Test 2014Trainings-Apps für Rennradfahrer - Test: Trainings-Apps für Smartphones

Unbekannt

 · 21.03.2014

Test 2014: Trainings-Apps für Rennradfahrer - Test: Trainings-Apps für SmartphonesFoto: Daniel Kraus

Das Angebot an Fitness-Apps wächst stetig und ist beinahe unüberschaubar. Wir haben die herausgefiltert, die man mit Powermetern koppeln kann und die sich als echte Trainings-Apps empfehlen: Vier sind übriggeblieben, mit denen wir reichlich Daten und jede Menge Erfahrung gesammelt haben

Die Angebote sind vielversprechend: "Machen Sie aus ihrem Smartphone den ultimativen Radcomputer" – "Zeichnen Sie Ihre Fahrten per GPS auf und analysieren Sie anschließend ihre Leistungsdaten" – "Stellen Sie persönliche Rekorde auf und werden Sie zum König oder zur Königin der Straße". So oder ähnlich lesen sich die Beschreibungen der beliebtesten Training-Apps für Smartphones. Die stammen von Anbietern wie Strava, Cyclemeter, iBiker und Co. Einfach die gewünschte App aufs Smartphone laden und schon hat man den perfekten Radcomputer, bei dem Kamera, Telefon und Musikplayer sowieso schon inklusive sind!

Ganz so einfach ist die schöne neue Radcomputer-Welt jedoch nicht. Wer sich schon mal intensiver mit dem App-Angebot auseinander gesetzt hat, merkt schnell, dass nicht wenige der vermeintlich kostenlosen Produkte Folgekosten nach sich ziehen, wenn man den theoretisch möglichen Funktionsumfang tatsächlich nutzen will. Da kostet das Update auf die Premium-Version schnell mal 50 Euro Jahresgebühr; oder es müssen für die Erfassung und Auswertung von Puls- und Trittfrequenz sowie der Wattleistung zusätzliche Sensoren gekauft werden – ganz abgesehen von der erforderlichen Hardware wie Powermeter oder Brustgurt.

Damit es zwischen App und Sensoren funzt, müssen diese heute mindestens mit dem ­etablierten Standard ANT+ funken. Wer jetzt eine Neuanschaffung plant, sollte aber am besten gleich auf den neuen Standard "Bluetooth Smart" achten. Dieser schont den Akku des Smartphones, kann mehr Daten als ANT+ übertragen, gilt als weitgehend störungsfrei und wird bereits von allen aktuellen Smartphones unterstützt. Das erspart die kleine extra Antenne ("Dongle"), die man andernfalls ans Smartphone stöpseln muss, um die von den Sensoren gefunkten Daten empfangen zu können.

Die vier von der App-Stelle

Bei den genannten Anforderungen bleiben letzlich vier Apps übrig: Cyclemeter GPS, MapMyRide, Strava Cycling und Wahoo Fitness haben wir auf iPhone 5S und Samsung Galaxy S4 mini installiert und intensiv ausprobiert. Die beiden Mitbewerber Garmin Fit und iBiker ­haben wir nach kurzer Erprobung wieder deinstalliert. Bei Garmin Fit besteht zwar die Möglichkeit, Leistungsdaten per ANT+ zu verarbeiten. Dies funktioniert jedoch nur bis zum iPhone 4S, da der Garmin-Dongle nicht mehr an Apples aktuelle Gerätegeneration passt, ein ­aktualisiertes Modell nicht angeboten wird und Bluetooth Smart nicht untersützt wird. Bei der iBiker-App waren wir anfangs zuversichtlich; während der Nutzung baute sich jedoch eine Bezahlschranke nach der anderen auf. Preis und Inhalt wichen zusehends vom Angebot im App-Store ab, deshalb haben wir die App aus dem Test genommen.

