Unbekannt
· 25.02.2015
Wird das geliebte Rennrad gestohlen, tröstet höchstens eine Versicherung. Wir haben vier Fahrradversicherungen unter die Lupe genommen und sie mit einer üblichen Hausratversicherung verglichen
Die Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) sprechen eine klare Sprache: Von den im Jahr 2013 in Deutschland gemeldeten Fahrraddiebstählen konnten nicht einmal zehn Prozent aufgeklärt werden. Die einzig positive Nachricht: Die Zahl der Diebstähle ist rückläufig; sie sank von 412.097 im Jahr 2004 auf 316.857 im Jahr 2013. Besitzer von Rennrädern können trotzdem nicht aufatmen, denn die Diebe suchen immer gezielter nach teuren Rädern. So hat sich die Zahl der Diebstähle im gleichen Zeitraum in der Schadensklasse 2.500 bis 5.000 Euro verdoppelt, von 1.449 auf 3.108.
Und die Langfinger arbeiten mit modernen Mitteln. Die Polizei in Wales warnte kürzlich Nutzer des sozialen Netzwerks Strava davor, die GPS-Tracks ihrer Radstrecken von zu Hause zu starten, weil sie sonst Raddiebe direkt zu ihrer Wohnung führten. Vergangenes Jahr machten mehrere Einbrüche Schlagzeilen, weil Profirennfahrer die Opfer waren. Aber die Diebe schlagen auch gezielt bei Marathons und Jedermann-Rennen zu. Man kann davon ausgehen, dass die Verbrecherbanden schon vor Ort sind, bevor die Hobbyradler anreisen. Etwa bei der TOUR-Transalp, bei denen Diebe mehrmals den gesamten Radkeller eines Hotels leerräumten.
Doch wie kann man sich gegen solche dreisten Diebstähle schützen? Und vor allem: Falls es doch passiert, wie versichert man sich am besten, um wenigstens den materiellen Schaden zu begrenzen?
Wie kann man sich versichern?
Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft waren von den Raddiebstählen 2013 etwas mehr als die Hälfte versichert – viele davon über die klassische Hausratversicherung, die vor allem einspringt, wenn das Fahrrad aus der Wohnung oder dem abgeschlossenem Keller gestohlen wurde. Bei einer Hausratversicherung wird eine Versicherungssumme für den gesamten Hausrat festgelegt – Räder sind ein Teil davon.
Man kann aber auch spezielle Fahrrad-Diebstahlversicherungen abschließen, die mehr als den reinen Diebstahlschutz anbieten und etwa auch die Kosten für Reparaturen nach Sturz, Unfall, Vandalismus zahlen. Und sie entschädigen Diebstahl außerhalb der Wohnung, den sogenannten "leichten Diebstahl". Entschädigt wird das Fahrrad aber auch außerhalb der eigenen vier Wände nur, wenn es an einem festen Gegenstand angeschlossen ist. Wer das Schloss nur um Rahmen und Hinterrad legt, geht leer aus, wenn der Renner weggetragen wird. Beim Fahrradschloss machen die Versicherungen Vorgaben und verlangen spezielle Markenschlösser, manche zudem einen Mindestpreis des Schlosses.
Vier Fahrrad-Versicherungen im Test
Wir haben die "Vollkasko"-Produkte von vier speziellen Fahrrad-Versicherungen miteinander verglichen, die außer bei Diebstahl beispielsweise auch dann einspringen, wenn das Rad durch einen Unfall oder beim Transport ins Trainingslager beschädigt wird:
• "Fahrrad-Vollkaskoversicherung" der Ammerländer Versicherung
• "Fahrraddiebstahlschutz" von Wertgarantie
• "Rundumschutz" der ENRA Fahrradversicherung
• "BIKE-ASSekuranz Vollkaskoversicherung" von Pergande & Pöthe. Sie wurde zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC entwickelt, dessen Mitglieder einen leicht ermäßigten Beitrag zahlen.
Den gesamten Artikel mit der Übersicht über die speziellen Fahrradversicherungen, was sie kosten, welche Räder versicherung werden, Versicherungssumme usw. finden Sie unten als PDF-Download.
Fazit: genau rechnen
Spezielle Fahrradversicherungen sind teuer und eher für hochwertige Stadträder und Trekkingbikes entwickelt, die oft unbeaufsichtigt außerhalb des Hauses abgeschlossen werden müssen. Drei der vier untersuchten Versicherer schließen keinen Vertrag für ein Rad ab, das bei Radmarathons, Jedermann- oder anderen Rennen benutzt wird; bei Pergande & Pöthe zahlt man dafür 25 Prozent Aufschlag. Auch Räder, die mehr als 5.000 Euro kosten, lehnen außer Pergande & Pöthe alle ab. Wer keinen Wert darauf legt, dass Reparaturen durch Verschleiß oder Unfall ersetzt werden, wählt daher besser eine Hausratversicherung. Sie ersetzt zudem nach Diebstahl den Wiederbeschaffungswert, Fahrradversicherungen nur den mit den Jahren schwindenden Zeitwert. Vorteil der Fahrradversicherung: Sie entschädigt auch den "leichten Diebstahl", wenn das angekettete Rad außerhalb der Wohnung gestohlen wird. Wer seine Hausratversicherung diesbezüglich mit einer Fahrraddiebstahl-Klausel aufwertet, zahlt dann aber auch ähnlich viel wie für die Fahrrad-Spezialversicherung.
Downloads:
Download