberflächenbeschaffenheit oder Gefügeveränderungen an den Schweißnähten Flecken oder Farbabweichungen verursachen. „Wenn der Rahmen schon eloxiert war oder auch als eloxierte Version angeboten wird, kann man auch ein gutes Ergebnis erwarten. Ansonsten können wir ein perfektes Ergebnis nicht garantieren, da wir die Legierungszusammensetzung meistens nicht kennen“, sagt Martin Wolf von der Firma EasyElox in München. Auch die Reste entfernter Schriftzüge können das Ergebnis beeinträchtigen. Eine gründliche Vorbehandlung ist bei einer Eloxierung deshalb umso wichtiger. Die in der Spalte rechts aufgelisteten Fachbetriebe bieten meist professionelle Verfahren an.
DIE KÖNNEN'S
Ausgewählte, auf Fahrradrahmen spezialisierte Fachbetriebe
EtoE
09337 Hohenstein-Ernstthal
Lackierung/Airbrush
www.etoe.de
Heuser Design
65558 Kaltenholzhausen
Lackieren/Airbrush
www.heuser-design.de
Rockenstein GmbH
98553 Schleusingen
Lackieren, Pulverbeschichten
www.rockenstein-gmbh.de
Bikecolours
61250 Usingen
Pulverbeschichten
www.bikecolours.de
Brandes Pulverbeschichtung
38518 Gifhorn
Pulverbeschichten
www.brandes-gmbh.de
Götz Pulverbeschichtung
70736 Fellbach
Pulverbeschichten
www.goetz-pulverbeschichtung.de
EasyElox Eloxal Service
81373 München
Eloxieren
www.easyelox.de
Eloxal München Heinitz GmbH
85560 Ebersberg
Eloxieren
www.eloxal-muenchen.de
Diener & Rapp
Eloxalbetrieb GmbH
78056 VS-Schwenningen
Eloxieren
www.dienerrapp.de