Die Installation der Apps folgt jeweils einer ähnlichen Routine, die mit einer Anmeldung per E-Mail-Adresse und Kennwort auf dem Portal des Anbieters beginnt. Sind die Daten akzeptiert, sollte man besonderes Augenmerk auf die so genannte Privacy richten, also die Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre. Schnell hat man vergessen, den einen oder anderen Haken während der Anmeldeprozedur zu entfernen und schon weiß die ganze Welt, wo man gerade wie lange trainiert. Aus diesem Grund sollte man sich auch erst später dazu entscheiden, ob man beispielsweise überhaupt will, dass einem Freunde via Facebook oder Twitter quasi live beim Training zuschauen können. Angenehme Zurückhaltung in diesem Punkt herrscht bei Wahoo Fitness. Hier bleiben die Daten gewollt privat, die Option des Teilens ist vorhanden, verlangt aber eine bewusste Entscheidung.

Post an den Trainer

Die Sensoren zum Aufrüsten des Smartphones haben wir aus dem Sortiment von Wahoo gewählt: den Tickr-Brustgurt, den Blue-SC-Geschwindigkeits- und Trittfrequenz-Sensor sowie den Radcomputer namens "Rflkt" als stromsparende Anzeige-Option. Als Powermeter wählten wir das Gerät des neuen Anbieters Stages Cycling aus den USA (siehe auch Powermeter-Test in dieser Ausgabe). Der Sensor hat den Vorteil, dass er sowohl per ANT+ wie auch per Bluetooth Smart funkt und deshalb mit sehr vielen Smartphones gekoppelt werden kann.

Mit Ausnahme der Wahoo-App, zeigen sich die Daten in Fahrt anfänglich noch etwas unübersichtlich, da Karten- und Datendarstellung um den knappen Platz auf dem Display konkurrieren. Dies lässt sich bei Cyclemeter und MapMyRide in den Einstellungen mit etwas Übung individuell und benutzerfreundlich gestalten. Da sich das Strava-Konzept mehr am Wettkampfgedanken orientiert, stehen die Fahrdaten mehr im Hintergrund und bleiben es auch. Wattzahlen beispielsweise bekommen Strava-Nutzer während der Fahrt nie zu sehen, auch wenn sie aufgezeichnet werden.

Alle vier Kandidaten listen die gefahrenen Einheiten gut auf. Hat man bei Cyclemeter eine Mailadresse des Trainers hinterlegt, weiß dieser nach Beendigung des Trainings sofort Bescheid, was sein Schützling geleistet hat. Strava belohnt fleißige Trainierer mit kleinen Krönchen für den KOM, den King Of the Mountain, vorausgesetzt man war auf markierten Streckensegmenten gut genug. Weniger starke Strava-Anhänger müssen damit leben, dass sie sich mit ihrer Leistung auf Platz 325 im jeweiligen Streckensegment wiederfinden. Aber das passiert bei Jedemann-Rennen ja auch.

Die MapMyRide-App kann auf andere Weise motivieren. Wer beispielsweise durch Training abnehmen will und in den Einstellungen ein Zielgewicht eingestellt hat, wird am Ende jeder Einheit informiert, wie viele Kalorien er verbrannt hat und wann sein Wunschgewicht vermutlich erreicht sein wird, wenn er weiter trainiert wie bisher. Wahoo spricht eher den Zahlenmenschen an, der seine Leistungsdaten kennt und seine Puls- und Powerzonen bis auf Herzschlag und Watt genau definiert hat. Entsprechend informiert die Anzeige darüber, in welcher Trainingszone Herz und Motor momentan arbeiten.

Die vier getesteten Apps sprechen Rennradler mit unterschiedlicher Motivation an. In der Aufzeichnung der Daten unterscheiden sie sich geringfügig, motivieren jedoch auf sehr unterschiedliche Weise und unterscheiden sich klar in der Darstellung der Daten. Der Einsteig in die App-Welt ist günstig, wer mehr wissen möchte, muss ­allerdings aufrüsten. Aber dann steht der effektiven ­Trainingssteuerung nichts mehr im Wege.

