

Einzeltest: Specialized S-Works Roubaix SL2
Der Name ist Programm: Beim “Roubaix SL2” betont Specialized den Komfort-Aspekt. Geometrie, Komponenten und die speziellen Elastomer-Einsätze sollen den Renner fit machen für derbe Rüttelpisten. In der Produkthierarchie des US-Herstellers rangiert das Modell auf dem Niveau des “S-Works Tarmac SL2”, gehört also zum Teuersten, was die Amerikaner in ihrer Rennrad-Palette anbieten.
Äußerlich unterscheiden sich die beiden Highend-Carbonrenner nicht auf Anhieb. Erst beim zweiten Blick fallen die konstruktiven Unterschiede auf: Das Steuerrohr des “Roubaix” ist länger als beim “Tarmac”, außerdem dreht sich am unteren Ende ein 1-3/8-Zoll-Lager statt eines 1-1/2 Zoll-Exemplars, während das obere die üblichen 1-1/8 Zoll misst. In Sitzstreben und Gabelscheiden stecken Elastomere als Komfortversprechen. Schwarz, Rot und Silber dominieren das Erscheinungsbild, mit Markenlogos und Typenbezeichnungen haben die Designer nicht gespart. Shimanos neue Dura-Ace-Schaltgruppe sowie die aktuellen “Ksyrium SL Premium”-Laufräder von Mavic bilden die hochwertige Ausstattungsbasis, die übrigen Komponenten stammen aus dem Specialized-Sortiment.
Den Praxistest absolvierte der Renner bei der TOUR-Trans-Austria im September 2008, auf einem Parcours von 650 Kilometern Länge mit 15.000 Höhenmetern. Während der einwöchigen Rundfahrt durch Österreich gefiel uns die entspannte Sitzposition. Die geringe Überhöhung von Sattel zu Lenker schont Rücken und Schultergürtel auf langen Strecken, der Komfort am Sattel ist spürbar, die Spitzen harter Schläge werden von der nachgiebigen Sattelstütze merklich gemildert. Die Wirkung der “Zertz” genannten Elastomerpuffer hingegen entzieht sich der Beurteilung. Specialized betrachtet die Inlays allerdings weniger als Federung, sondern schreibt ihnen vibrationsdämpfende Eigenschaften zu. Die aber lassen sich aus dem insgesamt komfortablen Fahreindruck auch nicht isolieren. Wenn sie unmerklich daran beteiligt sind – umso besser.
Jenseits dieser komfortablen Auslegung ist das “Roubaix SL2” ein reinrassiges Sportgerät. Auf Österreichs Passstraßen blieb das Rad in schnellen und kurvigen Abfahrten immer kontrollierbar, Lenkkorrekturen, auch bei 85 Kilometern pro Stunde, folgte das Testrad zielsicher, vom gefürchteten Rahmenflattern keine Spur. An der neuen Dura-Ace fielen auch bei diesem Test die sehr guten Bremsen auf. Der Lenker mit flächigem Oberlenker-Querschnitt und geringem Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterlenker liegt gut in den Händen. Zu bemängeln gab’s lediglich den schiefstehenden Specialized-Sattel, dessen Gestell nicht präzise gerade war.
Die Testergebnisse aus dem Labor bestätigten die Praxiserfahrungen zum größten Teil: Insbesondere die Steifigkeitswerte für den Rahmen sind gut, was sicherlich auch dem Materialeinsatz zuzuschreiben ist – das “Roubaix SL2” wiegt bei gleicher Größe 200 Gramm mehr als das “Tarmac SL”. Der gemessene Komfortwert des Rahmens ist sehr gut, die schlanke Sattelstütze mit einem Durchmesser von 27,2 Millimetern trägt dazu entscheidend bei. Die Gabel hingegen passt nicht so recht zur ansonsten komfortbetonten Auslegung des Rahmens. Sie federt so gut wie gar nicht, ist in seitlicher Richtung nachgiebiger als Konkurrenzprodukte und mit 400 Gramm nicht besonders leicht. Punkte sammelt das “Roubaix” wiederum für den schlagfesten Lack sowie die tadellose Verarbeitung.
PLUS: eigenständiges Design; gute Verarbeitung; fahrstabil; hoher Komfortwert am Sattel
MINUS: relativ schwere und wenig seitensteife Gabel, kaum Federwirkung
*Testrad-Rahmengröße gefettet;
**projiziertes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr/Sattel-Steuerrohrüber höhung bei 75 cm Sitzhöhe (Mitte Sattelgestell–Oberkante Steuersatzdeckel);
***bereinigtes Gewicht für Rahmengröße 57 und Gabelschaftlänge 225 mm;
****in die Note fließen weitere Einzelnoten ein, die wir aus Platzgründen nicht abdrucken;
1) bei Redaktionsschluss lagen die Ergebnisse aus dem Labor- und Praxistest für die neue Dura-Ace 7900 noch nicht vor (Sie finden sie in unserem Komponententest aus der Februar-Ausgabe 2009).
Fotos: Uwe Geißler, Matthias Borchers
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