Zeitfahr-Weltmeisterin Marlen ReusserDie Tour de France als nächstes großes Ziel

Andreas Kublik

 · 14.11.2025

Zeitfahr-Weltmeisterin Marlen Reusser: Die Tour de France als nächstes großes ZielFoto: dpa/pa/Alex Whitehead
Gold-Standard: Marlen Reusser wurde im September 2025 Weltmeisterin im Einzelzeitfahren
Im vergangenen September feierte die Schweizerin Marlen Reusser ihren größten Karriere-Erfolg, den WM-Titel im Einzelzeitfahren. Nun richtet sich der Blick der 34-Jährigen Profiradsportlerin vom Team Movistar auf das nächste ganz große Ziel: Die Tour de France Femmes 2026

Nach der Saison ist vor der Saison. Und so hatte Marlen Reusser auch nach den letzten Rennen 2025 einiges zu tun. Als frischgebackene Weltmeisterin im Einzelzeitfahren war sie eine gefragte Frau während der Tage in ihrer Schweizer Heimat in Hindelbank, wo sie auf einem Bauernhof aufwuchs. Fast anderthalb Stunden stand Sie für die Leser des Magazins TOUR Rede und Antwort für ein Interview, das in Ausgabe 1/2026 erscheinen wird. TOUR traf eine Radsportlerin, die nach einer tiefen Krise mit einem Erschöpfungssyndrom im Jahr 2024 zurück in der Erfolgsspur ist. Der Titelgewinn in Kigali/Ruanda – nach etlichen vergeblichen Anläufen und WM-Medaillen in den Jahren 2020 bis 2022 - ist nur das sichtbarste Zeichen. Eine alternative Heilmethode mittels Hypnose half ihr über den Berg und aus der chronischen Erschöpfung. “Das war ein Lebensretter”, sagt Reusser im TOUR-Interview.



Von der Zeitfahr- zur Rundfahrtspezialistin

Die Zeitfahrspezialistin, die mit ihrem deutschen Lebenspartner Hendrik Werner in Andorra-La Vella in den Pyrenäen lebt, hat sich auch am Berg und damit als Rundfahrtspezialistin weiterentwickelt. Sie gewann in der vergangenen Saison die Burgos-Rundfahrt und die Tour de Suisse. Sie wurde Zweite bei der Vuelta und beim Giro d’Italia. In Italien schwächte sie nach eigenen Worten eine Durchfallerkrankung. Am Ende verpasste sie den Gesamtsieg Mitte Juli um ganze 18 Sekunden im Duell mit der Italienerin Elisa Longo Borghini. Bei der Tour de France Femmes keine zwei Wochen später stieg sie schon während der ersten Etappe vom Rad – der Körper war noch zu schwach.

Das große Ziel 2026: Die Tour de France Femmes 2026

Anprobe: Marlen Reusser trug als Siegerin der Tour de Suisse schon in diesem Jahr ein gelbes Trikot. Im kommenden Jahr soll die Tour de France im Fokus stehenFoto: dpa/paAnprobe: Marlen Reusser trug als Siegerin der Tour de Suisse schon in diesem Jahr ein gelbes Trikot. Im kommenden Jahr soll die Tour de France im Fokus stehen

Im kommenden Jahr will sie einen neuen Anlauf in Frankreich nehmen. Das große Ziel für 2026: “Die maximale Performance bei der Tour de France”, sagt Reusser zu TOUR. Zwar wird ihr genauer Rennkalender erst noch im Detail besprochen und rund um einen Medientermin ihres Teams Movistar Mitte Dezember kommuniziert. Aber die grobe Fahrtrichtung steht fest. Der weltbesten Zeitfahrerin dürfte zupass kommen, dass im kommenden Jahr auch wieder ein Einzelzeitfahren bei der Tour de France Femmes auf dem Programm steht (die komplette Strecke finden Sie hier) – anders als im Jahr 2025. Auf der 4. Etappe geht es über 21 Kilometer von Gevrey-Chambertin nach Dijon in das einzige Einzelzeitfahren während der neun Etappen. Reusser könnte hier auf kletterstarke Konkurrentinnen wie die aktiven Tour-Siegerinnen Pauline Ferrand-Prévot, Kasia Niewiadoma und Demi Vollering sowie Giro-Siegerin Elisa Longo Borghini einen Vorsprung herausfahren, bevor drei Tage später der Mont Ventoux als herausragende Kletterprüfung auf der Strecke liegt.

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Diskussionen rund ums Gewicht

Im TOUR-Interview stellt Reusser auch die entscheidenden Fragen, die sich rund um das mit unter ungesunde Gewicht mancher Radsportlerinnen und Radsportler stellt. “Ich denke, die Wissenschaft hat da viels zu klären”, betont die promovierte Ärztin Reusser, “was ist gesund und was ist ungesund?” Nach der vergangenen Tour war eine rege Diskussion entstanden, wie man damit umgeht, wenn eine Athletin wie Ferrand-Prévot mit sichtbar extremem Gewichtsmanagement die Maßstäbe setzt. Der leichtgewichtigen Französin konnte am Berg niemand auch nur annähernd folgen. Die 1,80 Meter große Reusser braucht eine gute Strategie, um den besten Kletterinnen bei der Tour erfolgreich begegnen zu können. Und vielleicht wird sie auch an ihrem Gewicht arbeiten.

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