Tipps und Tricks:

1. Achten Sie auf Ihre Privatsphäre beim Teilen Ihrer Trainingsdaten. Die Einstellungen dazu finden Sie bei den meisten Apps unter Privacy

2. Beim Koppeln der Sensoren kann es zu Problemen kommen, wenn zwei Fitness-Apps gleichzeitig auf dem Smartphone installiert sind. Deaktivieren Sie die Koppelung bei der nicht benutzten App

3. Aktivierte GPS- und Bluetooth-Funktion verkürzen die Akkulaufzeit drastisch. Die WLAN-Funktion können Sie deaktivieren, um den Akku zu schonen

4. Auch das Display frisst Akkuleistung. Wer nicht ständig seine Daten sehen muss, kann das Smartphone in den Ruhezustand schalten. Die Aufzeichnung läuft dann stromsparend im Hintergrund

5. Für ausgedehnte Trainingseinheiten empfiehlt sich die Anschaffung eines externen Zusatzakkus. Günstige Modelle sind ab 20 Euro erhältlich

Die getesteten Modelle

Cyclemeter GPS
Die Datenmaschine

Die Cyclemeter-App überzeugt durch eine sehr individuell konfigurierbare Benutzeroberfläche. Es dauert zwar eine Weile, bis man alle Funktionen in den Einstellungen durchdrungen hat, doch die Mühe lohnt sich. Per Kopfhörer und Mikro kann man die App sogar fernsteuern, ohne dafür die Hände vom Lenker nehmen zu müssen. Wer seinen persönlichen Leistung auf der immer gleichen Strecke checkt, kann die Strecke zuvor in festgelegte Sektoren einteilen. Später in der Auswertung lassen sich diese "Splits" dann sehr gut vergleichen, Trainingsfortschritte sind schnell erkennbar. -
Gut gefallen hat uns der automatisierte Mailversand mit jeweils zwei Auswertungs-Links und detaillierter Trainingsanalyse an eine vorher festgelegte Adresse. So kennt beispielsweise der Trainer schon kurz nach dem Absteigen vom Rad alle Leistungsdaten seines Schützlings und kann die Trainingseinheit analysieren . Die Verbindung zu allen -Blue-tooth-Sensoren sowie die Darstellung der wichtigsten Trainingsdaten auf dem Computer von Wahoo funktioniert sehr gut. Leider ist die App für Android-Geräte bislang nicht verfügbar. Dafür kann man sie sehr gut auch fürs Lauftraining oder auf dem Rollentrainer verwenden.

+ Schwellenleistung einstellbar; Anzeige  individuell konfigurierbar; planbares -Zonentraining nach Watt oder Herzfrequenz;  Im- und Export von Trainingsdaten      

	– bislang nicht für Android-Geräte;   Sensoren mussten hin und wieder gelöscht  und neu installiert werden
Foto: Hersteller

MapMyRide+
Gesundheitscoach

Ob Rennradtraining, Schwimmen, oder Laufen, MapMyRide zeichnet so ziemlich jede Sportart auf. Dank übersichtlicher Koppelungs-Option gelingt das Erkennen der Sensoren intuitiv. Lediglich den Stages-Powermeter wollte die App wiederholt nicht erkennen. Während der Aufzeichnung ist die Kartendarstellung im Vordergrund, die Trainingsdaten wischen immer nur für kurze Zeit durch die Anzeige. Dies soll man zwar individualisieren können, trotz bezahltem Premium-Status gelang uns das jedoch nicht. Auch der Upload der Trainingsdaten auf www.mapmyride.com ließ zahlreiche Fragen offen. Zwar waren die Strecken und die aufgezeichneten Puls-Daten vorhanden (inklusive einer kleinen Auswertung der Pulszonen sowie entsprechender Einträge ins Trainingsbuch), jedoch etwas unübersichtlich sortiert und für eine fundierte Trainingssteuerung schlecht aufbereitet. Wer einfache Trainingspläne nach den vorhandenen Vorlagen (Improve) aussucht und sein Gewicht mit den Ernährungsplänen reduzieren möchte, für den könnte MapMyRide eine Option sein. Leider sind diese Funktionen teilweise sehr versteckt und durch die rudimentäre Übersetzung ins Deutsche alles andere als selbsterklärend.

