Die Tour de France 2022 verspricht viel Abwechslung - mit zwei Einzelzeitfahren, Pave-Etappe und Höhepunkten am Col du Granon und in Alpe d´Huez. Unsere Vorschau mit den wichtigsten Anstiegen, Etappen und Höhenprofilen.
Los geht die 109. Auflage der Tour de France am 1. Juli 2022 schon an einem Freitag - um Zeit zu gewinnen, die man für einen dritten Ruhetag beziehungsweise den langen Transfer nach dem Grand Depart braucht. Der findet in Dänemark statt - und damit so weit im Norden wie noch nie.
Von Kopenhagen, wo die Frankreich-Rundfahrt mit einem 13 Kilometer langen Einzelzeitfahren beginnt, geht es auf zwei weiteren Etappen durch ganz Dänemark bis an die deutsche Grenze. Von dort setzt der Tross per Flug in den Norden Frankreichs über. Manchem Radprofi dürften währenddessen schon die Zähne klappern beim Gedanken an die Fahrt über das Kopfsteinpflaster auf dem Terrain von Paris-Roubaix im Verlauf der 5. Etappe.
“Es ist ein sehr schöner Parcours, mit einer ersten Woche, die sehr interessant werden sollte”, urteilte der Weltmeister Julian Alaphilippe anlässlich der Präsentation der Strecke, “ein Zeitfahren, Windstaffeln, Pflasterstücke, steile Zielanfahrten - da kann viel passieren.” Aber erst danach gibt es für leichtgewichtige Kletterer Gelegenheiten, Zeit herauszufahren: In den Vogesen geht es zur besonders steilen Bergankunft am Planche des Belles Filles.
Es folgen bei der Tour de France 2022 unterschiedlich schwere Bergetappen in den Alpen mit zwei Bergankünften, auf dem lange nicht mehr befahrenen Col du Granon (2.413 Meter hoch) und dann die Königsetappe über 170 Kilometer und 4.700 Höhenmeter, mit den Kletterpartien über die Pässe Galibier und Croix-de-Fer nach Alpe d’Huez.
In der dritten Tour-Woche ist dann vor allem Durchhaltevermögen gefordert, mit drei Etappen durch die Pyrenäen, von denen zwei mit Bergankünften in Peyragudes respektive Hautacam enden. Am 20. Renntag bietet das unrhythmische, 40 Kilometer lange Einzelzeitfahren noch Gelegenheit für Korrekturen in der Gesamtwertung - ehe das traditionsreiche Schaulaufen auf den Champs-Elysees in Paris als Abschluss folgt. “Es ist ein kompletter Kurs – da ist alles drin”, sagte der Tour-Sieger der vergangenen beiden Jahre, Tadej Pogacar.
Nur die Sprinter verzogen das Gesicht etwas, als sie die Strecke für 2022 präsentiert bekamen. Mark Cavendish, der bei der kommenden Grande Boucle den Rekord an Etappensiegen von Eddy Merckx übertreffen könnte, sah weniger Chancen auf einen Massensprint als zuletzt. “Es wird eine besonders harte Tour de France werden. Als Sprinter muss man aus den wenigen Gelegenheiten das Maximale herausholen”, betonte der 34-malige Etappensieger und Gewinner des Grünen Trikots 2021.
Gesamt 3346,5 Kilometer
>> Eine Etappenvorschau der Tour de France Femmes 2022 finden Sie hier <<
Die Pariser Prachtstraße Champs-Elysees wird der Ort der Wiedergeburt der Tour de France für Frauen. Fast hat man vergessen, dass es ein gleichnamiges Etappenrennen bereits einmal gab, das vom gemeinsamen Rennveranstalter A.S.O. jedoch aus finanziellen Gründen wieder eingestellt wurde.
Am 24. Juli 2022 erlebt das Rennen sein Comeback an dem Ort, an dem die Männer nach drei Wochen Frankreich-Rundfahrt in Paris ankommen. “Wir wollten den Start in Paris, um eine symbolische Übergabe vom Männer- zum Frauenrennen zu haben”, erläutert Ex-Radprofi Marion Rousse, die bei der Premiere als Renndirektorin fungieren wird. 22 Teams à sechs Rennfahrerinnen sollen dann starten.
Insgesamt führt das Rennen über acht Etappen, die zum Finale in den Vogesen führen, wo zwei schwere Bergetappen auf die Radsportlerinnen warten. Zuvor geht es abwechslungsreich über flaches bis hügeliges Terrain, unter anderem auf dem vierten Tagesabschnitt über Schotterstraßen in der Champagne. Am siebten Renntag dürfte die Vorentscheidung fallen auf der Fahrt über die Vogesengipfel Petit Ballon, Platzerwasel und Grand Ballon ins hochgelegene Ziel am Markstein. Die erste Tour-Siegerin der neuen Zeitrechnung wird am 31. Juli 2022 nach der Bergankunft auf dem Planche des Belles Filles gefeiert.
Dort wird es 50.000 Euro Siegprämie für die Frau in Gelb geben - rund ein Zehntel des Betrages für den Tour-Sieger bei den Männern. Einen Zeitfahrwettbewerb gibt es nicht. “Es wird große Wirkung haben, dass die A.S.O. den Wettbewerb von einem Tag auf ein Acht-Etappen-Rennen ausgeweitet hat”, sagte die vielmalige Weltmeisterin Marianne Vos. “Die Tour ist das Rennen, das jede und jeder fahren will – ich finde gut, dass die Rennen von Männern und Frauen nacheinander stattfinden.”