Unbekannt
· 27.07.2004
Sie ist 37 und gehört noch immer zu den besten Radsportlerinnen der Welt. Die ideale Zeit aufzuhören, findet Petra Roßner und hat sich für ihre letzte Saison viel vorgenommen. TOUR wollte es genauer wissen und hat die Kapitänin der Equipe Nürnberger zuhause in Leipzig besucht.
Sie ist 37 und gehört noch immer zu den besten Radsportlerinnen der Welt. Die ideale Zeit aufzuhören, findet Petra Roßner und hat sich für ihre letzte Saison viel vorgenommen. TOUR wollte es genauer wissen und hat die Kaptänin der Equipe Nürnberger zuhause in Leipzig besucht.
TOUR: Sie sind Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Weltcup-Siegerin, 24-fache Deutsche Meisterin – und wollen Ende des Jahres Ihre Karriere beenden. Was erhoffen Sie sich von Ihrer letzten Saison?
ROSSNER: Ich will meine Aufgabe als Mannschaftssportlerin erfüllen – und ich will gesund bleiben.
Das klingt bescheiden. Wie steht es mit eigenen Ambitionen?
Ich will einen guten Abschluss für meine Karriere finden. Zum Beispiel will ich noch zwei Weltcup-Rennen gewinnen, dann hätte ich zehn. Und ich würde gerne noch mal eine Medaille bei Olympia gewinnen. Das wird aber nicht einfach. Wir (die deutsche Nationalmannschaft, Anm. d. Red.) haben nur drei Startplätze, aber allein bei Nürnberger gibt es mehrere Leute, die einen kriegen könnten. Ich will keinen Ego-Trip anfangen, aber für jeden Leistungssportler ist Olympia ein Traum.
Was ist das Faszinierende an den Olympischen Spielen?
Sie finden nur alle vier Jahre statt, sie haben das größte Medieninteresse, und es ist unheimlich schwer, dort zu gewinnen, weil alle noch motivierter sind als sonst. Das ist ein irres Ereignis. Wenn ich als Kind Olympia im Fernsehen gesehen habe, bekam ich Gänsehaut.
Wie wichtig ist Olympia für den Frauenradsport?
Sehr wichtig. Wer im Frauenradsport Weltspitze ist, der träumt von Olympia. Sportarten, die sonst nicht so in den Medien vertreten sind, wecken dort ein gleichberechtigtes Medieninteresse. Wenn man den Frauenradsport, der immer noch diskriminiert wird, voranbringen will, dann ist es bei diesen Events wichtig, vorne zu sein.
Wieso klappte bei Saturn, was bei vielen anderen Mannschaften nicht klappt?
Sie haben dort verstanden, das Selbstvertrauen zu steigern. Wir haben den ganzen Tag gehört, dass wir was Besonderes sind. Außerdem stellte Gianna Roberge (die Sportliche Leiterin; Anm. d. Red.) die Fahrerinnen nach Chemie zusammen. Als ich dort hin kam, sagten sie mir, dass sie mich vier Jahre lang beobachtet hatten. Ich fragte nur zurück: „Ich bin also keine Drecksau?“
Und nun versuchen Sie, den Teamgeist des ehemaligen Team Saturn auf die Equipe Nürnberger zu übertragen?
Ja, mit Praxisbezug. Ich habe mir das Vertrauen im vergangenen Jahr erst erarbeiten müssen. Ich kann sagen: Die Tour de l’Aude gewinnen wir noch, obwohl Judith Arndt 1:30 Minuten zurückliegt. Da gucken alle ungläubig. Weil es uns aber tatsächlich gelungen ist, haben alle gemerkt, dass es stimmt, was ich sage.
Wollen Sie nach Ihrer aktiven Karriere Sportliche Leiterin werden?
Ich möchte noch nicht über meine Pläne sprechen.
ZUR PERSON
geboren: 14.11.1966
Wohnort: Leipzig
Größe: 1,74 Meter
Gewicht: 64 Kilogramm
Petra Roßner begann ihre Sportlaufbahn als Läuferin in der Kinderund Jugendsportschule der DDR, ehe sie 1985 auf eigenen Wunsch zum Radsport wechselte. Ein Jahr später gewann sie bereits fünf DDR-Meistertitel. Nach der Wende wechselte Roßner, die ihrer Heimatstadt Leipzig verbunden ist, zunächst in den Westen und lebte später für längere Zeit in Australien und den USA. Nach drei Jahren beim US-Profiteam Saturn fährt sie seit 2003 als sprintstarke Kapitänin für die Equipe Nürnberger.
wichtigste Erfolge:
Weltmeisterin 1991 und Olympiasiegerin 1992 in der Einer-Verfolgung; Gesamtsieg im Straßen-Weltcup 2002; 23 Etappensiege bei Tour und Giro