+ gezieltes Abnehmen durch integrierten Ernährungsplan; einfache Koppelung zusätzlicher Sensoren; automatisierte Datenauswertung

	– schlechte oder keine Übersetzung ins Deutsche; Powersensor mehrfach nicht erkannt; Display-Konfiguration schwierig
Foto: Hersteller

Strava Cycling
Der Wettkampfmanager

Mit Strava werden Gegner zu Freunden und Freunde zu Gegnern. Mit anderen Worten: Wettkampf ist immer, auch wenn der Gegner nur virtuell seine Duftmarke auf einem bestimmten Streckenabschnitt hinterlassen hat. Dabei kann jeder Teilnehmer seine gefahrene Zeit auf seiner Hausrunde oder einem bestimmten Streckenabschnitt -hinterlegen. Fährt man die gleiche Strecke, wird dies von Strava automatisch registriert und je nach Erfolg mit einer Platzierung belohnt. Diese Spielerei kann durchaus süchtig machen und zu mehr und intensiverem Training anspornen – zumal einem die App alle in der Umgebung verfügbaren Herausforderungen dank GPS anzeigt. Wie bei den anderen Apps lassen sich alle nötigen Sensoren für Watt-Messung oder Pulskontrolle koppeln. Die Ergebnisse im Detail sieht man erst, wenn man die aufgezeichneten Daten auf das Strava-Portal hochlädt. Während der Fahrt verweigert das Display den Blick auf detaillierte Daten, es lässt sich auch nicht frei konfigurieren. Seine Privatspähre muss man bei Strava genau definieren. Schiebt man die Regler nicht auf die höchste Sicherheitsstufe, kann die ganze Welt erfahren, wann und wo man zum Training unterwegs ist.

+ motivierender Wettkampfcharakter; einfaches Auffinden von erfassten Segmenten; funktionierende Community;  man findet schnell Gleichgesinnte

	– Website nicht auf Deutsch; Display bedien-unfreundlich, kleine Icons; kein Zonentraining
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Wahoo Fitness
Der Datenmonitor

Die kostenlose Fitness-App von Wahoo spielt ihr ganzes Potenzial im Verbund mit den passenden Sensoren für Puls, Geschwindigkeit, Trittfrequenz und vor allem einem Power-Sensor aus. Das Koppeln mit den Sensoren ist übersichtlich und sehr einfach, innerhalb kürzester Zeit bekommt man eine Rückmeldung, wenn der Sensor gefunden wurde. Ebenso komfortabel funktioniert das Abschalten, sobald man einen Sensor nicht benötigt, beispielsweise wenn man vom Rennrad- zum Lauftraining wechselt. Das Anzeige-Layout ist puristisch und übersichtlich gestaltet, auch bei Puls 180 kann man noch alles klar erkennen. Wer seine Puls- und Leistungs-Zonen kennt, kann diese in den Einstellungen exakt definieren und bekommt während des Trainings Rückmeldung. Anders als Strava oder Cyclemeter bietet Wahoo bislang keine detaillierte Auswertung der Einheiten via Website oder Premium-Mitgliedschaft. Stattdessen ist man frei in seiner Entscheidung, auf welcher Plattform man seine Trainingseinheiten analysieren möchte, sei es Garmin Connect, 2peaks.com oder TrainingPeaks.com. Den Zugriff auf das gewünschte Trainingsportal autorisiert man in den Einstellungen per Kenn- und Passwort.

+ Übersichtliche Anzeige;  Power- und Pulszonen frei definierbar;  benötigt wenig Speicherplatz; großes Angebot an Sensoren; direkte Anbindung an zahlreiche Trainingsportale

	– Android-Version für April 2014 angekündigt; integrierte Anleitungen sind wenig hilfreich; detaillierter Support nur über Website
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